Was ist CFS?

Das Chronic Fatigue Syndrom (CFS) – auf Deutsch chronisches Müdigkeitssyndrom – beschreibt das Vorhandensein von exzessiver und langanhaltender Müdigkeit. Es ist ein schwer greifbares medizinisches Phänomen, das mit einem hohen Leidensdruck einhergeht. Chronische Müdigkeit an sich ist ein häufiges Symptom von vielen Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen, Stress, Tumore etc.). Das Chronische Müdigkeitssyndrom dagegen ist eher selten und daher eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass vor der Diagnose CFS andere mögliche Ursachen für die chronische Müdigkeit aktiv ausgeschlossen werden müssen.

Die Ursache für das chronische Müdigkeitssyndrom ist bis heute unbekannt. Das macht das Krankheitsbild sehr komplex und reduziert die Behandlungsmöglichkeiten. Viele Erkrankte erhalten lange keine Diagnose. Oftmals bleibt das CFS also unerkannt. Die Fallzahlen in der Schweiz werden auf etwa 20‘000 geschätzt. Frauen leiden deutlich häufiger am CFS als Männer und der Erkrankungsgipfel liegt bei 30 Jahren. 

Wie zeigt sich das CFS klinisch?

Erkrankte zeigen unterschiedliche Symptome in verschiedener Ausprägung. Die starke Erschöpfung kann physisch, psychisch oder gemischt auftreten. Die Mischform ist am häufigsten, die Symptome lassen sich jedoch kaum für alle Betroffenen generalisieren. Typisch für das CFS ist die ausbleibende Besserung der Symptome durch Erholung. Selbst ausreichend Schlaf bringt Betroffenen also keine Linderung der Müdigkeit. Je nachdem ob die Erschöpfung vor allem physisch oder psychisch ist, werden andere therapeutische Schwerpunkte gesetzt. Aktive Physiotherapie hilft beispielsweise nur, wenn eine vorwiegend physische Müdigkeit (körperliche Belastungsintoleranz) vorliegt. Paradoxerweise sind viele Patientinnen und Patienten vor dem CFS körperlich sehr aktiv. Ein plötzlicher Beginn der heftigen Müdigkeit ist also ebenfalls typisch. Nach diesem plötzlichen Beginn halten die Beschwerden oft lange an (mehr als 6 Monate). 

Chronische Müdigkeit kann auch im Rahmen von psychischen Erkrankungen auftreten. Diese Müdigkeit wird jedoch vom CFS abgegrenzt. Vor allem bei Depressionen und Angststörungen, welche oft mit einer ausgeprägten Antriebslosigkeit einhergehen, tritt chronische Müdigkeit häufig auf. Die psychische Komponente erschwert die Diagnose zusätzlich. Ist ein CFS vorhanden, löst dieses in der Regel einen hohen Leidensdruck aus und kann sekundär zu einer Depression führen. Die Depression kann aber auch zuerst aufgetreten sein und eine ausgeprägte chronische Müdigkeit auslösen – das wäre dann jedoch kein CFS, weil das CFS eine strikte Ausschlussdiagnose ist und nicht nur körperliche, sondern auch psychische Ursachen für die chronische Müdigkeit ausgeschlossen werden müssen.

CFS – Was kann ich tun?

Je schneller das CFS diagnostiziert wird, desto besser die Heilungschancen. Das CFS dauert jedoch oft Jahre an und benötigt in dieser Zeit eine interdisziplinäre Beratung. Die Behandlung umfasst auch psychologische Aspekte, weil es keine ursächliche Behandlung gibt, und in der Psychosomatik insbesondere auf den Umgang mit der Krankheit eingegangen wird. Nebst der Psychotherapie ist auch die Gestaltung des Alltags sehr wichtig.

Einem ungestörten Schlaf sollte besondere Beachtung geschenkt werden. Hierbei soll nicht nur die Schlafumgebung optimiert werden, sondern auch der Schlafdruck erhöht werden. Die optimale Schlafumgebung besteht aus einem dunklen, kühlen Raum. Das Bett soll ausschliesslich zum Schlaf und nicht zum Fernsehen, Lesen oder gar Arbeiten verwendet werden. Dies bildet im Gehirn ein Engramm, dass das Bett ausschliesslich zum Schlafen da ist. Um den nächtlichen Schlafdruck zu erhöhen, sollte sowohl auf den Mittagsschlaf als auch auf koffeinhaltige Getränke verzichtet werden. Hier ist erhebliche Disziplin vonseiten der Betroffenen gefragt, da sowohl Koffein als auch kurze Schlafpausen tagsüber ein naheliegendes Mittel sind, um der Müdigkeit kurzzeitig entgegenzuwirken.

