Lyme-Borreliose

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Die Lyme-Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Erkrankung. Der verantwortliche Erreger ist ein Bakterium namens Borrelia burgdorferi sensu lato. Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa und Nordamerika. Rund 5% bis 30% der Zecken in der Schweiz sind mit Borrelien infiziert. Im Schnitt erkranken circa 10‘000 Personen jährlich in der Schweiz an einer Lyme-Borreliose. Bis heute gibt es im Gegensatz zu FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis; eine Hirnhautentzündung, die ebenfalls durch Zecken übertragen wird) keine Impfung dagegen.

Betroffen sind vor allem Personen, die häufig in der Natur unterwegs sind. Als Schutz vor Zeckenbissen gilt geschlossene Kleidung, das Meiden von Unterholz, Insektensprays mit Zeckenschutz und das Untersuchen der Haut nach einem Aufenthalt im Wald. Je schneller man eine Zecke aus der Haut entfernt, desto geringer ist das Risiko, dass eine Lyme-Borreliose entsteht (BAG, 2023).

Symptome

Die Symptome einer Lyme-Borreliose sind vielfältig. Eine Infektion kann auch gänzlich ohne Symptome verlaufen. Die Erkrankung wird in drei Stadien eingeteilt, wobei es nur selten zu den Stadien II und III kommt.

Lokale Frühmanifestation (Stadium I)

  • Erythema migrans: Circa die Hälfte der Betroffenen entwickeln innerhalb von 6 Wochen nach den Zeckenbiss ein sogenanntes Erythema migrans. Das Erythema migrans ist ein Hautausschlag, der sich an der Stichstelle bildet und kreisförmig ausbreitet. Es kommt zu einer zentralen Rötung und einem roten Ring um die Stichstelle. Der Ausschlag ähnelt einer Schiessscheibe oder dem sogenannten „bull‘s eye“. Selten kommt es in diesem Stadium auch zu Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen.

Frühe disseminierte Infektion (Stadium II)

  • Akute Neuroborreliose: 3-12% der Betroffenen entwickeln Wochen bis Monate nach einer Infektion neurologische Symptome. Dazu gehören starke Schmerzen in Armen und Beinen, Lähmungserscheinungen der Extremitäten sowie Hirnnervenausfälle (Lähmungserscheinungen der Gesichts- und Augenmuskeln). 
  • Lyme Karditis: Bis zu 4% der unbehandelten Patienten mit einer Lyme-Borreliose entwickeln eine Herzmuskelentzündung, die zu Herzrhythmusstörungen führen kann.

Späte disseminierte Infektion (Stadium III)

  • Lyme-Arthritis: Bis zu 60% der Erkrankten in Nordamerika entwickeln eine Gelenkentzündung – in Europa ist dies deutlich seltener der Fall. Hierbei kommt es zu Entzündungen von einem oder mehreren Gelenken; häufig am Knie. Die Fingergelenke sind hingegen – anders als bei einer normalen Arthritis – fast nie betroffen (Lyme-Borreliose – AMBOSS, 2023).

Diagnostik

Bei Auftreten eines Erythema migrans ist keine weitere Untersuchung notwendig. Bei unklarer Symptomatik sollte jedoch eine Blutabnahme zur Erregerbestimmung veranlasst werden. Im ersten Schritt wird ein ELISA Test gemacht, bei positivem Ergebnis zusätzlich ein Immunoblot zur Bestätigung. Allerdings bedarf die Lyme-Borreliose bei einem positiven Test ohne Symptome keiner Therapie. Bis zu 25% der Bevölkerung haben nämlich erhöhte Borrelien-Antikörper, ohne an einer Borreliose zu leiden. Gleichzeitig kann das Ergebnis auch falsch negativ sein, vor allem in der Frühphase (Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V., o. J.). Man orientiert sich hier vor allem an dem Stadium: in der Frühphase sind bei 50-90% der Erkrankten die IgM-Antikörper positiv, im Stadium II und III eher die IgG-Antikörper.

