Hausmittel sind ein weitverbreitetes Phänomen, das von vielen befürwortet, von einigen jedoch auch sehr kritisch betrachtet wird. Hausmittel haben gegenüber der Schulmedizin oftmals einen schweren Stand, da ihre Wirkung oft nicht auf Evidenz basiert und rein durch natürliche Stoffe hervorgerufen wird. Dieser Artikel befasst sich zu Beginn mit dem allgemeinen Potential der Hausmittel und geht dann über zum Hauptteil, welcher auf Hausmitteln gegen Erkältungen und Grippen eingeht.
Bei Hausmitteln soll ein einfacher Grundsatz verfolgt werden: Je schwerer eine Krankheit und deren Symptome, desto eher soll auf Schulmedizin zurückgegriffen werden. Dies hat damit zu tun, dass Hausmittel mit ihren natürlichen Wirkstoffen irgendwann an ihre Grenze stossen und eine schulmedizinisch medikamentöse Therapie sehr viel spezifischer gegen die jeweils vorliegende Erkrankung vorgehen kann. Hausmittel können insbesondere zu Beginn einer leichten Erkrankung benutzt werden. Davon leitet sich ein zweiter Grundsatz ab: Wenn man die Symptome innert vier Tagen durch die Hausmittel nicht reduzieren kann, sollte zwingend eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.
Die Hausmittel gegen Erkältung und Grippe (Influenza) werden in diesem Artikel gemeinsam erklärt, weil ihre Symptome meist zusammenfallen und daher gleich behandelt werden. Die häufigsten gemeinsamen Symptome sind eine laufende oder verstopfte Nase, Halsschmerzen, Fieber und Husten. Das wohl bekannteste Hausmittel gegen diese beiden leichten Erkrankungen ist der Tee. Warmer Tee hilft nicht nur dabei, den bei Erkältungen oftmals gestörten Flüssigkeitshaushalt auszugleichen, sondern auch das Sekret in den Bronchien und oberen Atemwegen zu verflüssigen. Die Hausmittelwirkung des Tees ist also einerseits systemisch, andererseits atemtechnisch – insbesondere bei verstopfter Nase. Je nach Teesorte werden weitere Symptome gelindert. Besonders erwähnenswert ist der Ingwertee. Die Wirkung von Ingwer beruht auf einer Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und auch einer Keimabtötung. Des Weiteren beruhigt Ingwertee den Magen. Häufig wird auch auf Kamillentee gesetzt, da dieser die allgemeinen Mechanismen des Immunsystems stimuliert und so zu einer schnelleren Abheilung der Symptome führt. Kamillentee sollte aufgrund obiger Ausführungen also eher bei einer Grippe eingesetzt werden und Ingwertee eher bei Erkältungen (v.a. Halsschmerzen).
Gegen Halsschmerzen kann man auch Wickel zur Hilfe ziehen. Die Wickel lassen sich unterteilen in warme und kalte und ferner in trockene und feuchte. Warme Wickel fördern die Durchblutung und wirken krampflösend. Daher können sie auch bei muskuloskeletalen Nackenschmerzen eingesetzt werden. Kalte Halswickel, welche oft mit Quark hergestellt werden, haben ein anderes Ziel. Sie helfen der Abschwellung und bremsen Entzündungsprozesse und werden daher vor allem bei Rachen- und Mandelentzündungen eingesetzt. Die Mandelentzündung wird nun als Beispiel herangezogen, um noch einmal auf die Grenzen der Hausmittel einzugehen. Wenn die Symptome nach vier Tagen nicht nachlassen, soll zwingend eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, um sich medikamentös behandeln zu lassen (in der Regel mit Antibiotika). Ansonsten droht die Gefahr einer Mandeloperation, welche unschöne und langwierige Folgen mit sich ziehen kann. Die Grenzen der Hausmittel hängen vor allem damit zusammen, dass Hausmitel in den allermeisten Fällen nicht gezielt gegen eine Erkrankung wirken können.
Zwei weitere Hausmittel sind das Inhalieren und die Nasespülung, die vor allem bei Beschwerden in den oberen Atemwegen helfen. Beide sind vergleichbar mit schulmedizinischen Medikamenten (wie Nasenspray und Lösemittel zum Inhalieren). Beim Inhalieren geht es darum, durch den heissen Dampf die Durchblutung anzuregen und die Schleimhäute zu reinigen. Dazu wird ein mit Wasser gefüllter Topf erhitzt und mit Heilkräutern angereichert. Die häufigsten verwendeten Kräuter sind Thymian und Kamille. Beugen Sie sich zum Inhalieren über den Topf und legen Sie sich ein Tuch so über den Kopf und Hals, dass das Tuch den Topf bedeckt und der Dampf nicht abweichen kann. Alternativ gibt es auch Inhaliergeräte, in die das heisse, mit Heilkräutern angereicherte Wasser abgefüllt werden kann.
Die Nasenspülung ist noch etwas einfacher zu bewerkstelligen. Dazu wird eine Kochsalzlösung mit lauwarmem Wasser gemacht und in eine Nasendusche gefüllt. Alternativ kann auch eine normale Trinkflasche mit Saugverschluss genommen werden. Die Nasendusche oder der Saugverschluss der Trinkflasche werden dann ans Nasenloch geführt und die Kochsalzlösung durch Drücken der Flasche in die oberen Atemwege geführt. Das Salz dient auf physiologischen Mechanismen beruhend der Abschwellung des Nasenschleims und der Spülung der Atemwege. Auch herkömmliche Nasensprays sind in der Regel stark salzhaltig. Die Nasenspülung hat jedoch den Vorteil, dass das Wasser mit mehr Druck in die oberen Atemwege gedrückt werden kann und so eine stärker spülende Wirkung erzeugt. Man muss dabei beachten, dass der Mund bei der Nasenspülung geöffnet ist und der Kopf zur Seite geneigt, sodass das Salzwasser nicht in den Rachen läuft.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)