Die Lebensretter hinter dem Schicksal

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Einige von uns besitzen von Haus aus die emotionale Intelligenz, Schicksale zu begreifen und zu erahnen, wo Hilfe in Wort und Tat nötig ist. Andere von uns wiederum wissen es aufgrund eigener Erfahrungen und persönlich erlebter Schicksale – sie haben ihr Verständnis und ihre Fähigkeit zum Perspektivwechsel somit teuer „erkauft“. So oder so: Weder eine persönliche Gabe zur Empathie noch die leidvolle Erfahrung, jemand Geliebtes durch schwere Zeiten zu begleiten, sucht man sich letztlich aus.

Ich habe wunderbare Angehörige getroffen, welche schwer demenzkranke Familienmitglieder pflegen und somit – ohne Vorwurf – ihr eigenes Leben in den Hintergrund stellen. Es gibt Kinder, Enkel und ganze Familien, die vom ersten Tag der Diagnose einer schweren Krebserkrankung bis zum Tage der Erlösung des Betroffenen alles getan haben, um das geliebte Familienmitglied zu betreuen und einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Als Arzt habe ich öfter das Privileg gehabt, diese Familien zu begleiten. Manchmal war ich auch der erste Mensch ausserhalb der Familie, der im Rahmen einer «Todesbestätigung» Abschied nehmen durfte. Es wäre glatt gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mich diese Begegnungen nicht traurig stimmten. Aber wo Schatten ist, ist auch Licht: In den Hinterbliebenen wohnte auch Liebe – und keimte selbst in diesen bitteren Stunden Zuversicht für die Zukunft auf. Diese Intensität des Lebens zu spüren ist herausfordernd, manchmal überfordernd, bietet aber auch viel Chance auf ein hoffnungsvolles und farbenfrohes Weltbild. Wir alle sind umgeben von Problemen. Aber gerade in solchen Momenten innezuhalten und zu reflektieren, lässt einen grosse Demut in Anbetracht der Vergänglichkeit des Lebens spüren.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Liebenden, Freunden, Bekannten und den Familienangehörigen unserer Patienten bedanken, die sich selbstlos – in oftmals schwierigen, bis aussichtslosen Situationen – einbringen. Ich sehe, was Sie alle leisten und freue mich darüber, dass es trotz vieler Probleme auf dieser Welt in schweren Momenten und Lebensphasen noch (Nächsten-)Liebe gibt. Es gibt gute Menschen und Gutes auf der Welt – man muss es nur erkennen wollen. Und wir, die wir in der Medizin tätig sind, dürfen bei allen Krankheits- und Schicksalsfällen auch ebendiese wunderbaren Menschen kennenlernen, die auch uns bestärken in der Sinnhaftigkeit unserer Arbeit und uns als Vorbild dienen. Danke!

Dr. Robert Klingl

Dr. Robert Klingl

Facharzt für Allgemeine Innere Medizin und Chief Medical Officer (MED4LIFE)

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