Über die Hälfte aller Schweizer denken, dass Mobilfunkstrahlung mit Gesundheitsrisiken verbunden ist. Im europäischen Schnitt denken sogar 70% der Befragten, dass Mobilfunkantennen gesundheitliche Schaden verursachen. 5% aller Schweizer führen zudem gesundheitliche Beschwerden – von Kopfschmerzen bis hin zu Herz-Kreislauferkrankungen –auf nichtionisierende Strahlung in ihrem Umfeld zurück (UFAM, o. J.-b). In der Öffentlichkeit hat sich der Begriff „Elektrosmog“ durchgesetzt. Nichtionisierende Strahlung zeigt sich in unserer Umwelt und am Arbeitsplatz in Form von elektromagnetischen Feldern. Diese kommen in Stromleitungen, Haushalts- und Bürogeräten sowie Mobiltelefonen vor. In den letzten Jahrzehnten wurden viele Untersuchungen und Studien zum Thema nichtionisierende Strahlung beziehungsweise Elektrosmog durchgeführt.

Was ist nichtionisierende Strahlung?

Mit Strahlung bezeichnet man eine Form von Energieausbreitung von Teilchen oder Wellen. Unterscheiden kann man ionisierende und nichtionisierende Strahlung. Erstere ist eine sehr energiereiche Strahlung, die Elektronen aus Atomen und Molekülen entfernen kann. Dazu zählen zum Beispiel Röntgen- und Gammastrahlung, die in der medizinischen Diagnostik und Therapie zur Anwendung kommen. Durch die Ionisierung von Molekülen und Atomen im menschlichen Körper können freie Radikale gebildet werden. Diese Radikale gelten aufgrund von nachfolgenden chemischen Reaktionen als krebserregend.

Die nichtionisierende Strahlung ist weniger energiereich und kann keine Moleküle zerstören. Sie findet sich in elektromagnetischer Strahlung wie z.B. in sichtbarem Licht, Mikrowellen und Radiowellen. Überall, wo Elektrizität transportiert und genutzt wird, bestehen elektrische und magnetische Felder. Elektromagnetische Strahlung ist dementsprechend vor allem auch in Stromleitungen vorhanden. Zum Hochfrequenzbereich zählen Mobilfunkantennen, Rundfunk, WLAN und Schnurlosetelefone, während Stromleitungen, Fahrleitungen von Eisenbahnen und Haushaltsgeräte zum Niederfrequenzbereich zählen.

2022 kam in der Schweiz erstmals ein Bericht zum Monitoring der nichtionisierenden Strahlung heraus. Dieser zeigte, dass die Bevölkerung insgesamt moderat mit Strahlung belastet ist und dass die Feldstärken, in denen sich Menschen aufhalten, deutlich unterhalb des Immissonsgrenzwertes liegen. Höchstwerte fanden sich an Tramhaltestellen, Industriegebieten und in Zentren von Grossstädten (UFAM, o. J.-a).

Gesetzliche Lage in der Schweiz

In der Schweiz gilt, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden von Arbeitnehmenden nicht aufgrund von nichtionisierender Strahlung beeinträchtigt werden darf. Dies stützt sich auf das Bundesgesetzes über den Umweltschutz (Umweltschutzgesetz, USG) und die Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV) (SR 814.710). Zum Schutz der Bevölkerung gelten daher Immissionsgrenzwerte, welche vor wissenschaftlich bewiesenen Gefahren schützen. Bei beruflicher Exposition durch betriebsinterne Quellen, zum Beispiel durch Induktionsherde, Stromverteilung und Galvanisierung, gilt die Verordnung über die Unfallverhütung (VUV) (SR 832.30).

Personen mit aktiven medizinischen Geräten, wie Herzschrittmacher und Defibrillatoren und schwangere Personen gelten als besonders gefährdet. Hier sollte möglichst eine Abklärung am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Besonders exponierte Berufsgruppen sind zum Beispiel Köchinnen und Köche mit Induktionskochgeräten, sowie medizinisch-radiologisches Personal, das mit MRI-Geräten arbeitet. Zuständig für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung am Arbeitsplatz ist das SECO und die SUVA (SECO, o. J.).

Bestehen gesundheitliche Risiken durch Elektrosmog?

Die Wirkung nichtionisierender Strahlung auf den Menschen hängt von der Frequenz und Intensität der Strahlung ab. Intensive hochfrequente Strahlung kann zu einer Erwärmung von Körpergewebe führen, intensive Strahlung niedriger Frequenz zu unwillkürlichen Muskelkontraktionen und Nervenimpulsen.

Weltweit gibt es jedoch viele Personen, die überzeugt sind, bereits bei sehr schwacher Strahlung an körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, Konzentrationsstörungen bis hin zu Herz-Kreislauf-Störungen zu leiden. So entstand der Begriff „elektromagnetische Hypersensibilität“. Aus diesem Grund wurde zu diesem Thema in den letzten zwei Jahrzenten intensiv geforscht. Der jetzige Wissensstand kann keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Elektrosmog und den von elektrosensiblen Menschen beschriebenen Symptomen nachweisen (Rubin, Das Munshi & Wessely, 2005; Nöthiger et al., 2011). Allerdings werden weitere Studien zu diesem Phänomen begrüsst. Unumstritten ist, dass die Beschwerden und Symptome der Betroffenen echt sind, sodass sich die Medizin und die Wissenschaft mit dieser Patientengruppe auseinandersetzen und gemeinsam an Lösungsansätzen arbeiten sollten.