Abschliessend kann also festgehalten werden, dass das CFS ein sehr komplexes Krankheitsbild darstellt und die therapeutischen Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Psychische Komorbiditäten sind häufig, weshalb eine Psychotherapie in vielen Fällen eine zentrale Säule der Therapie darstellt. Eine Heilung des CFS ist möglich, braucht jedoch viel Geduld. Falls Sie oder Personen in Ihrem Umfeld von CFS betroffen sind, empfehlen wir eine personalisierte Immuntherapie: https://immunmed.ch/.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Heutzutage arbeiten 20% aller erwerbstätigen Schweizer in einem Schichtsystem. Schichtarbeit wird definiert als eine Arbeitsleistung zu wechselnden Tages- oder Nachtzeiten oder zu konstanten, jedoch ungewöhnlichen Arbeitszeiten abseits der Tagesarbeit. Zu diesen Berufen gehören beispielsweise Pflege, Polizei, Logistik, Transport und Verkauf. Grundsätzlich gilt Tagesarbeit als Arbeit zwischen 6 Uhr und 20 Uhr, Abendarbeit zwischen 20 Uhr und 23 Uhr, Nachtarbeit zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Es gibt permanente Schichtsysteme (Dauerfrühschicht, Dauerspätschicht, Dauernachtschicht), aber auch rotierende Systeme sind oft im Einsatz (siehe „Arbeiten in der Nacht und in Schicht“, 2018). Durch zahlreiche Studien, die in einer Literaturanalyse ausgewertet wurden, konnte belegt werden, dass Nacht- und Wechselschichten durch die Störung des Tag-Nacht-Rhythmus zu Schlafmangel und Schlafstörungen führen können. Dies kann verminderte physische und mentale Leistungsfähigkeit bis hin zu Erkrankungen zur Folge haben (siehe „Leitlinie ‚Gesundheitliche Aspekte und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit‘“, 2021).

Auswirkungen auf den Schlaf

Die Schlafdauer ist bei rotierenden 3-Schichtsystemen (also Früh-, Spät-, und Nachtdienst) und Nachtschichten reduziert, bei Spätschichten wiederum erhöht. Insbesondere im schnell-rotierenden 3-Schichtsystem ist der Schlaf merklich reduziert. Die permanente Nacht- und Spätschicht scheint die Schlafdauer weniger zu beeinträchtigen. Das heisst, schnell-rotierende 2- beziehungsweise 3-Schichtsysteme reduzieren die Schlafmenge am meisten. Des Weiteren zeigte die Literaturanalyse („Leitlinie ‚Gesundheitliche Aspekte und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit‘“, 2021), dass Ruhezeiten zwischen zwei Diensten unter 11 Stunden mit vermehrter Müdigkeit einhergehen. Hinsichtlich Schlafproblemen und Müdigkeit vertragen Männer Schichtarbeit besser als Frauen, jüngere Personen besser als Ältere, wobei Ältere mehr Probleme im Nachtdienst, Jüngere hingegen mehr Schwierigkeiten mit dem Frühdienst haben.

Fehler und Unfälle

Die Literaturanalyse zeigte auf, dass die Häufung von risikobehafteter Arbeitsgestaltung (lange Arbeitszeit, Nachtdienste, hohe Anzahl von aufeinanderfolgenden Nachtdiensten) zu einem Anstieg des Unfallrisikos beitragen. Es konnte jedoch nicht nachgewiesen werden, dass permanente Nachtschichtsysteme zu einer erhöhten Unfallhäufigkeit führen. Daraus ist zu entnehmen, dass nicht die Nachtarbeit an sich, sondern ein schnell-wechselndes Rotationssystem mit verminderter Konzentrationsfähigkeit und Fehlerhäufigkeit einhergeht, was wiederum zu Unfällen führen kann.

Herz-Kreislauferkrankungen

Schichtarbeit kann zu Schlafmangel, schlechter Schlafqualität und einer eingeschränkten Möglichkeit zur Erholung führen. Schichtarbeit ist mit ungünstigen Lebensstilveränderungen verbunden – dazu gehören schlechte Ernährungsgewohnheiten und Rauchen. Diese Faktoren begünstigen Entzündungen, Veränderungen in der Blutgerinnung und Blutdruckanstieg. Dadurch ist das Risiko für Herz- und Gefässerkrankungen erhöht.

Stoffwechselekrankungen

Die negativen Wirkungen von Schichtarbeit auf den Stoffwechsel beruhen auf den folgenden Faktoren: Nahrungsaufnahme zu einer Zeit, in der der Körper nicht auf Verdauung eingestellt ist, Schlafmangel und Störung des circadianen Rhythmus. Die Literaturanalyse deutete daraufhin, dass Schichtarbeit mit einem erhöhten Diabetes Typ II Risiko assoziiert ist. Ebenfalls ist das sogenannte metabolische Syndrom mit Schichtarbeit assoziiert. Dieses Syndrom beschreibt das Auftreten von den folgenden vier Veränderungen im Körper: hoher Blutzucker und damit einhergehende Insulinresistenz, stammbetonte Fettleibigkeit, erhöhte Blutfettwerte und hoher Blutdruck. Das metabolische Syndrom ist ein Risikofaktor für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Diabetes. Bei den genannten Stoffwechselerkrankungen sollte Schichtarbeit, insbesondere Nachtschicht, kritisch überprüft werden.

Gastrointestinale Erkrankungen

Ebenfalls gibt es einen Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und den folgenden Magen-Darm-Erkrankungen gibt: Magengeschwüre, funktionelle Darmerkrankungen wie Reizmagen und Reizdarm sowie Refluxkrankheit. Ferner gibt es laut der Studienanalyse Anhaltspunkte, dass das Risiko für Dickdarmkrebs bei einer Schichtarbeitstätigkeit über 15 Jahre erhöht ist. Die Frage, ob man zum Beispiel mit chronischer Darmerkrankung einer Schichttätigkeit nachgehen sollte, muss immer individuell erwägt werden und kann im Rahmen einer arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung evaluiert werden.

