Alkohol als Störfaktor für unseren Schlaf

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Der Schlaf und die damit verbundene Erholung haben einen immensen Einfluss auf die Gesundheit. Während des Schlafens regeneriert sich unser Körper, verarbeitet Erlebnisse, Emotionen, Gedanken und tankt Energie für den nächsten Tag. Doch was passiert mit unserem Schlaf, wenn er durch äussere Einflüsse gestört wird? Einer der grössten Störfaktoren ist der Alkoholkonsum. Dennoch ist der Irrglaube, ein Glas Wein würde den Schlaf verbessern, weit verbreitet. Ein Blick auf die Physiologie Schlafes bringt Klarheit.

Obwohl der Schlaf zur Erholung dient, ist das Gehirn währenddessen alles andere als inaktiv. Zahlreichen Studien, welche mit einem Elektroenzephalographen (EEG) die Hirnströme von schlafenden Personen gemessen haben, fanden heraus, dass der Schlaf in unterschiedlichen Phasen abläuft. Dabei gibt es vier verschiedene Stadien, die sich zyklisch wiederholen.

Stadium 1Die sogenannte Einschlafphase lässt sich kaum vom Wachzustand unterscheiden. Man wird müde und die Augen werden schwerer. Dieses Stadium dauert einige Minuten, wobei das EEG erste Verlangsamungen der Hirnwellen anzeigt. Das Gehirn signalisiert dem Körper herunterzufahren, um sich auf das Schlafen vorzubereiten.

Stadium 2Deutlicher vom Wachheitszustand zu unterscheiden ist das zweite Stadium. Neurotransmitter, wie zum Beispiel GABA oder Glyzin, werden dabei ausgeschüttet. Damit wird die Erregbarkeit der Nervenzellen herabgesetzt und die Aktivität des Nervensystems verringert sich. Zudem beginnen die Muskeln zu entspannen und es gibt keine Augenbewegungen mehr.

Stadium 3 & 4Diese beiden Schlafphasen sind die sogenannten Tiefschlafphasen. Der Muskeltonus entspannt sich weiter. Die Hirnwellen werden im dritten Stadium zwischen 20 und 50 Prozent langsamer, im vierten sogar über 50 Prozent. Diese Phase ist für die Erholung besonders wichtig, da hier Wachstumshormone ausgeschüttet werden, die zur Regeneration beitragen. Das Immunsystem wird aktiviert und bekämpft Viren sowie Bakterien.

Zu diesen vier Stadien kommt eine weitere Schlafphase hinzu, die eine besondere Rolle im Schlafzyklus einnimmt: der sogenannte REM-Schlaf. Die Namensgebung stammt von der ausfälligsten Eigenschaft dieser Phase; den schnellen Augenbewegungen – REM steht für ‘’Rapid Eye Movement’’. Die REM-Phase ist eine aktive Schlafphase. Obwohl sich der Körper im Tiefschlaf befindet, ist das Gehirn hochaktiv. Der Blutdruck sinkt und die Atmung wird unregelmässig. Die Muskeln der Haltemuskulatur, also diejenigen, die wir zum Sitzen oder Stehen benötigen, sind völlig atonisch (maximal entspannt). Trotzdem kommt es während der REM-Phase zu Zuckungen.

Wurden die Studienteilnehmer während dieser Schlafphase geweckt, berichteten sie von lebhaften und farbigen Träumen. Deswegen sind sich Forscher heutzutage einig, dass hauptsächlich während dieser Phase des Schlafes geträumt wird. Auch gehen viele Forscher davon aus, dass in der REM-Phase Sinneseindrücke und Emotionen verarbeitet werden. Nach 60 bis 90 Minuten sind alle vier Stadien inklusive des REM-Schlafes beendet und der ganze Prozess beginnt von vorne. Die REM-Phase wird nach jedem Zyklus länger. Gleichzeitig werden die Tiefschlafphasen mit jedem Zyklus kürzer oder fallen gegen Ende der Nacht sogar ganz weg. Nach fünf bis sieben Zyklen ist die ganze Prozedur vorbei. Der durchschnittliche Mensch braucht rund acht Stunden Schlaf. Dies variiert jedoch je nach Alter, Geschlecht und Anstrengung des Tages.

Zurück zum Störfaktor Alkohol. Dieser hat eine stimulierende wie auch sedierende Wirkung. Diese zwei Eigenschaften passen eigentlich nicht zueinander, denn einerseits macht Alkohol euphorisch und steigert die Herzfrequenz, andererseits verursacht er eine motorische Verlangsamung und eine kognitive Beeinträchtigung. Doch was hat das jetzt genau mit dem Schlafen zu tun?

Stimulierend wirkt Alkohol vor allem auf die Blase. Das antidiuretische Hormon (ADH) ist für die Wasserrückresorption des Harnes in den Nieren verantwortlich. Alkohol stoppt die ADH-Produktion, wodurch die aufgenommene Flüssigkeit schneller ausgeschieden wird. Häufiges Aufwachen während der Nacht für den Gang auf die Toilette verhindern ein Durchschlafen.

Die sedierende Wirkung sorgt dafür, dass die vorhin erwähnte Einschlafzeit deutlich verkürzt wird. Der Tiefschlaf tritt schneller ein, da die ersten zwei Schlafstadien verkürzt oder sogar übersprungen werden. Irrtümlicherweise wird dies häufig als ein positiver Effekt angesehen. Doch durch das Fehlen der ersten zwei Stadien fehlt dem Körper die Zeit, sich auf das Schlafen vorzubereiten. Die erwähnten Neurotransmitter werden nicht ausgeschüttet, ein unruhiger Schlaf ist die Folge. 

Hinzu kommt, dass der Tiefschlaf zwar verlängert, jedoch gestört abläuft. Der Körper ist damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen, und hat deswegen nicht die Kapazität, sich zu regenerieren und zu reparieren. Durch diesen verlängerten Tiefschlaf leidet der REM-Schlaf. Dies hat verehrende Konsequenzen auf das Wohlbefinden am nächsten Morgen – der sogenannte Kater stellt sich ein. Der Körper ist nicht ausgeruht, schlechte Laune und Unpässlichkeit sind die Folge. Bei gelegentlichem Alkoholkonsum ist das nicht weiter tragisch, da der Körper sich seine benötigte Erholung in der nächsten Nacht holt. Problematischer wird es hingegen bei exzessivem und regelmässigem Konsum. Studien ergaben, dass alkoholabhängige Menschen signifikant höher gefährdet sind, Schlafstörungen zu entwickeln. Diese verursachen häufig psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Angststörungen und Depressionen.

Daher ist es empfehlenswert, nach einem erhöhten Alkoholkonsum, wie zum Beispiel nach einer Feier, dem Körper genügend Zeit zur Erholung zu geben, mit anderen Worten am nächsten Abend früher ins Bett zu gehen, um den verpassten Schlaf nachzuholen. Regelmässiges Alkoholtrinken sollte man vermeiden und das Trinken möglichst frühzeitig vor dem Schlafengehen einstellen.

Milos Morarevic

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

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