Quellen

Nöthiger, K., Ammon, E., & Schürmann, R. (2011). Elektromagnetische Hypersensibilität.

Rubin G.J., Das Munshi J., Wessely S. (2005). Electromagnetic hypersensitivity: A systematic review of provocation studies. Psychosom Med, 67(2), 224–232. https://doi.org/10.1097/01.psy.0000155664.13300.64.

SECO, S. für W. (o. J.). Nichtionisierende Strahlung (NIS). Abgerufen 4. Oktober 2023, von https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Arbeit/Arbeitsbedingungen/gesundheitsschutz-am-arbeitsplatz/Arbeitsraeume-und-Umgebungsfaktoren/Nichtionisierende-Strahlung.html

UFAM, B. für U. B. | O. fédéral de l’environnement O. | U. federale dell’ambiente. (o. J.-a). Elektrosmog: Das Wichtigste in Kürze. Abgerufen 4. Oktober 2023, von https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/thema-elektrosmog/elektrosmog–das-wichtigste-in-kuerze.html

UFAM, B. für U. B. | O. fédéral de l’environnement O. | U. federale dell’ambiente. (o. J.-b). Indikator Elektrosmog. Abgerufen 4. Oktober 2023, von https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/thema-elektrosmog/elektrosmog–daten–indikatoren-und-karten/elektrosmog–indikatoren/indikator-elektrosmog.html

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)

      Das Wichtigste in Kürze

  • Schmetterlingsflechte, auch als systemischer Lupus Erythematodes (SLE) bekannt, ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die vielfältige Symptome aufzeigt
  • Betroffene leiden in der Regel an Fieber, Müdigkeit, Gelenksschmerzen, Gewichtsverlust, Haarausfall sowie auch dem charakteristischem „Schmetterlingserythem“ im Gesicht, trockenen Schleimhäute und Aphten im Mund
  • In schweren Fällen sind auch wichtige Organe betroffen – wie etwa Niere, Lunge, Herz und Nervensystem
  • Zur Diagnose gehört ein ärztliches Gespräch, eine körperliche Untersuchung sowie eine Blut- und Urinuntersuchung
  • Ein möglichst frühzeitiger Beginn mit geeigneten Medikamenten kann das Fortschreiten der Erkrankung und den Organbefall minimieren

Schmetterlingsflechte, auch als SLE bekannt, ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die vorwiegend Frauen betrifft. Bei Autoimmunerkrankungen greift der Körper fälschlicherweise körpereigene Zellen und Organe an. So bildet der Körper im Falle von SLE Autoantikörper, die vorwiegend die Zellen des Gefässbindegewebes angreifen. Es können verschiedene Körpersysteme betroffen sein – wie Haut, Gelenke und Blutgefässe, aber auch Niere, Herz und Lunge.

Charakteristisch ist vor allem das sogenannte Schmetterlingserythem, ein rötlicher Hautausschlag im Gesicht in der Form eines Schmetterlings, der sich bei bis zu 50% der Betroffenen zeigt. Von diesem Ausschlag kommt auch der Name Lupus (lateinisch für Wolf), da die Haut wie „gefressen“ aussieht („Systemischer Lupus Erythematodes“, o. J.).

Symptome

Die Symptome von SLE sind vielfältig, weswegen es initial schwer sein kann, die richtige Diagnose zu stellen. Bei fast allen Betroffenen kommt es zu unspezifischen Symptomen, wie Fieber, Müdigkeit und Gewichtsverlust, aber auch wandernden Gelenksschmerzen, Haarverlust, trockenen Schleimhäuten und wiederkehrenden Aphten im Mund. Abgesehen vom Schmetterlingserythem im Gesicht haben viele Betroffene auch am Körper Hautausschläge. Bei Beteiligung der Niere ist eine Nierenentzündung möglich. Bei Lungenbeteiligung kann es immer wieder zu Wasser in der Lunge kommen. Des Weiteren können der Magen-Darm-Trakt, das Herz und das Nervensystem betroffen sein (Systemischer Lupus erythematodes – AMBOSS, o. J.).

Diagnostik

Da diese Erkrankung so vielfältige Erscheinungsbilder zeigt, ist eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung notwendig. Dabei werden die Haut, die Gelenke sowie die inneren Organe untersucht. Dazu kommt eine Laboruntersuchung und eine Urinuntersuchung. In der Laboruntersuchung sind eine erhöhte Blutsenkungsreaktion (BSR), eine Anämie (verminderte Zahl der roten und weissen Blutzellen sowie der Plättchen) und das Auftreten von Autoantikörpern (ANA, Anti-dsDNA, Anti-Smith-Antikörper) üblich. Im Urin findet man bei Befall der Niere rote und weisse Blutzellen sowie eine erhöhte Proteinausscheidung („Systemischer Lupus Erythematodes“, o. J.). Manchmal wird auch eine Biopsie, also eine Gewebeprobe, der Haut oder der Niere entnommen, um das Gewebe und die Zellen unter dem Mikroskop zu untersuchen.