Neurologische Erkrankungen

Schichtarbeitende haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Migräne und Kopfschmerzen. Unregelmässiges Schlafverhalten und Schlafstörungen gelten als Triggerfaktor für Migräneanfälle und chronische Kopfschmerzen. Obwohl kein Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und einem Auftreten von Epilepsie zu beobachten ist, sollte bei Personen mit Epilepsie sehr sorgfältig überlegt werden, ob Schichtarbeit in Frage kommt.

Psychische Erkrankungen

Es zeigt sich ein erhöhtes Risiko für Depressionen beziehungsweise depressiver Symptomatik in Zusammenhang mit Schichtarbeit. Zu depressiver Symptomatik gehören zum Beispiel Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Interessensverlust und eine gedrückte Stimmung. Wiederum gibt es den sogenannten „healthy worker effect“, das bedeutet, dass viele Beschäftigte auf die beginnende Beeinträchtigung ihrer psychischen Gesundheit mit dem Verlassen der Schichtarbeit reagieren. Erschöpfung, Erholungsbedürfnis sowie Schlafstörungen führen nämlich vermehrt zu einem Wechsel in reguläre Arbeitszeiten.

Krebserkrankungen

Aktuell kann man aus der Literatur nicht eindeutig beantworten, ob Schichtarbeit mit vermehrtem Auftreten von Krebserkrankungen einhergeht. Obwohl bis heute keine Kausalzusammenhänge zwischen Krebserkrankungen und Schichtarbeit gefunden wurden, gibt es Hinweise auf interne (genetische) und externe Faktoren (Lifestyle-Faktoren wie Rauchen, Essverhalten, Lichtexposition), welche das Krebsrisiko durch Schichtarbeit erhöhen.

Gibt es eine optimale Schichtplangestaltung?

Prinzipiell gilt, dass Schichtpläne sich möglichst nach den Bedürfnissen der Beschäftigten orientieren sollten, beispielsweise durch Wahlarbeitszeiten oder individualisierte Dienstpläne.  Es gelten zudem folgende Empfehlungen:

  • Bei aufeinanderfolgenden Schichten sollten maximal 3 Nachtschichten in Folge geplant werden.
  • Einzelne Arbeitstage zwischen freien Tagen sollten vermieden werden.
  • Vorwärtsrotationen (Früh – Spät – Nachtschicht) sind Rückwärtsrotationen vorzuziehen.
  • Der Frühschichtbeginn sollte nicht zu früh sein. Als zu früh gilt alles vor 6 Uhr, wobei auch regelmässige Schichten vor 8 Uhr den Körper beeinträchtigen. (Groll, 2013)
  • Innerhalb der Schicht sollte auf ausreichende Pausen geachtet werden, es sollten möglichst keine Überstunden anfallen.
  • Eine vollständige Erholung nach der Arbeit sollte möglich sein.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Schichtarbeit einen indirekten und direkten Einfluss auf die Gesundheit hat. Da Schichtarbeit in vielen Berufen unabdingbar ist, ist es umso wichtiger, die Schichtpläne nach den physischen, psychischen und sozialen Bedürfnissen der Beschäftigten zu gestalten.

Quellen

Arbeiten in der Nacht und in Schicht. (2018). SECO | Direktion für Arbeit | Arbeitsbedingungen.

Groll, T. (2013, Januar 31). Gegen den Biorhythmus und die Gesundheit. Die Zeit. https://www.zeit.de/karriere/beruf/2013-01/schichtarbeit-gesundheit-risiken?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Leitlinie „Gesundheitliche Aspekte und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit“. (2021). Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM).

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)

Der plötzliche Kindstod ist ein tragisches medizinisches Ereignis, das man in der Schweiz dank vielseitiger präventiver Massnahmen zunehmends in den Griff bekommen hat. Dennoch ist Fachwissen darüber gerade für (werdende) Eltern sehr wichtig, da auch Kinder in der Schweiz nicht gänzlich ausgenommen sind und die präventiven Massnahmen nach Expertenmeinungen eine tragende Rolle spielen. Die meisten Fälle des plötzlichen Kindstods ereignen sich im Schlaf.

Der plötzliche Kindstod beschreibt ein unerwartetes Versterben eines Säuglings innerhalb seines ersten Lebensjahres. Sehr charakteristisch für den plötzlichen Kindstod, und das macht ihn für alle Betroffenen noch viel tragischer, ist die häufig trotz genauer Untersuchungen nicht geklärte Todesursache. Dies erschwert die Verarbeitung in der Regel, weil der Mensch ein naturgegebenes Bedürfnis für Erklärungen und Begründungen hat. Dieses plötzliche Absterben ist also auch in der Medizin, die solche Fälle bestmöglich verhindern sollte, ein leider nach wie vor mysteriöses Phänomen.

