Long Covid und Post-Vac-Syndrom

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Schätzungsweise 10-30% aller Menschen, die an einer COVID-19 Infektion erkrankten und nicht im Spital behandelt wurden, entwickelten das Long-Covid-Syndrom. Bei Personen, die hospitalisiert wurden, geht man davon aus, dass 50-70% Long Covid entwickelten. Die Dunkelziffer könnte sogar noch höher ausfallen, da viele Fälle von Long Covid nicht gemeldet wurden. Circa 10-12% aller geimpften Personen entwickelten Long Covid. Obwohl Long Covid in jedem Alter auftreten kann, wurden die meisten Fälle in der Altersgruppe der 36-50-Jährigen registriert (Davis et al., 2023).  

Zum Zeitpunkt März 2022 hatten sich 60% der Weltbevölkerung gegen das Corona-Virus 19 geimpft. Obwohl zahlreiche Studien die Effektivität und Sicherheit dieser Impfstoffe bestätigen, traten bei wenigen Personen seltene Nebenwirkungen abseits der häufigen Nebenwirkungen auf. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören zum Beispiel Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle sowie das Auftreten von Fieber und Gliederschmerzen kurz nach der Impfung. Die seltenen Nebenwirkungen, die vorwiegend mit Autoimmunerkrankungen assoziiert werden, fasst man als Post-Vac-Syndrom zusammen (Jara et al., 2022).

Long Covid

Man spricht von Long Covid, wenn Symptome vier Wochen nach einer überstandenen Covid-Infektion immer noch vorhanden sind oder sich neue Symptome entwickeln, die nicht anderweitig erklärt werden können. Zu den Symptomen gehören (COVID-19 – AMBOSS, o. J.):

  • Erschöpfung
  • Muskelschwäche
  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Haarausfall
  • Atemnot unter Belastung
  • Husten
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen

Diagnostisch sollte primär eine ärztliche Untersuchung, eine Blutabnahme, ein Lungenfunktionstest, ein Belastungs-EKG und ein Fragebogen zu psychosozialen Ko-Faktoren zur Feststellung der Organfunktionen und hiermit auch zum Ausschluss anderer Erkrankungen erfolgen (Long-Covid-Sprechstunde MedAmbi, o. J.).

Aktuell gibt es wenige wissenschaftlich fundierte Behandlungsmöglichkeiten für Long Covid. Dies liegt daran, dass es Long Covid erst seit wenigen Jahren gibt. Allerdings haben sich in den letzten Jahren viele Spitäler und Reha-Kliniken auf Long Covid spezialisiert und bieten multidisziplinäre ambulante oder stationäre Behandlungen an. Die Behandlungsansätze liegen einerseits in der Mobilisierung der Betroffenen beispielsweise durch Ergo- und Physiotherapie, andererseits durch Medikamente und psychosoziale Angebote, wie Einzelgespräche und Gesprächsgruppen für Betroffene.

Post-Vac-Syndrom

Studien sind sich einig, dass die Vorteile einer Covid-19-Impfung deutlich die Nachteile überwiegen. Trotzdem gibt es eine niedrige Inzidenz an Personen, die wenige Tage oder Wochen nach einer Covid-19-Impfung seltene Nebenwirkungen in Form von Autoimmunerkrankungen entwickelten. Folgende Autoimmunerkrankungen wurden registriert: Guillain-Barre Syndrom, IgA Nephropathie, Autoimmunenzephalitis, Kawasaki Vaskulitis, Autoimmune Polyarthritis, Morbus Basedow, Vakzin-induzierte immune Thrombozytopenie, Rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, autoimmune Lebererkrankungen.

Bis heute gibt es keinen konkreten Nachweis, dass die Impfung der direkte Auslöser dieser Erkrankungen war. Man geht aber davon aus, dass der Körper Autoantikörper gegen bestimmte Inhaltsstoffe des Vakzins produziert und somit den eigenen Körper angreift (Chen et al., 2022). Zur Behandlung dieser Autoimmunerkrankungen kommen die bereits etablierten Behandlungsleitlinien der jeweiligen Erkrankung zum Einsatz. So setzt man beispielsweise bei rheumatologischen Autoimmunerkrankungen bestimmte Medikamente ein (wie NSARs, DMARDs und Glukokortikoide).

Schlussbemerkung

Da die Symptome des Long-Covid-Syndroms vielfältig sind und mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können, ist es wichtig, andere Erkrankungen zunächst auszuschliessen und sorgfältig zu diagnostizieren. Erst wenn die Diagnose bestätigt ist, lohnt es sich, verschiedene Therapieangebote in Erwägung zu ziehen, um wieder in den normalen Alltag zurückkehren zu können.

Quellen

Chen, Y., Xu, Z., Wang, P., Li, X.-M., Shuai, Z.-W., Ye, D.-Q., & Pan, H.-F. (2022). New-onset autoimmune phenomena post-COVID-19 vaccination. Immunology, 165(4), 386–401. https://doi.org/10.1111/imm.13443

COVID-19—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 21. Juni 2023, von https://next.amboss.com/de/article/gG0FAh?q=long-covid#Zbd0329f6b032ddab85be5074ace635aa

Davis, H. E., McCorkell, L., Vogel, J. M., & Topol, E. J. (2023). Long COVID: Major findings, mechanisms and recommendations. Nature Reviews Microbiology, 21(3), Article 3. https://doi.org/10.1038/s41579-022-00846-2

Jara, L. J., Vera-Lastra, O., Mahroum, N., Pineda, C., & Shoenfeld, Y. (2022). Autoimmune post-COVID vaccine syndromes: Does the spectrum of autoimmune/inflammatory syndrome expand? Clinical Rheumatology, 41(5), 1603–1609. https://doi.org/10.1007/s10067-022-06149-4

Long-Covid-Sprechstunde MedAmbi. (o. J.). Kantonsspital St.Gallen. Abgerufen 21. Juni 2023, von https://www.kssg.ch/aim/leistungsangebot/long-covid-sprechstunde-medambi

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Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)

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