Ursache und Vorkommen

Die Ursache für die Entwicklung der Schmetterlingsflechte ist weitestgehend unbekannt. Man geht davon aus, dass unter anderem genetische Faktoren, hormonelle Faktoren (Östrogen), eine gestörte Immunregulation sowie Umweltfaktoren (vorangehende Virusinfektionen, UV-Licht) an der Entwicklung beteiligt sind. Betroffen sind ca. viermal so viele Frauen wie Männer. Der Altersgipfel liegt bei einem Alter von circa 20-40 Jahren. In Europa gibt es um die 30-50 Fälle pro 100.000 Einwohner. Die Erkrankung ähnelt aber auch anderen rheumatologischen Erkrankungen – so sollte man bei den genannten Beschwerden unter anderem auch an rheumatoide Arthritis, Dermatomyositis und systemische Sklerodermie denken (Systemischer Lupus erythematodes – AMBOSS, o. J.).

Therapie

Allgemein sollte Sonnenexposition vermieden werden, da UV-Strahlung die typischen Hautausschläge provozieren kann. Bei leichtem Verlauf ohne Befall wichtiger Organe, wie Niere, Lunge und Herz, kommt eine Therapie mit NSAR, also nicht-entzündlichen Schmerzmitteln wie Ibuprofen und Diclofenac sowie eine Therapie mit Hydroxychloroquin in Frage. Bei entzündlichen Schüben wird eine kurzzeitige Therapie mit Glukokortikoiden empfohlen.

Bei schweren Verlaufsformen mit Beteiligung von wichtigen Organsystemen kommen Glukokortikoide, Azathioprin, Methotrexat und weitere Immunmodulatoren beziehungsweise Immunsuppressiva, wie Cyclophosphamid, Ciclosporin und Mycophenolatmofetil, zur Anwendung. Die Auswahl des Medikaments hängt vom Schweregrad und von den betroffenen Organen ab. So wird bei Patienten mit Nervensystembeteiligung eher Cyclophosphamid oder Rituximab eingesetzt, bei schweren Nierenbefall hingegen Mycophenolatmofetil, da es besser verträglich ist als Cyclophosphamid (Systemischer Lupus erythematodes (SLE) – Knochen-, Gelenk- und Muskelerkrankungen, o. J.).

Das Ziel dieser Medikamente ist, das Immunsystem des Betroffenen einzudämmern, um weiteren Schaden durch das eigene Immunsystem zu minimieren. Heutzutage ist die Lebenserwartung von Personen mit SLE dank modernen Fortschritten nicht reduziert. Wichtig ist vor allem das rechtzeitige Einschreiten und regelmässige ärztliche Verlaufsuntersuchungen.  

Quellen

Systemischer Lupus Erythematodes. (o. J.). USZ. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.usz.ch/krankheit/systemischer-lupus-erythematodes/

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)—Knochen-, Gelenk- und Muskelerkrankungen. (o. J.). MSD Manual Ausgabe für Patienten. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.msdmanuals.com/de/heim/knochen-,-gelenk-und-muskelerkrankungen/autoimmunerkrankungen-des-bindegewebes/systemischer-lupus-erythematodes-sle

Systemischer Lupus erythematodes—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 30. August 2023, von https://next.amboss.com/de/article/dT0op2?q=lupus+erythematodes

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)

Schätzungsweise 10-30% aller Menschen, die an einer COVID-19 Infektion erkrankten und nicht im Spital behandelt wurden, entwickelten das Long-Covid-Syndrom. Bei Personen, die hospitalisiert wurden, geht man davon aus, dass 50-70% Long Covid entwickelten. Die Dunkelziffer könnte sogar noch höher ausfallen, da viele Fälle von Long Covid nicht gemeldet wurden. Circa 10-12% aller geimpften Personen entwickelten Long Covid. Obwohl Long Covid in jedem Alter auftreten kann, wurden die meisten Fälle in der Altersgruppe der 36-50-Jährigen registriert (Davis et al., 2023).  

Zum Zeitpunkt März 2022 hatten sich 60% der Weltbevölkerung gegen das Corona-Virus 19 geimpft. Obwohl zahlreiche Studien die Effektivität und Sicherheit dieser Impfstoffe bestätigen, traten bei wenigen Personen seltene Nebenwirkungen abseits der häufigen Nebenwirkungen auf. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören zum Beispiel Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle sowie das Auftreten von Fieber und Gliederschmerzen kurz nach der Impfung. Die seltenen Nebenwirkungen, die vorwiegend mit Autoimmunerkrankungen assoziiert werden, fasst man als Post-Vac-Syndrom zusammen (Jara et al., 2022).