Was man über den plötzlichen Kindstod weiss, ist die zentrale Rolle des Kreislaufsystems und der Atmung. Der Tod von betroffenen Säuglingen ist also in den allermeisten Fällen auf ein Versagen des Kreislaufsystems oder der Atmung zurückzuführen. Die wirkliche Ursache für dieses Versagen ist jedoch bis heute nicht geklärt. Man kann zwar das Kreislaufversagen als Todesursache ansehen, doch die medizinische Forschung hat zum Ziel, eine Ebene tiefer zu gehen und die Ursache für das initiale Kreislaufversagen festzustellen.

Gerade weil das Wissen über die wirkliche Ursache so vage ist, wird nun auf verschiedene präventive Massnahmen eingegangen. Die präventiven Massnahmen können bis zu 90% der Fälle verhindern. Mittlerweile werden Kinderärztinnen und Kinderärzte seit ungefähr 20 Jahren zur Sensibilisierung für dieses Thema angehalten und in der Schweiz trägt diese Aufklärungsarbeit statistisch gesehen Früchte. In der Schweiz versterben mittlerweile weniger als 10 Kinder pro Jahr am plötzlichen Kindstod, was vor allem auf die präventiven Empfehlungen zurückzuführen ist. Prozentual gesehen ging der Anteil vom plötzlichen Kindstod an allen Todesfällen von Säuglingen von 17% im Jahr 1990 auf 4% im Jahr 2010 herunter.

Der wohl wichtigste präventive Faktor betrifft das Schlafverhalten. Säuglinge sollen auf dem Rücken und optimalerweise in einem Schlafsack schlafen. Vor dem Hintergrund, dass beim plötzlichen Kindstod der Kreislauf und/oder die Atmung aussetzt, sind sich Experten weitestgehend einig, dass eine andere Schlafposition (beispielsweise auf dem Bauch) ein Engegefühl in den Atemwegen auslösen kann. Diese kann der Säugling im Schlaf noch nicht selbst bewältigen. Der Schlafsack verhindert im Gegensatz zu einer herkömmlichen Decke, dass der Säugling im Schlaf sein Gesicht bedeckt. Weiter verhindert der Schlafsack ein Überhitzen des Säuglings, denn eine längerfristig erhöhte Körpertemperatur mit damit verbundenem Kreislaufzusammenbruch wird auch als mögliche Todesursache gehandelt. Zudem wird davon abgeraten, den Säugling dauerhaft im Elternbett schlafen zu lassen. Diese Präventionsmassnahme mag abstrakt wirken. Man geht davon aus, dass der Körper des Säuglings in engster Umgebung der Eltern beim Schlaf aufgrund der Nähe zu wenig Selbstregulation betreibt. Daher empfiehlt sich ein eigenes Kinderbettchen, welches jedoch gerne im Schlafzimmer der Eltern aufgestellt werden darf. Dies hat dann auch zum Vorteil, dass man das Kind beim Schlaf besser beobachten kann.

Für rauchende Eltern gibt es einen weiteren grossen Risikofaktor. Der Rauch wird nebst dem Schlafverhalten als grösster Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod angesehen. Auch hier ist die Verbindung zu den oben erwähnten Atemwegen sehr naheliegend. Bitte unterlassen Sie daher unbedingt das Rauchen in der Umgebung Ihres Kindes. Optimalerweise sollte sogar die gesamte Wohnung rauchfrei gehalten und beispielsweise nur auf dem Balkon geraucht werden. Für werdende Mütter ist zudem ein Rauchverzicht bereits während der Schwangerschaft für die Gesundheit des Kindes entscheidend. Nebst einem erhöhten Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben, birgt das Rauchen während der Schwangerschaft auch ein massiv erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen bereits während der Schwangerschaft.

An dieser Stelle möchte ich als Randbemerkung einen leider weit verbreiteten Mythos zum Rauchverhalten während der Schwangerschaft aus dem Weg räumen. Es ist falsch, dass Rauchen in den ersten Wochen der Schwangerschaft für das Kind weniger schädlich ist als gegen Ende der Schwangerschaft. Im Gegenteil: Es ist sogar eher umgekehrt, weil sich zu Beginn der Schwangerschaft in der sogenannten Embryogenese die Anlage aller Organe ereignet. Dies benötigt eine enorme biologische Präzision und Fehler in der Anlage sind oftmals schwerwiegend. Nach der Embryogenese steht primär das Wachstum des Fötus im Vordergrund. Rauchen ist auch hier sehr schädlich, doch die Schäden betreffen dann nicht mehr die Anlage der Organe sondern deren Wachstum, weshalb in diesem Stadium die Schäden meist etwas weniger schwerwiegend sind. Weitaus am besten ist es jedoch, während der Schwangerschaft komplett auf das Rauchen zu verzichten.

Abschliessend soll festhalten werden, dass verschiedene Faktoren, die es zu eliminieren gilt, den plötzliche Kindstod begünstigen können. Die eigentliche Todesursache bleibt jedoch in den meisten Fällen ungeklärt. Dieses fehlende Wissen erschwert nicht nur die Forschung, sondern auch die optimale Betreuung von Angehörigen. Die wichtigsten präventiven Massnahmen betreffen das Schlafverhalten des Säuglings und das allfällige Rauchverhalten der Eltern.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Die Schlaflosigkeit, welche fachsprachlich Insomnia genannt wird, ist eine schwierig zu diagnostizierende Erkrankung, die mehrere Ursachen haben kann. Unterteilt werden die Ursachen in organische und nicht organische. Die nicht organischen Ursachen haben meist eine psychische Komponente. Die Erkrankung Probleme beim Einschlafen, Aufwachen und Durchschlafen sowie den daraus resultierenden Schlafmangel.

