Zucker macht süchtig. Jedoch gibt es für Zucker anders als etwa für Alkohol oder Nikotin keine Altersbeschränkungen oder erhöhte Preise, und wer von uns kennt schon jemanden, der auf Zucker-Entzug ist? Tatsache ist, für viele Leute gehört Süsses fraglos zum Ernährungsprogramm. Tatsache ist aber auch, dass Zucker Treiber vieler Krankheiten und insbesondere von Übergewicht ist. Springen wir also gleich zur Kernaussage: Unsere Zuckersucht müssen wir nicht einfach hinnehmen – im Gegenteil, sie ist in höchstem Masse gewohnheitsabhängig und kann durch veränderte Essgewohnheiten innerhalb relativ kurzer Zeit stark reduziert werden.
Genau hier setzt das Koch- und Ratgeberbuch «Goodbye Zucker» der Australierin Sarah Wilson an. Grundsätzlich ist das Buch als 8-Wochen-Programm konzipiert, dessen Ziel es ist, die eigene Ernährung schrittweise zu entzuckern. Im ersten Teil wird das Thema einfach, kurz und verständlich aufgearbeitet (Wo liegt überhaupt das Problem?). Hier fliessen unter anderem die persönlichen Erfahrungen der Autorin mit ein. Im zweiten Teil wird dokumentiert, wie ein Entzuckerungsprogramm aussehen könnte. Das Buch führt dabei schrittweise durch die 8 Wochen mit Tipps, Tricks und Hinweisen zu den passenden Rezepten. Der dritte und grösste Teil beinhaltet die Rezepte, welche selbstverständlich auch ohne das 8-Wochen-Programm gut genutzt werden können. Hinzu kommen interessante Einschübe wie etwa „Vorräte anlegen“ oder „Zuckerfrei mit Kindern“.
Uns gefällt, dass das Buch persönlich, motivierend und darüber hinaus sehr ansprechend gestaltet ist. Die ausführlich bebilderten Rezepte sind originell, erfordern keine grossen Kochkünste und schmecken fantastisch. Es geht der Autorin nicht darum, mit vielen exotischen Zutaten ein kompliziertes Gericht anzufertigen. Oft werden ähnliche Zutaten für die verschiedenen Gerichte verwendet (was den Einkauf etwa von Gewürzen, die nur ein einziges Mal verwendet werden, verhindert). Die Mengenangaben sind vage gehalten (z.B. «eine Handvoll Nüsse») und die Rezepte laden generell zum Experimentieren ein. Sie sind ausserdem gut geeignet für Leute mit einer Laktose- und/oder Glutenintoleranz. Besonders hilfreich ist, dass die Rezepte sich hauptsächlich auf die Mahlzeiten und Arten von Gerichten konzentrieren, die üblicherweise den meisten Zucker beinhalten (also Frühstück, Snacks, Aufstriche, Smoothies und Desserts).
«Goodbye Zucker» ist nicht das ultimative Kochbuch, welches alle anderen ersetzen soll. Es ist auch nicht eine Art «Nie-mehr-Zucker-Bibel». Etwas komplett zu verbieten, schafft häufig nur einen noch grösseren Anreiz, das Verbotene zu konsumieren. Ausserdem geht es nicht darum, die eigene Freiheit einzuschränken. Vielmehr sollen wir in gesundem Masse hier und da etwas Süsses essen können – aber nicht, weil wir davon abhängig sind. Wer für solche Genussmomente (und sei es auch nur ab und zu) eine zuckerfreie Variante ausprobieren möchte, für den hält das Buch die richtigen Rezepte und Tipps bereit.