Nachdem im Frühling die Covid-19-Pandemie fürs Erste bekämpft schien, haben die Nachrichten über die Affenpocken sehr schnell die Runde gemacht und eine erneute pandemische Katastrophe wurde beinahe erwartet. Heute kann festgehalten werden, dass diese Situation ausgeschlossen ist. Dennoch dürfen die Affenpocken nicht unterschätzt werden, auch aufgrund des unzureichenden Wissensstands in der Bevölkerung. Dieser Artikel soll die Mechanismen der Erkrankung aufzeigen, Übertragungsmöglichkeiten erläutern und auch die Frage der Impfung klären.

Bei den Affenpocken handelt es sich um eine virale Erkrankung, welche nicht nur über die Haut und Schleimhaut, sondern auch indirekt über kontaminierte Gegenstände übertagen werden kann. Die Affenpocken werden auch zu den Geschlechtskrankheiten gezählt, nicht weil die Geschlechtsorgane primär betroffen sind, sondern weil sexueller Kontakt mit einer erkrankten Person die Wahrscheinlichkeit der Übertragung massiv erhöht. Insbesondere gleichgeschlechtlicher Geschlechtsverkehr zwischen Männern erhöht das Risiko einer Ansteckung. Die Gründe dahinter sind bis heute noch nicht final geklärt.

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Auftreten von Symptomen, kann bis zu 21 Tage betragen, in der Regel liegt die Inkubationszeit jedoch etwa bei einer Woche. Die Symptome kann man sich als allgemeine schwere Grippe (Erschöpfung, Kopf- und Gelenkschmerzen, Fieber, Schüttelfrost) mit zusätzlichem Hautausschlag vorstellen. Der Hautausschlag besteht vor allem aus kleinen Bläschen und Pusteln, die nach einigen Tagen verkrusten. In der Regel tritt der Hautausschlag nach den Grippesymptomen auf und löst insbesondere in den ersten Tagen des Ausschlags einen heftigen Juckreiz aus.

Von allen Ansteckungen mit Affenpocken betreffen über 90% Männer! Das ist ein möglicher stochastischer Grund, weshalb besonders homosexuelle Männer gefährdet sind. In der Schweiz wurden 500 Fälle erkannt und die Tendenz ist derzeit rückläufig. Die initiale Verbreitung des Virus’ kommt aus Zentralafrika durch die Übertragung von Nagetieren auf den Menschen. Der Name könnte implizieren, dass die Übertragung vom Affen auf den Menschen gelangt ist. Der Affe ist jedoch ein Fehlwirt der Nagetiere. Ein Fehlwirt beschreibt einen Wirt für ein Virus, in dem sich das Virus nicht weiterentwickeln, der es jedoch übertragen kann.

Das Virus der Affenpocken unterscheidet sich vom herkömmlichen Pockenvirus nicht sehr stark. Hierbei gilt es zu beachten, dass das Pockenvirus nicht die Windpocken auslöst. Die Windpocken sind auf das sogenannte Varizella-Zoster-Virus zurückzuführen. Die vorhandenen Impfstoffe gegen das herkömmliche Pockenvirus können auch wirksam gegen Affenpocken eingesetzt werden. In der Schweiz wurde jedoch im Sommer eine Bestellung eines neuen Pockenimpfstoffs getätigt, der spezifischer gegen die Affenpocken gerichtet ist.

Die Impfung dient vor allem der Verhinderung von schweren Krankheitsverläufen und nicht primär dazu, sich gar nicht erst anzustecken. Die Impfung kann prophylaktisch oder nach engem Kontakt mit einer infizierten Person verabreicht werden. Auch wenn die Affenpocken vor allem zu Beginn medial für viel Aufsehen gesorgt und Angst in der Bevölkerung geschürt haben, gibt es keine Impfempfehlung für die breite Bevölkerung.

Dies hat einerseits mit der begrenzten Verfügbarkeit des Impfstoffs zu tun (es konnten 40’000 Dosen bestellt werden) andererseits aber auch mit der ungleichen Verteilung zwischen Mann und Frau. Derzeit wird diskutiert, ob die Impfung Männern vorbehalten sein soll, weil sie in mehr als 90% der Fälle betroffen sind. Dabei gäbe es eine erneute Priorisierung unter den Männern – homosexuelle Männer sind auf der Prioritätenliste aufgrund des erhöhten Erkrankungsrisikos zuoberst.

Frauen müssen sich deswegen jedoch keine Sorgen machen, denn ihr Risiko, an den Affenpocken zu erkranken, ist so gering, dass diese Massnahme tragbar wäre. Dennoch bleibt natürlich eine ethische Debatte, wenn diese Überlegungen durchgesetzt werden würden. Nebst homosexuellen Männern hätte auch Gesundheitspersonal, das aufgrund der Arbeit gegenüber den Affenpocken exponiert wäre, erleichterten Zugang zur Impfung.

Abschliessend kann also festgehalten werden, dass die Affenpocken weiterhin beobachtet werden müssen, jedoch nach aktuellem Stand keine Bedrohung für die breite Bevölkerung darstellen. Eine Impfung ist insbesondere Frauen und heterosexuellen Männern nicht empfohlen und bleibt voraussichtlich homosexuellen Männern, Trans-Personen und exponiertem Gesundheitspersonal vorbehalten.

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Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)