Bei Weitem nicht jede Person, die gelegentlich Probleme beim Einschlafen hat, leidet an Insomnia. Schlafstörungen haben dann Krankheitswert, wenn sie als subjektiv krankhaft empfunden werden und eine organische oder nicht organische Ursache diagnostiziert werden kann. Auch das gegenteilige Schlafverhalten, die Schlafsucht, kann die Folge einer Insomnia sein. Diese wird jedoch nicht zur Kategorie dieser Schlafstörung gezählt. Die Insomnie lässt sich auch numerisch begrenzen. Expertinnen und Experten sprechen von einer Insomnia, wenn die oben erwähnten Schlafprobleme dreimal wöchentlich während eines Monats auftreten. Die häufigsten Ursachen sind psychischer Stress, übermässiger Koffein- oder Alkoholkonsum und Schichtarbeit.

Behandlung und Prävention von Insomnia

Es gibt starke Medikamente, die bei einer Insomnia wirksam nachhelfen können. Bevor man zu diesen Medikamenten greift, sollte jedoch eine kognitive Verhaltenstherapie und weitere medikamentfreie Wege ausprobiert werden, denn die Medikamente sind aufgrund ihrer starken Wirkung nicht frei von Nebenwirkungen (Kopfschmerzen und paradoxerweise Müdigkeit am Tag zählen zu den am häufigsten genannten). Zudem ist die Abhängigkeitsgefahr bei diesen Medikamenten überdurchschnittlich hoch. Es kann sich dann eine Situation einstellen, in der die Medikamente die Voraussetzung für den Schlaf bilden. Das geht dann häufig über die eigentliche Wirkung des Medikaments hinaus und hat eine zunehmend psychische Komponente, nämlich die Abhängigkeit vom Medikament. Ein weiterer Nachteil der Medikamente ist die knappe Datenlage bei Langzeitanwendungen. Es ist daher schwierig, überhaupt korrekte Empfehlungen herauszugeben. Die bei Insomnia am häufigsten verschriebenen Medikamente dürfen deswegen nicht langfristig eingenommen werden.

Daher geht es hier vor allem darum, Wege aufzuzeigen die Insomnia zu verbessern, welche keiner Medikamente bedürfen. Vorab möchte ich darauf eingehen, was Sie präventiv machen können, um eine Insomnia zu verhindern oder bei einer bereits existierenden Insomnia die Schlafprobleme zu reduzieren:

  • Trinken Sie nach 16 Uhr keine koffeinhaltigen Getränke mehr.
  • Trinken Sie in den letzten zwei Stunden vor dem Schlafen keinen Alkohol.Der Mythos, dass Alkohol einen guten Schlaf fördert oder gar als Schlafmittel wirkt, stimmt leider nicht (siehe dazu den Artikel: «Alkohol als Störfaktor für unseren Schlaf»).
  • Essen Sie abends leicht, damit Ihre Verdauung nicht mehr auf Hochtouren arbeiten muss. ”Mid-Night-Snacks“ vor dem Schlafen sind Gift für einen erholsamen Schlaf, da der Körper beim Schlaf einen Erholungszustand anstrebt und dieser bei aktiver Verdauung nicht erreicht werden kann.
  • Versuchen Sie, den Zeitaspekt aus Ihrem Kopf zu verbannen, wenn Sie beim Einschlafen selbst Schwierigkeiten haben. Man gerät dann schnell in ein Hamsterrad, wenn man bemerkt, dass man beispielsweise schon seit 40 Minuten hätte schlafen “müssen”. Der dadurch ausgelöste Stress fördert das Einschlafen nicht.

Die kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie umfasst vier Säulen – Ratschläge, Entspannungsverfahren, Schlafrestriktion und Kognition. Die Ratschläge umfassen im Prinzip die oben aufgelisteten Punkte. Entspannungsverfahren sind sehr individuell, da jede Person eine andere Entspannungsmethodik haben kann. Oft wird jedoch Meditation oder Hypnose im Rahmen von Ritualen empfohlen (siehe unten). Die Schlafrestriktion ist ein etwas brutales, aber sehr wirksames Mittel. Dazu muss zuerst der Schlafdruck erklärt werden. Als Schlafdruck wird die körperlich bedingte Schläfrigkeit bezeichnet. Dieser Schlafdruck wird erhöht, je länger man wach ist. Schlaf am Tag reduziert also den Schlafdruck und erschwert das Einschlafen in der Nacht. Daher soll hier bewusst der Schlafdruck stimuliert werden, indem auf Schlafen am Tag verzichtet und die Schlafdauer in der Nacht womöglich sogar verkürzt wird. Die Kognition soll aufzeigen, dass Schlaf alleine nicht über die Leistungsfähigkeit am nächsten Tag entscheidet. Oft entsteht ein grosser mentaler Druck, weil man glaubt, mit weniger Schlaf nicht leistungsfähig genug zu sein. Guter Schlaf fördert zwar die Leistungsfähigkeit, doch es gibt auch weitere (ähnlich wichtige) Faktoren. Dies sind beispielsweise ein gutes Essverhalten, soziale Unterstützung bei der Insomnia und ein Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit.

