Die Blutstillung ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Körpers, den mit Sicherheit alle schon einmal durchgemacht haben, denn bei jeder kleinsten Schnittwunde wird der Blutverlust durch diesen Mechanismus gestoppt. Der Fachbegriff für die Blutstillung lautet Hämostase. Die Hämostase wird in eine primäre und eine sekundäre Phase unterteilt. Auf die Hämostase folgt die eigentliche Wundheilung, welche vor allem Gefäss- und Gewebserneuerung umfasst.

Zuerst ein kurzer Ausflug zum Aufbau des Blutes: Blut besteht aus drei Zelltypen und dem Plasma. Die drei Zelltypen sind Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten. Im allgemeinen Sprachgebrauch sind die Erythrozyten die roten Blutkörperchen, die Leukozyten die weissen Blutkörperchen und die Thrombozyten die Blutplättchen. Die zentrale Funktion der Thrombozyten ist die Blutstillung. Aber auch die anderen Zelltypen übernehmen enorm wichtige Funktionen im Körper. Die roten Erythrozyten dienen dem Sauerstofftransport im Blut und sind somit unabdingbar für den Gasaustausch im Körper. Die Gesamtheit aller Leukozyten und den Unterkategorien bildet das Immunsystem. Das Plasma hingegen beschreibt den flüssigen Anteil des Blutes und besteht zu mehr als 90% aus Wasser. Den Rest des Plasmas bilden Proteine (Transportproteine und Antikörper) sowie einige Salze. Die Gesamtheit aller Zellen im Blut wird Hämatokrit genannt. Der Hämatokrit macht ungefähr 40% des Blutes aus und besteht zu einem Grossteil aus den Erythrozyten. Das heisst also, dass die roten Blutkörperchen gegenüber den Leuko- und Thrombozyten deutlich in der Überzahl sind.

Dieses Bild vom Schweizerischen Roten Kreuz dient als Leitbild für meine Ausführungen zur Blutstillung. Wie oben ewähnt, wird die Hämostase in eine primäre und eine sekundäre Phase unterteilt. In Bezug auf das Bild ist die primäre Hämostase der Schritt von eins nach zwei und die sekundäre Hämostase ist der Schritt von zwei nach drei.

Die primäre Hämostase wird initiiert durch einen Einriss im Blutgefäss. Das Blutgefäss ist innen von einer Zellschicht ausgekleidet, die nur einschichtig, aber dafür sehr dicht ist und Endothel genannt wird. Wenn das Endothel an einer Stelle defekt ist, entsteht eine Blutung. Die Stillung der Blutung in der primären Hämostase geschieht dadurch, dass die Thrombozyten mit spezifischen Rezeptoren an das dadurch freiwerdende darunterliegende, zellfreie Gewebe binden. Durch das Binden an das zellfreie Gewebe werden die Thrombozyten aktiviert und interagieren dann auch untereinander über das Protein Fibrinogen. Bei der Aktivierung machen die Thrombozyten eine starke Formveränderung durch. Wie das Bild zeigt, werden aus Plättchen ungleichförmige Zellen mit kleinen Füsschen, die zur Verbesserung der Interaktion dienen. Die GP-Rezeptoren auf dem Bild dienen der Interaktion über das erwähnte Fibrinogen. GP bedeutet Glykoprotein. Ein Glykoprotein ist ein Protein, das auch Zuckerketten (Glyko-) trägt. Insbesondere die Zuckerketten dieser GP-Rezeptoren dienen der Interaktion. Ein weiterer wichtiger Punkt der primären Hämostase, der auf dem Leitbild ersichtlich wird, ist die Verengung des blutenden Gefässes (dargestellt durch die Pfeile). Diese Verengung dient dazu, den Blutfluss zu reduzieren.

In der sekundären Hämostase läuft eine mehrstufige Kaskade ab, welche zum Ziel hat, den Pfropf, den die Thrombozyten ausbilden, zu stabilisieren. Kaskade bedeutet hier stufenweise Aktivierung. Das oben erwähnte Fibrinogen ist die Vorstufe von Fibrin, welches den Pfropf der sekundären Hämostase bildet. Wie im Leitbild dargestellt, bildet das Fibrin Fasern aus. In diesen Fasern verfangen sich rote Blutkörperchen, weshalb das Produkt der sekundären Hämostase ein roter Verschlusspfropf ist. In der Kaskade wird Fibrinogen final zu vernetztem, faserigem Fibrin. Zuvor laufen viele andere Aktivierungsschritte ab. Unter anderem wird Prothrombin zu Thrombin. Thrombin ist das Enzym, das aus Fibrinogen Fibrin macht.

Nach der sekundären Hämostase folgt die Wundheilung, welche im Leitbild dem Schritt von drei nach vier entspricht. Dort ist vor allem die Angiogenese zentral. Angiogenese bedeutet Gefässneubildung. Dabei muss diese jedoch von der Vaskulogenese unterschieden werden. Die Vaskulogenese beschreibt die erstmalige Gefässneubildung während der Entwicklung des Embryos und die Angiogenese beschreibt eine Sprossung von bereits bestehenden Gefässen oder die Reparatur von beschädigten Gefässen. Insbesondere das erwähnte Endothel und umliegendes Bindegewebe muss nach Gefässverletzungen repariert werden. Während der Wundheilung, welche in der Regel einige Tage dauert, entsteht eine Kruste, die zum Schutz vor Keimen von aussen dient.

Quellen:

Bild 1: Blutspende SRK, https://www.blutspende.ch/de/magazin/wundverschluss (zuletzt am 28.11.2021 um 16:30)

Bild 2: Störungen der primären Hämostase, Dr. med. Jürgen Koscielny, https://cme.medlearning.de/ferring/stoerungen_primaere_haemostase/pdf/cme1.pdf (zuletzt am 28.11.2021 um 16:30)

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)