Die Schwangerschaft ist vermutlich der Zeitraum, in dem man als Frau am meisten gut gemeinte Ratschläge erhält. Dabei ist es sehr schwierig zu entscheiden, welche Tipps man umsetzen will und welche nicht. Dieser Artikel soll in Bezug auf die Ernährung während der Schwangerschaft Abhilfe und Klarheit schaffen.

Höherer Energiebedarf während der Schwangerschaft

Ganz generell muss die Ernährung während der Schwangerschaft während der Schwangerschaft erhöht werden, denn als werdende Mutter muss man zwei Organismen versorgen und hat somit einen höheren Energiebedarf. Das Austauschorgan für Nährstoffe ist die Plazenta. Die Erhöhung der Nahrungszufuhr ist jedoch nicht während der gesamten Schwangerschaft notwendig, sondern erst nach der sogenannten histiotrophen Phase der Schwangerschaft, welche drei Monate dauert.

Die histiotrophe Phase der Schwangerschaft beschreibt den Zeitraum, in dem der Embryo nicht über die Plazenta, sondern durch umliegende Zellen (sogenannte Deziduazellen) versorgt wird. Die histiotrophe Phase umfasst die ersten 10 Wochen der Schwangerschaft, da die Plazenta so lange braucht, um sich optimal aufzubauen und ihre Funktionen ausüben zu können. Das ist insofern verwunderlich, als dass der Embryo während der gesamten Embryogenese (in dieser findet die gesamte Organbildung statt) nicht durch die Mutter versorgt wird, sondern durch ebendiese Deziduazellen.

Die erhöhte Nahrungszufuhr ist demzufolge erst ab dem vierten Monat notwendig, da der Energiebedarf erst nach der histiotrophen Phase ansteigt. Fortan muss der Grundbedarf der Mutter und des Fötus abgedeckt sein. Der höhere Bedarf ist jedoch nicht sehr ausgeprägt. Bereits ein zusätzliches Joghurt, eine Frucht und zum Beispiel Nüsse reichen aus, um den täglichen Mehrbedarf abzudecken. Wichtig ist, alle Energielieferanten (Kohlenhydrate, Proteine, Fette) aber auch Vitamine ungefähr gleichmässig einzunehmen.

Welche Nahrungsmittel werden empfohlen und auf welche sollte man ganz verzichten?

Am naheliegendsten und auch am bekanntesten, wenn es um die Ernährung während der Schwangerschaft geht, ist der Alkoholverzicht während der Schwangerschaft. Doch warum eigentlich auf Alkohol verzichten? Sobald die Plazenta vollständig ausgebildet ist, trinkt der Fötus immer mit. Die Mutter und der Fötus hätten also innert Minuten denselben Alkoholpegel! Das ist sehr gefährlich, da Alkohol die Zellteilung negativ beeinflusst und Mutationen, die zu Fehlbildungen führen, fördert.

Obwohl der Embryo während der histiotrophen Phase noch nicht über die Plazenta versorgt wird, muss auch in dieser Phase vom Alkoholkonsum dringend abgesehen werden. Denn der Alkohol wirkt sich auch in dieser Zeit negativ auf die Zellteilungen aus und erhöht daher die Gefahr für körperliche und neurologische Fehlbildungen ab dem ersten Tag der Schwangerschaft. Die Mechanismen, wie der Alkohol in die den Embryo versorgenden Deziduazellen gelangt und damit schädigende Wirkung ausüben kann, sind bis heute ungeklärt.

Ähnlich wie beim Alkohol gilt auch beim Koffein, dass das Kind innert Minuten denselben „Pegel“ hat. Deshalb sollte Koffein während der Schwangerschaft nur sehr moderat konsumiert werden. Numerisch bedeutet das, dass zwei Tassen pro Tag das Maximum sind, denn die Effekte auf den Fötus sind dieselben wie für die Mutter. Die Wachheit wird gefördert und das Nervensystem des Fötus wird allgemein angeregt.

Ein weiterer Inhaltsstoff, den man bei der Ernährung während der Schwangerschaft meiden sollte, ist Chinin. Chinin ist ein Alkaloid mit sehr bitterem Geschmack und kommt zum Beispiel in Tonic Water und Bitterlimonaden vor. Er wird auch als Arzneimittel gegen Krämpfe eingesetzt und kann in hohen Dosen sogar Abtreibungen bewirken. Früher wurde Chinin sogar als Wehenauslöser eingesetzt.

Doch was gehört nun zu einer gesunden Ernährung während der Schwangerschaft? Sehr gesund sind eine überdurchschnittlich hohe Zufuhr an pflanzlichen Produkten. Bei tierischen Produkten wird empfohlen, dass nichts roh verzehrt wird. Rohe tierische Produkte müssen gemieden werden, um den Fötus vor einer Infektion mit Listerien oder Toxoplasmose zu schützen. Diese beiden Erreger kommen häufig in rohen Lebensmitteln vor und sind für die Mutter ungefährlich. Der Fötus trägt jedoch erhebliche Schäden davon, denn die Listerien (eine Bakterienform) lösen vorzeitige Wehen aus und können zu einer Sepsis beim Kind führen. Eine sehr gute Proteinzusammensetzung für den Fötus liefert beispielsweise gekochter Lachs.

Abschliessend eine zusammenfassende Übersicht: Alkohol muss während des gesamten Schwangerschaftszeitraums komplett gemieden werden! Ein Chininverzicht ist auch wichtig, hier kann man sich jedoch, wenn der Wunsch danach besteht, wöchentlich ein Glas gönnen, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Koffein sollte ebenfalls nur moderat genossen werden. Sehr gesund sind pflanzliche Produkte sowie Lachs. Bei pflanzlichen und tierischen Produkten muss jedoch streng auf den korrekten Verzehr geachtet werden. Tierische Produkte dürfen während der Schwangerschaft nicht roh verzehrt werden und pflanzliche Produkte sollten zwingend gewaschen werden.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)