Schlaf-Rituale

Nebst der kognitiven Verhaltenstherapie wird zum Abschluss auf einfache Rituale eingegangen, die starke Abhilfe schaffen können, vor allem wenn die Probleme beim Einschlafen liegen. Diese Rituale fallen in die Kategorie der oben erwähnten Entspannungsverfahren. Das erste Ritual betrifft die Meditation. Es gibt mittlerweile sehr gute Meditations- / Hypnose-Anleitungen auf Audio-Streaming-Diensten, die dabei helfen, sich beim Einschlafen zu entspannen. Meist liegt man dazu bereits im Bett und macht beispielsweise Atemübungen oder nimmt gewisse Körperteile wie beispielsweise den Rücken auf der Matratze sehr bewusst wahr. Wenn man sich darauf einlässt, kann der Entspannungseffekt davon sehr gross sein und dies fördert dann auch das Einschlafen.

Ein zweites Ritual, das die Müdigkeit und das Einschlafen fördern kann, ist folgendes: Stehen Sie, wenn Sie nicht einschlafen können, nach einer gewissen Zeit (optimal wären ca. 20 Minuten, jedoch ohne auf die Uhr zu schauen) auf und verlassen Sie das Schlafzimmer. Versuchen Sie dann, sich aktiv für 15 Minuten zu beschäftigen und legen Sie sich anschliessend zurück ins Bett. Wichtig ist eine aktive und keine passive Beschäftigung. Passiv vor den Fernseher zu sitzen ist also die deutlich schlechtere Lösung, als beispielsweise für 15 Minuten zu malen. Malen ist ein gutes Beispiel, da die Aktivität geistig nicht zu anstrengend sein darf.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Die sogenannte Schlafapnoe bezeichnet eine Atemstörung, bei der es zu periodischen Atemaussetzern (sogenannten Apnoen) und Reduktionen des Atemflusses (sogenannten Hypopnoen) im Schlaf kommt. Grob lässt sich die Symptomatik in zwei Bereiche aufteilen, in die obstruktive und die zentrale Schlafapnoe. Für die zentrale Schlafapnoe ist ein verringerter Atemantrieb ursächlich, das bedeutet, der Körper «vergisst» zu atmen. Dazu muss man wissen, dass die Atmung im menschlichen Körper unbewusst gesteuert wird und aus einem komplexen Mechanismus mit mannigfaltigen Einflussfaktoren besteht. Durch vielfältige Störungen, wie Verletzungen des Hirnstamms, Schädel-Hirn-Traumata, Hirntumore oder Störungen von Atmungs-Rezeptoren im Körper, kann die Steuerung der Atmung beeinträchtigt werden, was eine zentrale Schlafapnoe begünstigen kann.

Bei der obstruktiven Schlafapnoe hingegen ist der Atemantrieb des menschlichen Körpers intakt. Bei dieser Störung ist ein erhöhter Widerstand der oberen Atemwege ursächlich für die Problematik. Um dies zu verstehen, muss zuerst auf den Mechanismus der menschlichen Atmung eingegangen werden. Wenn wir einatmen, dehnen wir unseren Brustkorb aus. Dies führt im Vergleich zum Umgebungsdruck zu einem erniedrigten Druck in den Atemwegen und lässt die Luft von aussen in Richtung Lunge strömen. Dabei gibt es einen problematischen Bereich in den Atemwegen, nämlich den Rachen. Wo andere Teile der Luftwege wie Nase oder die unteren Atemwege durch ihren Aufbau solid stabilisiert werden, wird der Rachen allein durch Muskeln offengehalten, was eine gewisse Instabilität begünstigt. Im Wachzustand führt dies normalerweise nicht zu Problemen. Wenn wir jedoch schlafen, entspannen sich die Muskeln im Körper. Wird der Rachen im Schlaf nun beim Einatmen nicht mehr ausreicheichend durch die umgebenden muskulären Strukturen stabilisiert und geöffnet, kommt es in einem ersten Schritt zum Schnarchen und bei weiterem Kollaps des Rachens zu Atemaussetzern.

Der Grad der Entspannung der Muskeln wird dabei ebenfalls durch die Schlafphase beeinflusst. Ein weiterer Faktor ist, dass wir im Vergleich zum restlichen Alltag beim Schlafen liegen. Das Liegen führt dazu, dass sich die Flüssigkeit im Körper neu verteilt. Diese Umverteilung in Richtung Hals führt zu weiterem Druck auf die stabilisierenden Strukturen des Rachens. Kommt es nun durch die Verengung des Rachens bei der Einatmung im Schlaf zu Hypopnoen oder Apnoen, wird der Körper folglich ungenügend mit Atemluft, und daher mit Sauerstoff, versorgt. Dies führt dazu, dass die betroffene Person kurz aufwacht und häufig auch kurz nach Luft ringt. Diese Reaktion geschieht, um die Atmung für kurze Zeit wieder zu stabilisieren und die Versorgung mit Sauerstoff wieder sicherzustellen. Dabei ist anzumerken, dass man sich an diese Wachphasen häufig nicht erinnern kann, da sie nur von sehr kurzer Dauer sind. Das wiederholte kurze Aufwachen resultiert in einem fragmentierten und damit wenig erholsamen Schlaf. Daher klagen Betroffene häufig über erhöhte Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit, was die Lebensqualität erheblich einschränken kann. Ein weiteres Anzeichen können morgendliche Kopfschmerzen sein, die der nächtlichen Sauerstoff-Unterversorgung geschuldet sind. Andere Anzeichen der Störung, wie unregelmässiges, lautes Schnarchen, häufiges Aufwachen und Schnappen nach Luft, können jedoch meist nur durch den Bettpartner beobachtet werden.