Long Covid

Man spricht von Long Covid, wenn Symptome vier Wochen nach einer überstandenen Covid-Infektion immer noch vorhanden sind oder sich neue Symptome entwickeln, die nicht anderweitig erklärt werden können. Zu den Symptomen gehören (COVID-19 – AMBOSS, o. J.):

  • Erschöpfung
  • Muskelschwäche
  • Schlafstörungen
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Haarausfall
  • Atemnot unter Belastung
  • Husten
  • Schwindel
  • Konzentrationsstörungen

Diagnostisch sollte primär eine ärztliche Untersuchung, eine Blutabnahme, ein Lungenfunktionstest, ein Belastungs-EKG und ein Fragebogen zu psychosozialen Ko-Faktoren zur Feststellung der Organfunktionen und hiermit auch zum Ausschluss anderer Erkrankungen erfolgen (Long-Covid-Sprechstunde MedAmbi, o. J.).

Aktuell gibt es wenige wissenschaftlich fundierte Behandlungsmöglichkeiten für Long Covid. Dies liegt daran, dass es Long Covid erst seit wenigen Jahren gibt. Allerdings haben sich in den letzten Jahren viele Spitäler und Reha-Kliniken auf Long Covid spezialisiert und bieten multidisziplinäre ambulante oder stationäre Behandlungen an. Die Behandlungsansätze liegen einerseits in der Mobilisierung der Betroffenen beispielsweise durch Ergo- und Physiotherapie, andererseits durch Medikamente und psychosoziale Angebote, wie Einzelgespräche und Gesprächsgruppen für Betroffene.

Post-Vac-Syndrom

Studien sind sich einig, dass die Vorteile einer Covid-19-Impfung deutlich die Nachteile überwiegen. Trotzdem gibt es eine niedrige Inzidenz an Personen, die wenige Tage oder Wochen nach einer Covid-19-Impfung seltene Nebenwirkungen in Form von Autoimmunerkrankungen entwickelten. Folgende Autoimmunerkrankungen wurden registriert: Guillain-Barre Syndrom, IgA Nephropathie, Autoimmunenzephalitis, Kawasaki Vaskulitis, Autoimmune Polyarthritis, Morbus Basedow, Vakzin-induzierte immune Thrombozytopenie, Rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, autoimmune Lebererkrankungen.

Bis heute gibt es keinen konkreten Nachweis, dass die Impfung der direkte Auslöser dieser Erkrankungen war. Man geht aber davon aus, dass der Körper Autoantikörper gegen bestimmte Inhaltsstoffe des Vakzins produziert und somit den eigenen Körper angreift (Chen et al., 2022). Zur Behandlung dieser Autoimmunerkrankungen kommen die bereits etablierten Behandlungsleitlinien der jeweiligen Erkrankung zum Einsatz. So setzt man beispielsweise bei rheumatologischen Autoimmunerkrankungen bestimmte Medikamente ein (wie NSARs, DMARDs und Glukokortikoide).

Schlussbemerkung

Da die Symptome des Long-Covid-Syndroms vielfältig sind und mit anderen Erkrankungen verwechselt werden können, ist es wichtig, andere Erkrankungen zunächst auszuschliessen und sorgfältig zu diagnostizieren. Erst wenn die Diagnose bestätigt ist, lohnt es sich, verschiedene Therapieangebote in Erwägung zu ziehen, um wieder in den normalen Alltag zurückkehren zu können.

Quellen

Chen, Y., Xu, Z., Wang, P., Li, X.-M., Shuai, Z.-W., Ye, D.-Q., & Pan, H.-F. (2022). New-onset autoimmune phenomena post-COVID-19 vaccination. Immunology, 165(4), 386–401. https://doi.org/10.1111/imm.13443

COVID-19—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 21. Juni 2023, von https://next.amboss.com/de/article/gG0FAh?q=long-covid#Zbd0329f6b032ddab85be5074ace635aa

Davis, H. E., McCorkell, L., Vogel, J. M., & Topol, E. J. (2023). Long COVID: Major findings, mechanisms and recommendations. Nature Reviews Microbiology, 21(3), Article 3. https://doi.org/10.1038/s41579-022-00846-2

Jara, L. J., Vera-Lastra, O., Mahroum, N., Pineda, C., & Shoenfeld, Y. (2022). Autoimmune post-COVID vaccine syndromes: Does the spectrum of autoimmune/inflammatory syndrome expand? Clinical Rheumatology, 41(5), 1603–1609. https://doi.org/10.1007/s10067-022-06149-4

Long-Covid-Sprechstunde MedAmbi. (o. J.). Kantonsspital St.Gallen. Abgerufen 21. Juni 2023, von https://www.kssg.ch/aim/leistungsangebot/long-covid-sprechstunde-medambi

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)

Menschen sind in ihrer Umwelt täglich radioaktiver Strahlenbelastung ausgesetzt, sei es aus dem Weltraum, radioaktiven Stoffen aus der Luft und aus dem Boden oder durch medizinische Eingriffe. In der Schweiz herrscht eine gesamte natürliche Strahlenexposition von circa 2,7 Millisievert (mSv) im Jahr (Strahlenschutz in der Radiologie, o. J.). Diese Zahl ist in anderen Ländern deutlich höher. Natürliche Strahlenbelastung kommt vor allem aus unserer Umwelt, beispielsweise von der Sonne, von der Erde in Form von Uran und von Radon aus der Luft, aber auch zunehmend aus medizinischen Untersuchungen. Mit Letzteren sind insbesondere Röntgen und CT-Untersuchungen gemeint, die in den vergangenen Jahren deutlich an Anwendung zugenommen haben.

