Die Low-FODMAP-Diät eignet sich speziell für Menschen, die unter dem sogenannten Reizdarmsyndrom leiden. Das Reizdarmsyndrom betrifft 10-15% der Weltbevölkerung. Die ersten Symptome zeigen sich meistens im Jugend- bzw. frühen Erwachsenenalter. Sie können sich aber in jedem Alter, oft zum Beispiel nach einer Magen-Darm-Grippe, bemerkbar machen. Die Symptome des Reizdarms bestehen aus Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen, einer Veränderung der Stuhlfrequenz sowie erhöhter Dringlichkeit. Ferner sind auch Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Konzentrationsstörungen typische Merkmale (Layer et al., 2021).

Das Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Das heisst, es wird erst diagnostiziert, nachdem andere Krankheiten, die ähnliche Symptome auslösen können, ausgeschlossen wurden. Es wird in einem ersten Schritt empfohlen, Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit) und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa, auszuschließen. Durch eine Blutuntersuchung kann Zöliakie ausgeschlossen werden, eine Untersuchung des Stuhls auf das sogenannte „Calprotectin“ kann wiederum chronisch entzündliche Darmerkrankungen ausschließen. Bei unklarer Diagnose kann ein Ultraschall vom Bauch, eine Gastroskopie (Magenspiegelung) bzw. eine Koloskopie (Darmspiegelung) hilfreich sein. Es wird auch empfohlen, einen H2-Atemtest zum Ausschluss einer Laktose- und Fruktose-Unverträglichkeit durchzuführen. (Reizdarmsyndrom (RDS) – Verdauungsstörungen, o.J.)

Reizdarmsyndrom wird anhand der Symptome in 3 Kategorien aufgeteilt:

  • RDS-D – Typ Diarrhö (Durchfall)
  • RDS-O – Typ Obstipation (Verstopfung)
  • RDS-M – Mischtyp mit wechselndem Durchfall und Verstopfung

Demnach sieht auch die Behandlung innerhalb der 3 Subtypen anders aus und richtet sich nach den Hauptbeschwerden des Betroffenen.

Die Low-FODMAP Diät

Die Low-FODMAP-Diät führt bei circa 75% Patienten mit Reizdarmsyndrom aller oben genannten Subtypen zu einer signifikanten Reduktion der gastrointestinalen Symptome (About FODMAPs and IBS | Monash FODMAP – Monash Fodmap, o.J.). FODMAPs sind eine Gruppe von Zuckern, die in unserem Darm nicht vollständig verdaut oder durch den Körper aufgenommen werden. Dies führt zu unangenehmen Symptomen wie Blähungen, Verstopfung und Durchfall. FODMAPs kommen in einer Vielzahl von Lebensmitteln vor, zum Beispiel in vielen Früchten, Gemüse, Getreide, Nüssen, Hülsenfrüchten und Süßspeisen.

Die Abkürzung FODMAP steht für „fermentierbare Oligo-, Di-, und Monosaccharide und Polyole“, vereinfacht Mehrfach-, Zweifach-, Einfachzucker und mehrwertige Alkohole. Damit gemeint sind Fruktose (ein Einfachzucker), Lactose (ein Zweifachzucker) Fruktane (kommt in Getreide und einigen Gemüsesorten vor), Galacto-oligosaccharide (Ballaststoffe, die aus Mehrfachzuckern bestehen), Sorbitol und Mannitol (Zuckeralkohole).

Die Low-FODMAP-Diät findet in 3 Phasen statt:

  • Eliminationsphase: In dieser Phase werden FODMAP-reiche Nahrungsmittel über einige Wochen komplett vom Speiseplan gestrichen.
  • Wiedereinführungsphase: Lebensmittel werden einzeln circa alle 2-3 Tage wieder eingeführt und somit auf ihre Verträglichkeit getestet. Diese Phase kann Wochen bis Monate dauern.
  • Langfristig: individuelle Ernährung: Nach vorsichtigem Austesten in der Wiedereinführungsphase kann in dieser Phase eine langfristige, individuelle Ernährung etabliert werden. Nahrungsmittel, die nachweislich schlecht vertragen wurden, sollten möglichst vermieden werden (FODMAP Diät bei Reizdarm, J.).

Empfehlung: die „Low FODMAP Diet App“ von Monash

Die Low-FODMAP-Diät scheint auf erstem Blick verwirrend und gar überwältigend. Erfreulicherweise finden sich im Internet und in Büchern ausführliche Informationen zur Planung und Durchführung der Diät. Besonders zu empfehlen ist die App der Universität, die diese Diät entwickelt hat: „Monash University FODMAP Diet“. Diese App zeigt zusätzlich zu einer umfänglichen Liste vieler Lebensmittel auch die jeweiligen FODMAP-Gehalte, d.h. bis zu wie viel Gramm das individuelle Lebensmittel verträglich ist. Es ist wichtig zu erwähnen, dass durch diese Diät die individuellen Unverträglichkeiten ausgetestet werden und dass die Beschwerde-auslösenden Lebensmittel von Mensch zu Mensch variieren. Daher ist die Wiedereinführungsphase unabdingbar. Hinzu kommt, dass sich die Verträglichkeit gegenüber einzelnen high-FODMAP Lebensmittel, also Lebensmittel, mit einem hohen Anteil der schlecht-verdaubaren Zuckern, im Laufe der Zeit ändern kann. Somit lohnt es sich, Nahrungsmittel, die in der Wiedereinführungsphase schlecht vertragen wurden, zu einem späteren Zeitpunkt nochmal auszutesten.