Ein Haupt-Risikofaktor für die obstruktive Schlafapnoe ist Übergewicht. Bei übergewichtigen Personen kommt es vermehrt zu einer Einlagerung von Körperfett im Halsbereich. Dies kann die Verengung der Atemwege begünstigen. Weitere Risikofaktoren stellen Herz-Kreislauferkrankungen dar. Dabei kann die Schlafapnoe die Herz -Kreislauferkrankungen ebenfalls wechselseitig negativ beeinflussen. Werden bei vermehrter Tagesmüdigkeit Symptome einer Schlafapnoe beobachtet und hat der Patient Risikofaktoren, ist eine Abklärung der Beschwerden angebracht. Um eine obstruktive Schlafapnoe zu diagnostizieren, wird im ersten Schritt eine allgemeine Abklärung bezüglich Symptomatik etc. durchgeführt. Dabei wird auch untersucht, ob die Tagesschläfrigkeit womöglich aus anderen Gründen resultiert. Anschliessend wird häufig eine Polygraphie oder Polysomnographie durchgeführt. Dort werden die verschiedenen Parameter der Atmung im Schlaf direkt gemessen und mögliche Atemstörungen können dadurch effektiv erkannt werden.

Nachdem eine obstruktive Schlafapnoe diagnostiziert wird, kommen verschiedene Behandlungsansätze in Betracht. Zuerst ist zu klären, ob durch die Schwere der Atmungsstörung sowie das Ausmass der Beeinträchtigung in Kombination mit weiteren Risikofaktoren eine Therapie vonnöten ist. Häufig wird bei übergewichtigen Betroffenen zunächst eine Gewichtsreduktion empfohlen. Dies kann längerfristig bereits zu einer Verbesserung der Symptomatik führen. Häufig wird jedoch eine Beatmungstherapie induziert. Bei dieser Therapie tragen die Betroffenen während des Schlafes eine Maske, welche Mund oder Nase oder beides bedeckt. Diese Maske ist mit einem Gerät verbunden, welches einen positiven Druck auf die Atemwege produziert. Das hat den Effekt eines Überdrucks in den Atemwegen, welcher diese offenhält und dadurch den Kollaps des Gaumens vermindert. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es sich lohnt, bei Tagesmüdigkeit und vorhandenen Risikofaktoren wie Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Arzt zu gehen und die Beschwerden abklären zu lassen. Häufig lässt sich durch niederschwellige Massnahmen die Schlaf- und damit die Lebensqualität erheblich verbessern.

Quelle

Stuck, B. A., Maurer, J. T., Schlarb, A., Schredl, M., & Weeß, H.-G. (Hrsg.) (2018). Praxis der Schlafmedizin. Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie bei Erwachsenen und Kindern (3., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage). Berlin & Heidelberg: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-54383-2

Stefan Reutimann

Master of Science in Health Science and Technology
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Der Schlaf und die damit verbundene Erholung haben einen immensen Einfluss auf die Gesundheit. Während des Schlafens regeneriert sich unser Körper, verarbeitet Erlebnisse, Emotionen, Gedanken und tankt Energie für den nächsten Tag. Doch was passiert mit unserem Schlaf, wenn er durch äussere Einflüsse gestört wird? Einer der grössten Störfaktoren ist der Alkoholkonsum. Dennoch ist der Irrglaube, ein Glas Wein würde den Schlaf verbessern, weit verbreitet. Ein Blick auf die Physiologie Schlafes bringt Klarheit.

Obwohl der Schlaf zur Erholung dient, ist das Gehirn währenddessen alles andere als inaktiv. Zahlreichen Studien, welche mit einem Elektroenzephalographen (EEG) die Hirnströme von schlafenden Personen gemessen haben, fanden heraus, dass der Schlaf in unterschiedlichen Phasen abläuft. Dabei gibt es vier verschiedene Stadien, die sich zyklisch wiederholen.

Stadium 1Die sogenannte Einschlafphase lässt sich kaum vom Wachzustand unterscheiden. Man wird müde und die Augen werden schwerer. Dieses Stadium dauert einige Minuten, wobei das EEG erste Verlangsamungen der Hirnwellen anzeigt. Das Gehirn signalisiert dem Körper herunterzufahren, um sich auf das Schlafen vorzubereiten.

Stadium 2Deutlicher vom Wachheitszustand zu unterscheiden ist das zweite Stadium. Neurotransmitter, wie zum Beispiel GABA oder Glyzin, werden dabei ausgeschüttet. Damit wird die Erregbarkeit der Nervenzellen herabgesetzt und die Aktivität des Nervensystems verringert sich. Zudem beginnen die Muskeln zu entspannen und es gibt keine Augenbewegungen mehr.