Das Strahlenspektrum

Strahlen werden in verschiedene Wellenlängen (Frequenzbereiche) unterteilt. Je höher die Frequenz, desto energiereicher und somit schädlicher ist die Art von Strahlung für den Menschen. Im Gegensatz zur nichtionisierenden Strahlung reicht bei der ionisierenden Strahlung die Energie der Strahlung aus, um Atome oder Moleküle in einen elektrisch geladenen Zustand zu versetzen, das heißt zu ionisieren. Es gilt im Allgemeinen, ionisierende Strahlung möglichst zu vermeiden. Ionisierende Strahlung wird zum Beispiel durch die ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) der Sonne emittiert, aber auch durch den Zerfall von radioaktiven Stoffen wie Radon und Uran. Hingegen emittieren Mobiltelefone oder Mikrowellen nur Strahlen im niedrigen Frequenzbereich.

Strahlenspektrum

In der Medizin kommt Strahlenexposition hauptsächlich im diagnostischen Bereich vor, zum Beispiel bei Röntgen-, CT-, und Kontrastmitteluntersuchungen. Ein Röntgenbild einer Hand oder eines Kniegelenks beinhaltet vergleichsweise die geringste Strahlendosis – vergleichbar mit 1,5 Tagen natürlicher Strahlenexposition aus der Umwelt. Ein Röntgen des Brustkorbes beinhaltet hingegen 3 Tage natürliche Strahlenexposition. Ein CT des Bauch- und Beckenraumes beinhaltet eine Strahlendosis vergleichbar mit 4,5 Jahren natürlicher Strahlenexposition. MRT und Ultraschalluntersuchungen gelten als strahlenfrei und werden somit, wenn möglich, angewendet. Wenn doch ein Röntgen oder eine CT-Untersuchung indiziert ist, werden die Vor- und Nachteile dieser Untersuchung zuerst sorgfältig erwogen. Es gilt der Grundsatz: so viel Strahlung wie nötig, aber so wenig wie möglich.

Wirkung auf die Gesundheit

Ionisierende Strahlung vermag durch ihre hohe Energie chemische Verbindungen aufzubrechen oder Atome und Moleküle zu ionisieren, was letztlich zu Zellschäden führen kann. Die DNA, also des Erbguts des Menschen, kann durch ionisierende Strahlung angegriffen werden. Eine geschädigte DNA ist nicht immer in der Lage, sich selber zu reparieren; es besteht die Gefahr, dass sie zur Entstehung von Krebs beiträgt oder diesen sogar auslöst (BAG, o. J.-c). Die Exposition durch ionisierende Strahlen erhöht somit das langfristige Krebsrisiko. Allerdings wird der Effekt von niedrigen Dosen von Strahlen, wie im Bereich der medizinischen Diagnostik und in Gebieten mit einer höheren natürlichen Strahlenexposition, kontrovers diskutiert (Strahlenschutz in der Radiologie, o. J.).

Durchschnittliche Strahlenexposition in der Schweiz

Die durchschnittliche Strahlenbelastung einer in der Schweiz lebenden Person beläuft sich auf circa 6 mSv im Jahr. Hiervon ist der Hauptteil durch Radon in Wohnräumen (ca. 3,3 mSv) und durch medizinische Bildgebung (ca. 1,5 mSv) bedingt. Der restliche Anteil kommt durch kosmische Strahlung, terrestrische Strahlung, natürliche Radioaktivität aus der Nahrung, Flugreisen, Zigaretten und der Industrie bzw. Forschung (BAG, o. J.-b) zustande.

Der Wert der durchschnittlichen Strahlenbelastung variiert jedoch von Mensch zu Mensch. Jemand, der an einem Ort mit hoher Radonkonzentration wohnt oder sich aufgrund einer Erkrankung einer CT-Untersuchung unterziehen musste, ist einer höheren Gesamtmenge an Strahlung ausgesetzt. Auch gibt es bestimmte Berufsgruppen, die deutlich stärker exponiert sind als die allgemeine Bevölkerung. Dazu gehören Berufe in der Medizin, Kerntechnik, Industrie und Gewerbe sowie im Bereich der Forschung und Entwicklung. Diese Berufsgruppen sind vermehrt künstlichen Strahlenquellen ausgesetzt. Arbeitsplätze mit hoher natürlicher Strahlung, wie z.B. terrestrische Strahlung, radioaktive Stoffe oder kosmische Strahlung, finden sich wiederum in Wasserwerken, im Bergbau und in Flugzeugen.

Strahlenschutz

In der Schweiz gelten im Bezug auf Strahlenschutz die Empfehlungen der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP). Diese berufen sich auf 3 Grundprinzipien des Strahlenschutzes:

Prinzip der Rechtfertigung: Eine Tätigkeit, bei der Menschen oder die Umwelt schädlichen Strahlen ausgesetzt sind, darf nur ausgeübt werden, wenn sie sich nach Abwägen der damit verbundenen Vorteile und Gefahren rechtfertigen lässt.