Therapie

Eine antibiotische Behandlung sollte so schnell wie möglich eingeleitet werden, um den Erkrankungsverlauf zu verkürzen und Langzeitkomplikationen zu vermeiden. Im Stadium I ist Doxycyclin das Antibiotikum der ersten Wahl. Alternativ können Amoxicillin, Cefuroxim oder Azithromycin eingesetzt werden. Im Stadium II ist Doxycyclin ebenfalls die erste Wahl. Im Stadium III ist die Behandlung abhängig von den Beschwerden: Bei der Lyme-Arthritis kommen Doxycyclin, Amoxicillin oder Ceftriaxon zum Einsatz. Eine einmalige Wiederholung der antibiotischen Therapie kann in Betracht gezogen werden. Zusätzlich können antientzündliche Schmerzmittel eingesetzt werden, beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac. Auch Physiotherapie ist bei der Lyme-Arthritis empfohlen.

Ausserdem berichten viele Patienten, Jahre nach einer Infektion an anhaltenden Leistungseinschränkungen, Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und weiteren Beschwerden zu leiden. Patienten, die 6 Monate nach einer Lyme-Borreliose und trotz adäquater antibiotischer Therapie diese Beschwerden vorweisen, leiden möglicherweise an dem Post-Borreliose-Syndrom (auch PTLDS) (Radolf et al., 2021). Für das PTLDS gibt es bis heute wenige Behandlungsmöglichkeiten und diese sind eher symptom-orientiert.

Unterschiede zwischen Europa und Nordamerika

Obwohl die Lyme-Borreliose in beiden Regionen auftritt, ist die Manifestation der Erkrankung in den jeweiligen Regionen verschieden. Das kommt daher, dass in Europa andere Gattungen des Borrelien-Bakteriums vorkommen als in Nordamerika. In Nordamerika ist vor allem die Lyme-Arthritis, also die gelenkentzündliche Form, viel präsenter als in Europa. Im Gegensatz dazu kommt in Europa die Neuroborreliose, Lyme-Encephalopathie (Hirnschädigung) und Hautmanifestationen viel häufiger vor (Marques et al., 2021). Dieser Hinweis ist wichtig, denn viele Informationen und Selbsthilfegruppen für Betroffene im Internet stammen aus den USA und beziehen sich hauptsächlich auf die für diese Region typischen Beschwerdebilder.

Was Sie tun können

Schützen Sie sich vor einem Zeckenbiss durch geschlossene Kleidung, das Meiden von Unterholz, Insektensprays mit Zeckenschutz und das Untersuchen der Haut nach einem Aufenthalt im Wald. Es ist essentiell, eine Lyme-Borreliose frühzeitig zu erkennen und mit einem geeigneten Antibiotikum zu behandeln. Wenn Sie bei sich eine Hautrötung feststellen, die sich kreisförmig ausbreitet – insbesondere im Sommer nach einem Aufenthalt in der Natur –, suchen Sie umgehend Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder gegebenenfalls ein Notfallzentrum auf! Ohne Behandlung können sich Spätstadien und Folgekomplikationen entwickeln, die in der Regel schwer zu behandeln sind und keine Heilung versprechen. Falls Sie oder Personen in Ihrem Umfeld an den Folgen einer Lyme-Borreliose leiden, empfehlen wir eine personalisierte Immuntherapie: https://immunmed.ch/.

Quellen

BAG, Bundesamt für Gesundheit (2023). Borreliose / Lyme-Krankheit. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/borreliose-lyme-krankheit.html

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (o. J.). DGRh e.V. Abgerufen 7. Juni 2023, von https://dgrh.de/Start/Publikationen/Empfehlungen/Krankheitsbezogene-Therapie/Lyme-Borreliose.html

Lyme-Borreliose—AMBOSS. (2023, März 7). https://next.amboss.com/de/article/4f03m2?q=lyme-borreliose#Zc3bdc478cda08cf6537434c7bf6e4618

Marques, A. R., Strle, F., & Wormser, G. P. (2021). Comparison of Lyme Disease in the United States and Europe. Emerging Infectious Diseases, 27(8), 2017–2024. https://doi.org/10.3201/eid2708.204763

Radolf, J. D., Strle, K., Lemieux, J. E., & Strle, F. (2021). Lyme Disease in Humans. Current issues in molecular biology, 42, 333–384. https://doi.org/10.21775/cimb.042.333

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Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)

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