Stadium 3 & 4Diese beiden Schlafphasen sind die sogenannten Tiefschlafphasen. Der Muskeltonus entspannt sich weiter. Die Hirnwellen werden im dritten Stadium zwischen 20 und 50 Prozent langsamer, im vierten sogar über 50 Prozent. Diese Phase ist für die Erholung besonders wichtig, da hier Wachstumshormone ausgeschüttet werden, die zur Regeneration beitragen. Das Immunsystem wird aktiviert und bekämpft Viren sowie Bakterien.

Zu diesen vier Stadien kommt eine weitere Schlafphase hinzu, die eine besondere Rolle im Schlafzyklus einnimmt: der sogenannte REM-Schlaf. Die Namensgebung stammt von der ausfälligsten Eigenschaft dieser Phase; den schnellen Augenbewegungen – REM steht für ‘’Rapid Eye Movement’’. Die REM-Phase ist eine aktive Schlafphase. Obwohl sich der Körper im Tiefschlaf befindet, ist das Gehirn hochaktiv. Der Blutdruck sinkt und die Atmung wird unregelmässig. Die Muskeln der Haltemuskulatur, also diejenigen, die wir zum Sitzen oder Stehen benötigen, sind völlig atonisch (maximal entspannt). Trotzdem kommt es während der REM-Phase zu Zuckungen.

Wurden die Studienteilnehmer während dieser Schlafphase geweckt, berichteten sie von lebhaften und farbigen Träumen. Deswegen sind sich Forscher heutzutage einig, dass hauptsächlich während dieser Phase des Schlafes geträumt wird. Auch gehen viele Forscher davon aus, dass in der REM-Phase Sinneseindrücke und Emotionen verarbeitet werden. Nach 60 bis 90 Minuten sind alle vier Stadien inklusive des REM-Schlafes beendet und der ganze Prozess beginnt von vorne. Die REM-Phase wird nach jedem Zyklus länger. Gleichzeitig werden die Tiefschlafphasen mit jedem Zyklus kürzer oder fallen gegen Ende der Nacht sogar ganz weg. Nach fünf bis sieben Zyklen ist die ganze Prozedur vorbei. Der durchschnittliche Mensch braucht rund acht Stunden Schlaf. Dies variiert jedoch je nach Alter, Geschlecht und Anstrengung des Tages.

Zurück zum Störfaktor Alkohol. Dieser hat eine stimulierende wie auch sedierende Wirkung. Diese zwei Eigenschaften passen eigentlich nicht zueinander, denn einerseits macht Alkohol euphorisch und steigert die Herzfrequenz, andererseits verursacht er eine motorische Verlangsamung und eine kognitive Beeinträchtigung. Doch was hat das jetzt genau mit dem Schlafen zu tun?

Stimulierend wirkt Alkohol vor allem auf die Blase. Das antidiuretische Hormon (ADH) ist für die Wasserrückresorption des Harnes in den Nieren verantwortlich. Alkohol stoppt die ADH-Produktion, wodurch die aufgenommene Flüssigkeit schneller ausgeschieden wird. Häufiges Aufwachen während der Nacht für den Gang auf die Toilette verhindern ein Durchschlafen.

Die sedierende Wirkung sorgt dafür, dass die vorhin erwähnte Einschlafzeit deutlich verkürzt wird. Der Tiefschlaf tritt schneller ein, da die ersten zwei Schlafstadien verkürzt oder sogar übersprungen werden. Irrtümlicherweise wird dies häufig als ein positiver Effekt angesehen. Doch durch das Fehlen der ersten zwei Stadien fehlt dem Körper die Zeit, sich auf das Schlafen vorzubereiten. Die erwähnten Neurotransmitter werden nicht ausgeschüttet, ein unruhiger Schlaf ist die Folge. 

Hinzu kommt, dass der Tiefschlaf zwar verlängert, jedoch gestört abläuft. Der Körper ist damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen, und hat deswegen nicht die Kapazität, sich zu regenerieren und zu reparieren. Durch diesen verlängerten Tiefschlaf leidet der REM-Schlaf. Dies hat verehrende Konsequenzen auf das Wohlbefinden am nächsten Morgen – der sogenannte Kater stellt sich ein. Der Körper ist nicht ausgeruht, schlechte Laune und Unpässlichkeit sind die Folge. Bei gelegentlichem Alkoholkonsum ist das nicht weiter tragisch, da der Körper sich seine benötigte Erholung in der nächsten Nacht holt. Problematischer wird es hingegen bei exzessivem und regelmässigem Konsum. Studien ergaben, dass alkoholabhängige Menschen signifikant höher gefährdet sind, Schlafstörungen zu entwickeln. Diese verursachen häufig psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Angststörungen und Depressionen.

Daher ist es empfehlenswert, nach einem erhöhten Alkoholkonsum, wie zum Beispiel nach einer Feier, dem Körper genügend Zeit zur Erholung zu geben, mit anderen Worten am nächsten Abend früher ins Bett zu gehen, um den verpassten Schlaf nachzuholen. Regelmässiges Alkoholtrinken sollte man vermeiden und das Trinken möglichst frühzeitig vor dem Schlafengehen einstellen.

Milos Morarevic

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)