Prinzip der Optimierung: Die Strahlenexposition der Bevölkerung soll so niedrig wie möglich gehalten werden. Hier kommt das ALARA-Prinzip („As Low As Reasonably Achievable“) zur Geltung. Beispielsweise bedeutet das in der Medizin, dass Untersuchungen mit Strahlenbelastung nicht in verschiedenen Spitälern wiederholt werden sollten und dass solche Untersuchungen zwingend einen diagnostischen oder therapeutischen Mehrwert haben müssen.

Dosisbegrenzung: Strahlendosen dürfen festgelegte Grenzwerte nicht überschreiten. Die Grenzwerte sind für die allgemeine Bevölkerung und für beruflich strahlenexponierte Personen unterschiedlich. In der Schweiz gilt für die allgemeine Bevölkerung ein Höchstwert von 1 mSv pro Jahr, für beruflich strahlenexponierte Personen 20 mSv pro Jahr. Bei medizinischen Untersuchungen und Eingriffen gelten allerdings individuelle Dosisgrenzen, da in der Regel der Nutzen der Strahlenexposition die Risiken überwiegt (BAG, o. J.-a).

Bild

https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung-gesundheit.html

 

Quellen

BAG, B. für G. (o. J.-a). Grundprinzipien im Strahlenschutz. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung-gesundheit/grundprinzipien-im-strahlenschutz.html

BAG, B. für G. (o. J.-b). Strahlenexposition der Schweizer Bevölkerung. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung-gesundheit/strahlenexposition-der-schweizer-bevoelkerung.html

BAG, B. für G. (o. J.-c). Strahlung, Radioaktivität & Schall. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall.html

Strahlenschutz in der Radiologie. (o. J.). Kantonsspital St.Gallen. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.kssg.ch/netzwerk-radiologie/leistungsangebot/strahlenschutz-der-radiologie

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)

Dieser Artikel analysiert in einer arbeitsmedizinischen Betrachtungsweise die gesundheitsschädlichen Faktoren für medizinisches Personal. Dabei werden die verschiedenen Stakeholder rund um Therapie, Pflege und Ärzteschaft wo nötig individuell betrachtet. Auch arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen wird die nötige Beachtung geschenkt, unter anderem weil diese gerade innerhalb der Gesundheitsbranche oftmals noch stärker tabuisiert werden als ohnehin.

Der naheliegendste gesundheitsschädliche Faktor für medizinisches Personal betrifft die Umgebung. Beinahe sämtliches medizinisches Personal ist jeden Tag kranken Menschen ausgesetzt.  Es liegt daher auf der Hand, dass  das Personal insbesondere vor ansteckenden Krankheiten geschützt werden muss. Dabei geht nicht nur um den Schutz des medizinischen Personals selbst, sondern auch darum, weitere Patientinnen und Patienten vor einer Übertragung zu schützen. Die gängigsten Methoden, um dies im Spitalalltag zu erreichen, sind beispielsweise  Isolationszimmer, spezielle Schutzausrüstung sowie hohe Hygienestandards.

Bei den Hygienestandards denkt man zweifelsohne zuerst an die Händedesinfektion. Es gibt jedoch weitere Mittel zum Schutz des Personals und der Patientinnen und Patienten. Beispielsweise kann eine Keimübertragung durch Flächendesinfektion von Untersuchungsliegen erreicht werden. Es gibt kaum Zahlen dazu, doch die alltägliche Erfahrung zeigt, dass Hygienestandards oft nicht eingehalten werden. Meist werden mangelnde Ressourcen (Zeit und Kosten) als Hauptgrund angegeben.

Das häufige Auftreten von Rückenschmerzen ist gerade bei der Pflege oft nicht nur auf physische, sondern auch auf psychische Faktoren zurückzuführen. Zudem gibt es in der Pflege viele Aufgaben, die fast nur in einer für den Rücken ungesunden Position möglich sind. Beispiele hierfür wären die Körperpflege von bettlägerigen Patientinnen und Patienten oder auch das Legen eines Katheters. Weil die Zeit in der Pflege extrem knapp ist, bleibt zudem kaum Zeit, den Rücken adäquat zu entlasten. Diese Faktoren zusammen tragen zu der überdurchschnittlichen Häufigkeit von Rückenschmerzen in der Pflege bei.

Es lohnt sich, den Rückenschmerzen vorzubeugen. Das kann durch einfachste Übungen geschehen. Es hilft beispielsweise bereits, zweimal pro Tag mit dem Rücken aufrecht gegen eine Wand zu stehen und zu versuchen, den gesamten Rücken gegen die Wand zu drücken. Das hilft dabei, die Wirbelsäule zu entlasten und auch die grossse Rückenmuskulatur in ihrer Ausrichtung zu entspannen.

