Rheumatoide Arthritis

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Die Rheumatoide Arthritis ist eine rheumatologische, autoimmun bedingte Erkrankung, welche sich vor allem in den Gelenken manifestiert. Früher wurde die Erkrankung „Chronische Polyarthritis“ genannt, weil die Gelenke chronisch entzündet sind (die Endung „-itis“ beschreibt immer eine Entzündung). Dieser Artikel geht näher auf die Entstehung dieser Erkrankung ein und zeigt auch Therapiemöglichkeiten auf. 

Die Entstehungsursache der Rheumatoiden Arthritis ist bis heute unbekannt. Das ist sehr ungewöhlich für eine derart häufige Erkrankung – ungefähr 1% der Schweizer Bevölkerung leiden an der Rheumatoiden Arthritis, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer (3:1). Man versteht nicht, weshalb die Erkrankung entsteht, es ist jedoch bekannt, dass die Erkrankung durch die chronische Entzündung der Gelenke final zur Gelenksdestruktion führt. Als mögliche, nicht genetische Risikofaktoren werden virale Infektionserreger und Hormone diskutiert. Ein hormonell bedingter Risikofaktor wird diskutiert, weil die Rheumatoide Arthritis in der Schwangerschaft, während welcher ganz andere hormonelle Verhältnisse existieren, sehr oft remittiert (= zeitlich begrenzt nachlässt). Auch Rauchen erhöht das Risiko, an Rheumatoider Arthritis zu erkranken, weil der Rauch autoimmune Prozesse in der Lunge begünstigt.

Wie entsteht der typische Gelenkschmerz bei der Rheumatoiden Arthritis?

Die erwähnten, nicht final verstandenen Umweltfaktoren lösen einen Verlust der Immuntoleranz aus. Dies führt zu Autoimmunität. Das bedeutet, dass das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift. Bei der rheumatoiden Arthritis werden spezifische Autoantikörper gebildet, unter anderem der Rheumafaktor. Diese Autoantikörper lösen dann am Zielort (dem Gelenk) eine Entzündung aus. Die Entzündung wiederum wird durch Entzündungsmoleküle reguliert, welche den lokalen Schmerz auslösen. Die Entzündung am Gelenk löst sekundär eine Entzündug der Gelenksflüssigkeit (Synovia) – die sogenannte Synovitis – aus.

Das Leitsymptom der Rheumatoiden Arthritis sind Gelenkschmerzen insbesondere bei Ruhe. In der Regel gibt es eine Besserung durch Bewegung. Weitere häufige Symptome sind Gelenksteifigkeit, insbesondere am Morgen, sowie Gelenkschwellungen vor allem an den Fingergelenken. Hinzu kommt, dass viele Patienten sehr müde sind. Ganz typisch für die Rheumatoide Arthritis ist der symmetrische (=beidseitigs gleiche) Gelenksbefall. Die Hände sind fast immer betroffen, aus ungeklärten Gründen sind die distalen Fingergelenke (d.h. die Fingerspitzen) bei der Rheumatoiden Arthritis jedoch nie befallen. Damit lässt sich die Rheumatoide Arthritis spezifisch von anderen rheumatologischen Erkrankungen unterscheiden. An den Fingergelenken ist insbesondere die Gelenkschwellung sehr gut sichtbar, welche bei den grossen Gelenken oftmals nicht so gut sichtbar ist wie an den Händen.

Eine sehr einfache Untersuchung kann mittels eines kräftigen Händedrucks durchgeführt werden. Tritt dann ein Querkompressionsschmerz an den Fingergrundgelenken auf, ist die Diagnose der Rheumatoiden Arthritis bei einem entsprechenden Labor schon fast gesichert. Dieser typische Schmerz bei starkem Händedruck wird fachsprachlich „Gänslen-Zeichen“ genannt.

Wird ein bildgebendes Verfahren hinzugezogen, so reicht ein klassisches Röntgenbild in den meisten Fällen aus. Das Röntgenbild zeigt bei der Rheumatoiden Arthritis typischerweise gelenksnahe Erosionen. Das sieht aus, wie wenn der Knochen im Bereich des Gelenks „angefressen“ wurde. Das stimmt im übertragenen Sinne auch, weil die knochenabbauenden Zellen (= Osteoklasten) bei der Rheumatoiden Arthritis überaktiviert sind und so verstärkt Knochensubstanz zerstören. Die Osteoklasten kann man sich vereinfacht als Fresszellen des Knochens vorstellen. Sie sind im Normalfall im Gleichgewicht mit den knochensubstanzproduzierenden Zellen (=Osteoblasten).

Was sind die Therapieziele bei der Rheumatoiden Arthritis?

Einerseits soll die Entzündungsaktivität so früh wie möglich unterdrückt werden. Andererseits soll die Knochenzerstörung verhindert werden, welche direkt mit der Entzündung zusammenhängt. Schmerzmittel wirken rein symptomatisch, weil deren entzündungshemmende Wirkung nicht ausreicht gegen die rheumatoide Arthritis. Um die Entzündung adäquat einzudämmen, wird therapeutisch mit einem cortisonhaltigen Präparat gearbeitet. Das Cortison wird nach einigen Wochen dann schrittweise abgesetzt. Das hängt damit zusammen, dass cortisonhaltige Präparate bei langanhaltender Anwendung ein starkes Nebenwirkungsprofil haben, weshalb eine Anwendung über mehr als drei Monate vermieden werden sollte. Abgelöst wird das Cortison dann vom „Methotrexat“, welches in den allermeisten Fällen die Symptome deutlich verbessert und praktisch nebenwirkungsfrei ist. Das Cortison zu Beginn ist nötig, weil es ungefähr drei Monate dauert, bis das Methotrexat seine Wirkung entfalten kann. Methotrexat wirkt dadurch, dass es die Zellteilung von T-Zellen und B-Zellen (spezifischen Immunzellen) hemmt und so die Entzündung herunterreguliert.

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Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

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