Der plötzliche Kindstod ist ein tragisches medizinisches Ereignis, das man in der Schweiz dank vielseitiger präventiver Massnahmen zunehmends in den Griff bekommen hat. Dennoch ist Fachwissen darüber gerade für (werdende) Eltern sehr wichtig, da auch Kinder in der Schweiz nicht gänzlich ausgenommen sind und die präventiven Massnahmen nach Expertenmeinungen eine tragende Rolle spielen. Die meisten Fälle des plötzlichen Kindstods ereignen sich im Schlaf.

Der plötzliche Kindstod beschreibt ein unerwartetes Versterben eines Säuglings innerhalb seines ersten Lebensjahres. Sehr charakteristisch für den plötzlichen Kindstod, und das macht ihn für alle Betroffenen noch viel tragischer, ist die häufig trotz genauer Untersuchungen nicht geklärte Todesursache. Dies erschwert die Verarbeitung in der Regel, weil der Mensch ein naturgegebenes Bedürfnis für Erklärungen und Begründungen hat. Dieses plötzliche Absterben ist also auch in der Medizin, die solche Fälle bestmöglich verhindern sollte, ein leider nach wie vor mysteriöses Phänomen.

Was man über den plötzlichen Kindstod weiss, ist die zentrale Rolle des Kreislaufsystems und der Atmung. Der Tod von betroffenen Säuglingen ist also in den allermeisten Fällen auf ein Versagen des Kreislaufsystems oder der Atmung zurückzuführen. Die wirkliche Ursache für dieses Versagen ist jedoch bis heute nicht geklärt. Man kann zwar das Kreislaufversagen als Todesursache ansehen, doch die medizinische Forschung hat zum Ziel, eine Ebene tiefer zu gehen und die Ursache für das initiale Kreislaufversagen festzustellen.

Gerade weil das Wissen über die wirkliche Ursache so vage ist, wird nun auf verschiedene präventive Massnahmen eingegangen. Die präventiven Massnahmen können bis zu 90% der Fälle verhindern. Mittlerweile werden Kinderärztinnen und Kinderärzte seit ungefähr 20 Jahren zur Sensibilisierung für dieses Thema angehalten und in der Schweiz trägt diese Aufklärungsarbeit statistisch gesehen Früchte. In der Schweiz versterben mittlerweile weniger als 10 Kinder pro Jahr am plötzlichen Kindstod, was vor allem auf die präventiven Empfehlungen zurückzuführen ist. Prozentual gesehen ging der Anteil vom plötzlichen Kindstod an allen Todesfällen von Säuglingen von 17% im Jahr 1990 auf 4% im Jahr 2010 herunter.

Der wohl wichtigste präventive Faktor betrifft das Schlafverhalten. Säuglinge sollen auf dem Rücken und optimalerweise in einem Schlafsack schlafen. Vor dem Hintergrund, dass beim plötzlichen Kindstod der Kreislauf und/oder die Atmung aussetzt, sind sich Experten weitestgehend einig, dass eine andere Schlafposition (beispielsweise auf dem Bauch) ein Engegefühl in den Atemwegen auslösen kann. Diese kann der Säugling im Schlaf noch nicht selbst bewältigen. Der Schlafsack verhindert im Gegensatz zu einer herkömmlichen Decke, dass der Säugling im Schlaf sein Gesicht bedeckt. Weiter verhindert der Schlafsack ein Überhitzen des Säuglings, denn eine längerfristig erhöhte Körpertemperatur mit damit verbundenem Kreislaufzusammenbruch wird auch als mögliche Todesursache gehandelt. Zudem wird davon abgeraten, den Säugling dauerhaft im Elternbett schlafen zu lassen. Diese Präventionsmassnahme mag abstrakt wirken. Man geht davon aus, dass der Körper des Säuglings in engster Umgebung der Eltern beim Schlaf aufgrund der Nähe zu wenig Selbstregulation betreibt. Daher empfiehlt sich ein eigenes Kinderbettchen, welches jedoch gerne im Schlafzimmer der Eltern aufgestellt werden darf. Dies hat dann auch zum Vorteil, dass man das Kind beim Schlaf besser beobachten kann.

Für rauchende Eltern gibt es einen weiteren grossen Risikofaktor. Der Rauch wird nebst dem Schlafverhalten als grösster Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod angesehen. Auch hier ist die Verbindung zu den oben erwähnten Atemwegen sehr naheliegend. Bitte unterlassen Sie daher unbedingt das Rauchen in der Umgebung Ihres Kindes. Optimalerweise sollte sogar die gesamte Wohnung rauchfrei gehalten und beispielsweise nur auf dem Balkon geraucht werden. Für werdende Mütter ist zudem ein Rauchverzicht bereits während der Schwangerschaft für die Gesundheit des Kindes entscheidend. Nebst einem erhöhten Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben, birgt das Rauchen während der Schwangerschaft auch ein massiv erhöhtes Risiko für Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen bereits während der Schwangerschaft.

An dieser Stelle möchte ich als Randbemerkung einen leider weit verbreiteten Mythos zum Rauchverhalten während der Schwangerschaft aus dem Weg räumen. Es ist falsch, dass Rauchen in den ersten Wochen der Schwangerschaft für das Kind weniger schädlich ist als gegen Ende der Schwangerschaft. Im Gegenteil: Es ist sogar eher umgekehrt, weil sich zu Beginn der Schwangerschaft in der sogenannten Embryogenese die Anlage aller Organe ereignet. Dies benötigt eine enorme biologische Präzision und Fehler in der Anlage sind oftmals schwerwiegend. Nach der Embryogenese steht primär das Wachstum des Fötus im Vordergrund. Rauchen ist auch hier sehr schädlich, doch die Schäden betreffen dann nicht mehr die Anlage der Organe sondern deren Wachstum, weshalb in diesem Stadium die Schäden meist etwas weniger schwerwiegend sind. Weitaus am besten ist es jedoch, während der Schwangerschaft komplett auf das Rauchen zu verzichten.

Abschliessend soll festhalten werden, dass verschiedene Faktoren, die es zu eliminieren gilt, den plötzliche Kindstod begünstigen können. Die eigentliche Todesursache bleibt jedoch in den meisten Fällen ungeklärt. Dieses fehlende Wissen erschwert nicht nur die Forschung, sondern auch die optimale Betreuung von Angehörigen. Die wichtigsten präventiven Massnahmen betreffen das Schlafverhalten des Säuglings und das allfällige Rauchverhalten der Eltern.

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Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)