Das medizinische Personal ist durch die hohe Verantwortung zudem auch einem starken Stress und psychischen Druck ausgesetzt. Die hohe Zahl von Berufsaussteigerinnen und Berufsaussteiger in der Pflege oder die Burnoutrate von Ärztinnen und Ärzten belegen dies. Dennoch wird es enorm tabuisiert. Gerade Ärztinnen und Ärzten fällt es tendenziell enorm schwer, sich Schwächen und Grenzen einzugestehen. Immer mehr Spitäler richten daher Sprechstunden oder Gruppentherapien für medizinisches Personal in psychischer Not ein. Ein Beispiel dafür wären sogenannte Balint-Gruppen. In einer Balint-Gruppe treffen sich ungefähr 10 Personen und besprechen anhand eines erlebten Falls einen möglichen emotionalen Umgang damit. Alleine das Austauschen und die Auseinandersetzung mit den Emotionen unter Gleichgesinnten hilft dabei, die Last zu verkleinern.

Abschliessend kann also festgehalten werden, dass Hygienestandards meist leider nicht genügend umgesetzt werden und der Hauptgrund für die Übertragung von Infektionskrankheiten auf medizinisches Personal sind. In der Pflege sind zudem Rückenschmerzen überdurchschnittlich häufig. Psychische Erkrankungen wurden bis anhin in allen Bereichen der Gesundheitsbranche stark tabuisiert und die Enttabuisierung erfolgt nur sehr langsam. Aber auch psychische Belastungen sollten als gleichwertige gesundheitsschädigende Faktoren für medizinisches Personal anerkannt werden.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Was ist CFS?

Das Chronic Fatigue Syndrom (CFS) – auf Deutsch chronisches Müdigkeitssyndrom – beschreibt das Vorhandensein von exzessiver und langanhaltender Müdigkeit. Es ist ein schwer greifbares medizinisches Phänomen, das mit einem hohen Leidensdruck einhergeht. Chronische Müdigkeit an sich ist ein häufiges Symptom von vielen Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen, Stress, Tumore etc.). Das Chronische Müdigkeitssyndrom dagegen ist eher selten und daher eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass vor der Diagnose CFS andere mögliche Ursachen für die chronische Müdigkeit aktiv ausgeschlossen werden müssen.

Die Ursache für das chronische Müdigkeitssyndrom ist bis heute unbekannt. Das macht das Krankheitsbild sehr komplex und reduziert die Behandlungsmöglichkeiten. Viele Erkrankte erhalten lange keine Diagnose. Oftmals bleibt das CFS also unerkannt. Die Fallzahlen in der Schweiz werden auf etwa 20‘000 geschätzt. Frauen leiden deutlich häufiger am CFS als Männer und der Erkrankungsgipfel liegt bei 30 Jahren. 

Wie zeigt sich das CFS klinisch?

Erkrankte zeigen unterschiedliche Symptome in verschiedener Ausprägung. Die starke Erschöpfung kann physisch, psychisch oder gemischt auftreten. Die Mischform ist am häufigsten, die Symptome lassen sich jedoch kaum für alle Betroffenen generalisieren. Typisch für das CFS ist die ausbleibende Besserung der Symptome durch Erholung. Selbst ausreichend Schlaf bringt Betroffenen also keine Linderung der Müdigkeit. Je nachdem ob die Erschöpfung vor allem physisch oder psychisch ist, werden andere therapeutische Schwerpunkte gesetzt. Aktive Physiotherapie hilft beispielsweise nur, wenn eine vorwiegend physische Müdigkeit (körperliche Belastungsintoleranz) vorliegt. Paradoxerweise sind viele Patientinnen und Patienten vor dem CFS körperlich sehr aktiv. Ein plötzlicher Beginn der heftigen Müdigkeit ist also ebenfalls typisch. Nach diesem plötzlichen Beginn halten die Beschwerden oft lange an (mehr als 6 Monate). 

Chronische Müdigkeit kann auch im Rahmen von psychischen Erkrankungen auftreten. Diese Müdigkeit wird jedoch vom CFS abgegrenzt. Vor allem bei Depressionen und Angststörungen, welche oft mit einer ausgeprägten Antriebslosigkeit einhergehen, tritt chronische Müdigkeit häufig auf. Die psychische Komponente erschwert die Diagnose zusätzlich. Ist ein CFS vorhanden, löst dieses in der Regel einen hohen Leidensdruck aus und kann sekundär zu einer Depression führen. Die Depression kann aber auch zuerst aufgetreten sein und eine ausgeprägte chronische Müdigkeit auslösen – das wäre dann jedoch kein CFS, weil das CFS eine strikte Ausschlussdiagnose ist und nicht nur körperliche, sondern auch psychische Ursachen für die chronische Müdigkeit ausgeschlossen werden müssen.

CFS – Was kann ich tun?

Je schneller das CFS diagnostiziert wird, desto besser die Heilungschancen. Das CFS dauert jedoch oft Jahre an und benötigt in dieser Zeit eine interdisziplinäre Beratung. Die Behandlung umfasst auch psychologische Aspekte, weil es keine ursächliche Behandlung gibt, und in der Psychosomatik insbesondere auf den Umgang mit der Krankheit eingegangen wird. Nebst der Psychotherapie ist auch die Gestaltung des Alltags sehr wichtig.

