Wann sollte man wieviel Wasser trinken?

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Die physiologischen Hintergründe des Wasserhaushalts

Der menschliche Körper besteht zu ungefähr 60% aus Wasser. Bei einer 70kg schweren Person sind das also näherungsweise 40 Liter! Der absolute Grossteil davon befindet sich in den Zellen; der Wasseranteil zwischen den Zellen macht ungefähr 10 Liter aus. Hinzu kommen ungefähr drei Liter Wasser vom Blutplasma. Genügend Flüssigkeitszufuhr ist unabdingbar für die Gesundheit des Menschen; soviel steht fest. Doch gibt es eine optimale Trinkmenge und wann sollte man im Verlaufe des Tages am besten viel Wasser trinken?

Der Wasserhaushalt wird primär über die Wasserzufuhr und die Niere reguliert. Es gibt jedoch noch einige weitere Player, die den Wasserhaushalt mitregulieren. Die Wasserbilanz beschreibt die tägliche Zufuhr und Ausscheidung. Netto beträgt sie auf einen Tag genau Null. Nebst einer durchschnittlichen Ausscheidung von ungefähr 1.5 Litern Urin pro Tag verlieren wir etwa 0.5 Liter über die Haut und etwa 0.4 Liter über die Lunge, da die ausgeatmete Luft feucht ist.

Durch diese Zahlen wird deutlich, dass Wasser das elementare Zufuhrmittel des menschlichen Körpers ist. Doch wieviel Wasser sollte man täglich zu sich nehmen? Die optimale Trinkmenge beträgt für eine erwachsene Person mindestens zwei Liter pro Tag. Als Leitregel gilt, dass man etwa 30-35ml pro Kilogramm Körpergewicht zu sich nehmen sollte. Diese Zufuhr ist wichtig, weil Wasser das universelle Lösungsmittel, aber auch das allgemeine Kühlungsmittel des menschlichen Körpers ist.

Zudem kann die Niere ihre Entgiftungsfunktion ohne Wasser nicht ausüben. Die Niere scheidet das Kalium im Blut unter physiologischen Zuständen zu gewissen Teilen aus und reguliert den Kaliumspiegel sehr eng. Kann diese Funktion nicht ausgeübt werden, steigt das Blutkalium an. Ein zu hoher Anstieg des Blutkaliums wirkt sich auf das Herz aus, da dadurch die Erregbarkeit des Herzmuskels erhöht wird. Daraus resultiert eine unkoordinierte Reizleitung im Herz und es kommt zum Herzstillstand und folglich zum Tod.

Ist Wassertrinken während dem Essen ungesund?

Wenn die minimale Trinkmenge eingehalten wird, ist die Verteilung der Zufuhr über den Tag eher sekundär. Am besten ist jedoch eine kontinuierliche Zufuhr. Es ist also für den Körper und die Verarbeitung des Wassers deutlich besser, wenn man pro Stunde ein Glas Wasser trinkt, als vier Mal pro Tag eine ganze 0.5-Liter-Flasche davon zu trinken. Viele Experten raten nebst einer kontinuierlichen Zufuhr zu einer überproportional hohen Wasserzufuhr in den ersten zwei Stunden nach dem Aufwachen. Wasser ist so universell vertreten in unserem Körper, dass es in fast alle Funktionen des Körpers irgendwie reinspielt. Daher soll die erhöhte Wasserzufuhr am Morgen einer allgemeinen Aktivierung des Körpers dienen.

Insbesondere in der älteren Generation hält sich der Mythos, dass Wassertrinken während dem Essen ungesund sei. Dies ist aus physiologischer Sicht falsch. Der Grund für den Mythos liegt in der Annahme, dass die zusätzlich zugeführte Flüssigkeit die beim Essen produzierte Magensäure verdünne und dadurch die Nahrungszersetzung für die spätere Verdauung verschlechtere. Die Magensäure ist jedoch einerseits so stark sauer, dass das pH-neutrale Wasser nur einen marginalen Einfluss darauf hat. Andererseits kann sich die Magensäure selbst regulieren. Der Magen kann also die produzierte Magensäure an den Bedarf anpassen. Beispielsweise wird bei erhöhter Magendehnung (also bei Nahrungszufuhr) automatisch vermehrt Magensäure produziert.

Wasserzufuhr während dem Essen hat sogar positive Einflüsse. Es verdünnt den Speisebrei und macht ihn dadurch transportfähiger. Zudem wird der Schluckakt deutlich erleichtert. Das merken Sie bei sich selbst insbesondere dann, wenn Sie beispielsweise eine trockene Scheibe Brot ohne Wasser essen. Irgendwann wird der Schluckakt als unangenehm empfunden und der Drang nach Wasserzufuhr wird grösser.

Abschliessend lässt sich zum Trinkverhalten also festhalten, dass die 2 Liter pro Tag eine Art goldene Regel bilden. Eine regelmässige Verteilung über den Tag mit erhöhter Zufuhr am Morgen verbessert das Trinkverhalten weiter. Bitte verzichten Sie auch nicht auf das Wassertrinken während dem Essen. Dies hat wie oben ausgeführt keine negativen Effekte auf die Verdauung.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

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