Tipps zur Umsetzung der Low-FODMAP-Diät

  • Zuhause Kochen: Gerade in der Eliminations- und Wiedereinführungsphase wird empfohlen, die Mahlzeiten selbst zuzubereiten. So kann vermieden werden, dass versteckte High-FODMAP-Zutaten konsumiert werden. Beispielsweise finden sich in vielen Fertiggerichten wie Restaurantgerichten Mischgewürze mit Zwiebel- und Knoblauchpulver, welche beide einen hohen FODMAP-Gehalt haben.
  • Mahlzeitplanung: Durch sorgfältiges Planen von Mahlzeiten für die nächsten Tage oder gleich die ganze Woche fällt es einfacher, sich an die Diät zu halten.
  • Zutatenlisten genauer durchlesen: Heutzutage finden sich in vielen Fertiglebensmittel Süssstoffe, die als high-FODMAP gelten, so sollte man auf folgende verzichten: Fruktose, Fruktose-Glukose-Sirup, Maissirup, Agavendicksaft, Honig, Laktose, Isomalt, Mannitol, Sorbitol, Xylitol, Fructooligosaccharide (auch als FOS aufgelistet) und Inulin. Manchmal finden sich diese Zusatzstoffe auch versteckt in sogenannten E-Nummern, so kann beipielsweise Sorbitol auch als „E 420“ aufgelistet werden. Eine Aufschlüsselung hierfür findet man im Internet.
  • Restauranttipps: Mit ein paar Tipps gelingt es auch, in einem Restaurant low-FODMAP zu essen. Primär empfiehlt es sich, bereits im Vorhinein die Speisekarte anzuschauen und gegebenenfalls im Vorhinein anzurufen, um mögliche Anpassungen zu besprechen.

Alles in allem ist die Low-FODMAP-Diät auf erstem Blick vielleicht überwältigend, jedoch durchaus machbar mit guter Planung und genug Durchhaltevermögen. Es ist zu erwarten, dass die gewünschte Reduktion der Reizdarmsymptomatik nach 2 bis 8 Wochen eintritt. Die Diät führt bei bis zu 75% der Betroffenen zu einer Reduktion von Bauchschmerzen und Blähungen sowie einer Besserung der Darmtätigkeit bei Durchfall wie Verstopfung. Dies wiederum führt laut einer Studie zu einer klinisch signifikanten Lebensqualität-Erhöhung der Betroffenen (Kortlever et al., 2019). Ergänzend zu dieser Diät oder bei fehlender Besserung auf eine Ernährungsumstellung kommen andere Therapien in Frage, wie bestimmte Medikamente, ergänzende Ballaststoffe, Hypnosetherapie oder Lebensstil-Modifikationen.

Quellen

About FODMAPs and IBS | Monash FODMAP – Monash Fodmap. (o. J.). Abgerufen 24. März 2023, von https://www.monashfodmap.com/about-fodmap-and-ibs/

FODMAP Diät bei Reizdarm. (o. J.). Abgerufen 24. März 2023, von https://nutrimmun.de/anwendungsbereiche/reizdarm/fodmap/

Layer, P., Andresen, V., Allescher, H., Bischoff, S. C., Claßen, M., Elsenbruch, S., Freitag, M., Frieling, T., Gebhard, M., Goebel-Stengel, M., Häuser, W., Holtmann, G., Keller, J., Kreis, M. E., Kruis, W., Langhorst, J., Jansen, P. L., Madisch, A., Mönnikes, H., … Informationsforum für Patient:innen mit Magen-Darm-Erkrankungen (MAGDA). (2021). Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) – Juni 2021 – AWMF-Registriernummer: 021/016. Zeitschrift für Gastroenterologie, 59(12), 1323–1415. https://doi.org/10.1055/a-1591-4794

Reizdarmsyndrom (RDS)—Verdauungsstörungen. (o. J.). MSD Manual Ausgabe für Patienten. Abgerufen 24. März 2023, von https://www.msdmanuals.com/de/heim/verdauungsst%C3%B6rungen/reizdarmsyndrom-rds/reizdarmsyndrom-rds

Kortlever TL, Ten Bokkel Huinink S, Offereins M, Hebblethwaite C, O’Brien L, Leeper J, Mulder CJJ, Barrett JS, Gearry RB. Low-FODMAP Diet Is Associated With Improved Quality of Life in IBS Patients-A Prospective Observational Study. Nutr Clin Pract. 2019 Aug;34(4):623-630. doi: 10.1002/ncp.10233. Epub 2019 Jan 15. PMID: 30644587

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)