Das Chronic Fatigue Syndrom (CFS) – auf Deutsch chronisches Müdigkeitssyndrom – beschreibt das Vorhandensein von exzessiver und langanhaltender Müdigkeit. Es ist ein schwer greifbares medizinisches Phänomen, das mit einem hohen Leidensdruck einhergeht. Chronische Müdigkeit an sich ist ein häufiges Symptom von vielen Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen, Stress, Tumore etc.). Das Chronische Müdigkeitssyndrom dagegen ist eher selten und daher eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass vor der Diagnose CFS andere mögliche Ursachen für die chronische Müdigkeit aktiv ausgeschlossen werden müssen.
Die Ursache für das chronische Müdigkeitssyndrom ist bis heute unbekannt. Das macht das Krankheitsbild sehr komplex und reduziert die Behandlungsmöglichkeiten. Viele Erkrankte erhalten lange keine Diagnose. Oftmals bleibt das CFS also unerkannt. Die Fallzahlen in der Schweiz werden auf etwa 20‘000 geschätzt. Frauen leiden deutlich häufiger am CFS als Männer und der Erkrankungsgipfel liegt bei 30 Jahren.
Erkrankte zeigen unterschiedliche Symptome in verschiedener Ausprägung. Die starke Erschöpfung kann physisch, psychisch oder gemischt auftreten. Die Mischform ist am häufigsten, die Symptome lassen sich jedoch kaum für alle Betroffenen generalisieren. Typisch für das CFS ist die ausbleibende Besserung der Symptome durch Erholung. Selbst ausreichend Schlaf bringt Betroffenen also keine Linderung der Müdigkeit. Je nachdem ob die Erschöpfung vor allem physisch oder psychisch ist, werden andere therapeutische Schwerpunkte gesetzt. Aktive Physiotherapie hilft beispielsweise nur, wenn eine vorwiegend physische Müdigkeit (körperliche Belastungsintoleranz) vorliegt. Paradoxerweise sind viele Patientinnen und Patienten vor dem CFS körperlich sehr aktiv. Ein plötzlicher Beginn der heftigen Müdigkeit ist also ebenfalls typisch. Nach diesem plötzlichen Beginn halten die Beschwerden oft lange an (mehr als 6 Monate).
Chronische Müdigkeit kann auch im Rahmen von psychischen Erkrankungen auftreten. Diese Müdigkeit wird jedoch vom CFS abgegrenzt. Vor allem bei Depressionen und Angststörungen, welche oft mit einer ausgeprägten Antriebslosigkeit einhergehen, tritt chronische Müdigkeit häufig auf. Die psychische Komponente erschwert die Diagnose zusätzlich. Ist ein CFS vorhanden, löst dieses in der Regel einen hohen Leidensdruck aus und kann sekundär zu einer Depression führen. Die Depression kann aber auch zuerst aufgetreten sein und eine ausgeprägte chronische Müdigkeit auslösen – das wäre dann jedoch kein CFS, weil das CFS eine strikte Ausschlussdiagnose ist und nicht nur körperliche, sondern auch psychische Ursachen für die chronische Müdigkeit ausgeschlossen werden müssen.
Je schneller das CFS diagnostiziert wird, desto besser die Heilungschancen. Das CFS dauert jedoch oft Jahre an und benötigt in dieser Zeit eine interdisziplinäre Beratung. Die Behandlung umfasst auch psychologische Aspekte, weil es keine ursächliche Behandlung gibt, und in der Psychosomatik insbesondere auf den Umgang mit der Krankheit eingegangen wird. Nebst der Psychotherapie ist auch die Gestaltung des Alltags sehr wichtig.
Einem ungestörten Schlaf sollte besondere Beachtung geschenkt werden. Hierbei soll nicht nur die Schlafumgebung optimiert werden, sondern auch der Schlafdruck erhöht werden. Die optimale Schlafumgebung besteht aus einem dunklen, kühlen Raum. Das Bett soll ausschliesslich zum Schlaf und nicht zum Fernsehen, Lesen oder gar Arbeiten verwendet werden. Dies bildet im Gehirn ein Engramm, dass das Bett ausschliesslich zum Schlafen da ist. Um den nächtlichen Schlafdruck zu erhöhen, sollte sowohl auf den Mittagsschlaf als auch auf koffeinhaltige Getränke verzichtet werden. Hier ist erhebliche Disziplin vonseiten der Betroffenen gefragt, da sowohl Koffein als auch kurze Schlafpausen tagsüber ein naheliegendes Mittel sind, um der Müdigkeit kurzzeitig entgegenzuwirken.
Abschliessend kann also festgehalten werden, dass das CFS ein sehr komplexes Krankheitsbild darstellt und die therapeutischen Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Psychische Komorbiditäten sind häufig, weshalb eine Psychotherapie in vielen Fällen eine zentrale Säule der Therapie darstellt. Eine Heilung des CFS ist möglich, braucht jedoch viel Geduld. Falls Sie oder Personen in Ihrem Umfeld von CFS betroffen sind, empfehlen wir eine personalisierte Immuntherapie: https://immunmed.ch/.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)