Die Leber spielt eine entscheidende Rolle in unserem Körper. Nährstoffe werden energiegewinnend abgebaut oder in andere Stoffe umgewandelt, die der Körper braucht. Die Leber ist unser Entgiftungsorgan und speichert zudem verschiedene Nährstoffe, wie Vitamine, Kupfer, Eisen und Zucker. Vor allem in der Regulation des Blutzuckerspiegels spielt die Leber eine wichtige Rolle, indem sie beispielsweise zur Not aus anderen Stoffen Zucker herstellen kann. Durch Fortschritte in der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln wuchs weltweit auch die Anzahl an Personen, die an Adipositas (Übergewicht) leiden. Von Adipositas spricht man ab einem Körper-BMI über 30 kg/m2. Eine häufige Folge von Adipositas, zusammen mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ II und veränderten Blutfettwerten ist die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD; engl. „non-alcoholic fatty liver disease“). Hier kommt es zu einer Verfettung der Leber mit dem Risiko einer Leberentzündung und Bildung einer Leberzirrhose. Aktuell geht man davon aus, dass 23% der Weltbevölkerung an einer Fettlebererkrankung leiden (Roeb et al., 2022).

Stadien der Fettleber - NAFLD, NASH, Zirrhose

  1. NAFLD – Die nicht-alkoholische Fettleber ist das erste Stadium der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung. Dieses Stadium verläuft meist ohne erkennbare Symptome. Manchmal kommt es zu Oberbauchschmerzen.
  2. NASH – Im Stadium der nicht-alkoholischen Steatohepatitis findet bereits eine Entzündung in der Leber statt. Hier beschweren sich circa 50% der Betroffenen über Oberbauchschmerzen und einen Leistungseinbruch. (Metabolisches Syndrom – AMBOSS, o.J.)
  3. Leberzirrhose – Selten entwickelt sich aus der NAFLD und NASH eine Leberzirrhose. Die Zirrhose ist das Endstadium einer chronischen Lebererkrankung und ist gekennzeichnet durch eine Verhärtung und Fibrosierung der Leber. Hier leiden die Betroffenen an vielfältigen Symptomen, wie Völlegefühl im Bauch, Juckreiz, Gelbsucht und einer Leistungsminderung. Gefährlich sind vor allem die Folgen – Blutungen in der Speiseröhre, Bauchwassersucht bis hin zu Spätkomplikationen wie Leberkrebs.

Diagnostik

Meist wird eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung oder eine NASH zufällig entdeckt. Erste Hinweise sind erhöhte Leberfunktionsparameter, wie AST, ALT und GGT, die während einer Routine-Laborkontrolle erhoben werden. Bei Verdacht wird als nächstes ein Ultraschall gemacht. Zur Abklärung einer fortgeschrittenen Leberfibrose kann im Ultraschall oder MRI eine Elastografie durchgeführt werden – dieses Verfahren kann einerseits den Verdacht einer Fettleber bestätigen, andererseits den Grad der Leberverhärtung quantifizieren. Selten wird eine Leberbiopsie gemacht, wenn der Befund aller nicht-invasiven Untersuchungen unklar ist („Fettleber“, USZ, o.J.).

Therapieempfehlungen

Aktuell gibt es bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung kein empfohlenes Medikament, dass eingesetzt werden kann. Vielmehr besteht die Therapieempfehlung in der Reduktion des Körpergewichtes, einer Umstellung der Ernährung und regelmässiger sportlicher Aktivität. Alkoholkonsum sollte möglichst reduziert werden, da auch Alkohol zu einer Leberzirrhose führen kann. Bereits eine Gewichtsreduktion um 5% kann zu einer Verbesserung der Verfettung und Entzündung der Leber und einer Normalisierung der Leberwerte führen. Bei bestätigter Fibrose sollte eine Gewichtsreduktion von 10% angestrebt werden. Die mediterrane Diät sowie mindestens 3 Trainingseinheiten von moderater Intensität sind bei Adipositas empfohlen. Bei normalgewichtigen (sogenannte Lean-NAFLD) sollte körperliche Aktivität mit Ziel des Muskelaufbaus angestrebt werden.

Allerdings sollten auch die Begleiterkrankungen der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung mitbehandelt werden – so wird bei Diabetes Typ II und einer NAFLD oder NASH eine Therapie mit Metformin mit oder ohne einem SGLT2-Hemmer oder einem GLP-1 Analogon empfohlen. Bei erhöhten Blutfetten können Statine helfen. Bei Adipositas sind zudem GLP-1 Analoga, wie Liraglutid und Semaglutid, für die Gewichtsreduktion zugelassen (Roeb et al., 2022).

Vorbeugung

Mit den folgenden Tipps kann man die Entwicklung einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung sowie auch einer alkoholbedingten Fettlebererkrankung vorbeugen (Prävention – Deutsche Leberhilfe e.V.):

  • Vermeiden von Fruktose-haltigen Lebensmitteln (Fruchtsäfte, Softdrinks, Süssigkeiten)
  • Vermeiden von gesättigten Fettsäuren (fettiges Fleisch, Wurst, Butter, Kokosöl, Kokosfett)
  • Alkoholverzicht beziehungsweise moderater Alkoholkonsum
  • Rauchverzicht
  • Regelmässige sportliche Aktivität
  • Hepatitis-Schutzimpfungen
  • Gut eingestellter Blutzucker bei Diabetes mellitus Typ II

Quellen

Fettleber. (o. J.). USZ. Abgerufen 10. Mai 2023, von https://www.usz.ch/krankheit/fettleber/ 

Metabolisches Syndrom—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 10. Mai 2023, von https://next.amboss.com/de/article/4g03v2?q=nafld#Ze9faee886487272a95a96a51c5aae1f0

Prävention—Deutsche Leberhilfe e.V. (o. J.). Abgerufen 10. Mai 2023, von https://www.leberhilfe.org/themen/praevention/

Roeb, E., Canbay, A., Bantel, H., Bojunga, J., de Laffolie, J., Demir, M., Denzer, U. W., Geier, A., Hofmann, W. P., Hudert, C., Karlas, T., Krawczyk, M., Longerich, T., Luedde, T., Roden, M., Schattenberg, J., Sterneck, M., Tannapfel, A., Lorenz, P., … Collaborators: (2022). Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) – April 2022 – AWMF-Registernummer: 021–025. Zeitschrift für Gastroenterologie, 60(09), 1346–1421. https://doi.org/10.1055/a-1880-2283

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Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)