Kälte und geringe Luftfeuchtigkeit – Die Auswirkungen des Saisonwechsels

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Die warmen Herbsttage gehen langsam zu Ende und der Winter steht vor der Tür. Während wir uns auf die vorweihnachtliche Stimmung freuen, uns den Winter in den Bergen vorstellen und die Skier für die kommende Saison vorbereiten, gibt es jemanden, dem der Umschwung nicht ganz so einfach fällt: unser Körper. Die Umstellung vom warmen, eher feuchten Sommer und Herbst zum kalten, trockenen Winter hat einen Einfluss auf unsere Haut, unser Immunsystem und unsere Atmung.

Der Grund für die trockene Luft im Winter liegt in der physikalischen Eigenschaft des in der Luft vorkommenden Wasserdampfes. Die absolute Luftfeuchtigkeit ist der wirkliche Wasserdampfgehalt, der sich in der Luft befindet. Die relative Luftfeuchtigkeit ist der prozentuale Anteil des möglichen, maximalen Wasserdampfgehaltes in der Luft. Wie viel Wasserdampf die Luft aufnehmen kann, ist Temperatur abhängig. Je wärmer die Luft, desto höher ist die mögliche absolute, maximale Luftfeuchtigkeit. Je kälter die Luft, desto geringer ist deren Kapazität, Wasserdampf zu speichern.

Für den Körper, die Haut, Schleimhäute und Atemwege ist die relative Luftfeuchtigkeit entscheidend. Auch wenn die vorherrschende relative Luftfeuchtigkeit draussen im Winter ähnlich ist wie im Sommer, unterscheidet sie sich in Innenräumen stark. Befinden wir uns nämlich in einem geschlossenen, kühlen Raum und heizen diesen auf, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit schnell ab.

Die Hautfeuchtigkeit ist eng an die Luftfeuchtigkeit gekoppelt. Eine trockene Haut führt dazu, dass die Haut ihre Elastizität verliert, spröder und rissiger wird. Dadurch verliert sie ihren natürlichen Schutzmechanismus. Wie Sie dem Artikel «Die menschliche Haut» entnehmen können, hat die Haut neben der Flüssigkeitsregulation auch die Aufgabe der Temperaturregulation und – für den vorliegenden Artikel entscheidend – eine Schutzfunktion. Durch die spröde, rissige Haut entstehen kleine Mikroläsionen, durch welche Bakterien, Viren und Pilze einfacher durch die Haut eindringen können. Die Infektionsgefahr ist dadurch generell erhöht. Nebenbei können diese Mikroläsionen auch schmerzhaft sein. Vor allem an Orten, wo die Haut sehr dünn ist, kann die Epithelschicht komplett einreissen. Mundwinkel und die Haut am Fingernagel-Haut-Übergang sind dafür besonders anfällig.

Die Schleimhäute sind von trockener Luft noch stärker bedroht, da sie nicht über die hornige Schutzschicht der restlichen Haut verfügen. Die Schleimhäute dünnen sich aufgrund des Flüssigkeitsverlustes aus und werden dadurch, wie auch durch Mikroläsionen, infektionsanfälliger. Zudem fällt es Viren leichter, in trockener Luft zu überleben, und werden in ihr leichter übertragen. Grund dafür sind die fehlenden Wasserdampfpartikel in der Luft. Diese lagern sich nämlich an die Virenpartikel an und führen dazu, dass sie schwerer werden, schneller zu Boden fallen, und somit aus der Luft entfernt werden. Ein weiterer unangenehmer Effekt der zu dünnen, trockenen Schleimhäute ist erhöhtes Nasenbluten im Winter. Die Gefässe der Nasenscheidewand liegen sehr oberflächlich und sind nur von Schleimhaut bedeckt. Bei einer durch Trockenheit ausgedünnten Schleimhaut, sind die Gefässe nun weniger gepolstert. Dadurch laufen sie Gefahr, durch kleine mechanische Reize zu platzen oder aufzureissen. Vor allem ältere Personen, bei welchen die Hautfeuchtigkeit physiologisch bereits verringert ist, sind davon betroffen.

Nicht nur die Hautfeuchtigkeit, sondern der ganze Feuchtigkeitshaushalt ist von zu geringer Luftfeuchtigkeit und der Kälte betroffen. Um einen optimalen Sauerstoffaustausch zu ermöglichen, braucht die Einatemluft eine gewisse Wärme und Luftfeuchtigkeit. Atmen wir kalte Luft ein, wird diese über unsere Atemwege erwärmt. Damit sinkt, wie oben bereits erklärt, die relative Luftfeuchtigkeit. Trockene Luft verfügt aber nicht über die gleiche Sauerstoffaustauschkapazität wie warme Luft, und muss daher ebenfalls vom Körper in den Atemwegen angefeuchtet werden. Dieser Vorgang entzieht dem Körper zusätzliche Flüssigkeit, oft mehr sogar, als wenn man im Sommer bei heissen Temperaturen viel schwitz.

Um dem ganzen Flüssigkeitsverlust und dem Austrocknen der Haut entgegenzuwirken gibt es mehrere Massnahmen. Verwenden Sie im Winter häufiger Feuchtigkeitscrème, vor allem für stark exponierte Stellen wie Hände und Gesicht. Schauen Sie auf eine ausgewogene Trinkmenge und verzichten Sie wenn möglich auf exzessives Heizen. Ebenfalls können Sie zu Hause mit einem Luftbefeuchter für eine optimale Luftfeuchtigkeit sorgen. Diese sollte zwischen 40 – 60% liegen. Stärken Sie Ihr Immunsystem zusätzlich mit genügend Vitaminen, Bewegung und ausreichend Schlaf. Mehr dazu im Artikel «Gesund in den Herbst».

Quellen

Paschotta, R. (2021). Luftfeuchtigkeit: Energie-Lexikon. Abgerufen von: https://www.energie-lexikon.info/luftfeuchtigkeit.html (zuletzt am 10.11.2022).

Eccles, R., & Wilkinson, J. E. (2015). Exposure to cold and acute upper respiratory tract infection. Rhinology53(2), 99–106. https://doi.org/10.4193/Rhino14.239

Robin van den Wildenberg

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

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