Einem ungestörten Schlaf sollte besondere Beachtung geschenkt werden. Hierbei soll nicht nur die Schlafumgebung optimiert werden, sondern auch der Schlafdruck erhöht werden. Die optimale Schlafumgebung besteht aus einem dunklen, kühlen Raum. Das Bett soll ausschliesslich zum Schlaf und nicht zum Fernsehen, Lesen oder gar Arbeiten verwendet werden. Dies bildet im Gehirn ein Engramm, dass das Bett ausschliesslich zum Schlafen da ist. Um den nächtlichen Schlafdruck zu erhöhen, sollte sowohl auf den Mittagsschlaf als auch auf koffeinhaltige Getränke verzichtet werden. Hier ist erhebliche Disziplin vonseiten der Betroffenen gefragt, da sowohl Koffein als auch kurze Schlafpausen tagsüber ein naheliegendes Mittel sind, um der Müdigkeit kurzzeitig entgegenzuwirken.

Abschliessend kann also festgehalten werden, dass das CFS ein sehr komplexes Krankheitsbild darstellt und die therapeutischen Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Psychische Komorbiditäten sind häufig, weshalb eine Psychotherapie in vielen Fällen eine zentrale Säule der Therapie darstellt. Eine Heilung des CFS ist möglich, braucht jedoch viel Geduld. Falls Sie oder Personen in Ihrem Umfeld von CFS betroffen sind, empfehlen wir eine personalisierte Immuntherapie: https://immunmed.ch/.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Ein schmerzhaft ziehender Nacken am Schreibtisch, Kreuzschmerzen nach der Gartenarbeit oder eine schwer anfühlende Schulter beim Schwimmen? – Es kann an myofaszialen Triggerpunkten liegen. Doch um was handelt es sich hierbei?

Definition, Begriffserklärungen und aktueller theoretischer Wissensstand

Unter myofaszialen Schmerzen werden nicht-entzündliche Schmerzen muskulären Ursprungs verstanden. Den wegweisenden Hinweis bei myofaszialen Schmerzen stellt der sogenannte «Triggerpunkt» dar. Es handelt sich dabei um eine häufig zu tastende «Verhärtung» mit Schmerzhaftigkeit innerhalb eines Muskels. Triggerpunkte sind nicht nur für lokale Beschwerden verantwortlich, sondern können auch übertragene Symptome fern ihres Entstehungsortes verursachen. So können Schmerzen beim Schulterblatt bis in die Hand verlaufen.

Auch nach mehr als hundert Jahren Forschung sind die Ursachen, das Wesen und die Symptome, die myofasziale Triggerpunkte charakterisieren, nicht gänzlich geklärt. Myofasziale Triggerpunkte sind von grosser Bedeutung, denn viele Patienten, die wegen Schmerzen Hilfe aufsuchen, zeigen Beschwerden am Bewegungsapparat, und bei der Mehrheit dieser Patienten werden diese Schmerzen durch myofasziale Triggerpunkte verursacht.

In der Regel werden myofasziale Triggerpunkte durch muskuläre Überlastung (z. B. durch ungewohntes, intensives Radfahren) oder Fehlbelastung (z. B. eine monotone, langanhaltende Sitzposition) hervorgerufen. Eine starke Muskelüberbelastung löst plötzliche Schmerzen aus. Dagegen führen wiederkehrende Bewegungsabläufe oder eine anhaltende Anspannung der Muskulatur zu einem schleichenden Auftreten der Schmerzen.

Diagnostik

Wie bereits erwähnt, ist die Häufigkeit myofaszialer Schmerzen in der Bevölkerung hoch. Die Diagnose beginnt mit der Anamnese (Krankengeschichte). Nach der Erhebung der Anamnese erfolgt die Untersuchung, welche die Frage nach der anatomischen Stelle und der Art der Beschwerden beantworten sollte. Für die Diagnose eines myofaszialen Triggerpunktes wurden von Simons und Travell vor rund 30 Jahren folgende Kennzeichen angegeben (Simons et al., 1999):

  • Schmerzhafte Stelle durch Ertasten in einem Muskelhartspannstrang
  • Wiedererkennung des bekannten Schmerzes beim Ertasten durch die Fachperson
  • Übertragener Schmerz in einer Zone
  • Lokale Zuckungsreaktion beim Ertasten durch die Fachperson
  • Bewegungseinschränkung
  • Leichtgradige Muskelschwäche ohne Gewebeschwund
  • Phänomene des autonomen Nervensystems (z. B. Entstehung von Gänsehaut oder lokaler Rötung)

Als sehr bedeutungsvolle Merkmale für den Nachweis eines myofaszialen Triggerpunktes haben sich im klinischen Alltag die beiden ersten Kriterien bewährt.

Therapie

Manuelle Triggerpunkttherapie

Manuelle (mit der Hand ausgeführte) Therapietechniken sollten optimalerweise auf aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen beruhen. Eine effektive manuelle Triggerpunkttherapie hat mehrere Ziele:

  • Verbesserung der lokalen Blutzirkulation
  • Erhöhung der Druckschmerzgrenze
  • Entspannung des ganzen Muskels sowie Verbesserung der Mobilität der Bindegewebsstrukturen des Muskels und seiner Faszie

Während verschiedene Publikationen die manuelle Therapie in der Behandlung von Patienten mit myofaszialen Beschwerden unterstützen (Chatchawan et al., 2005), gibt es dennoch keine klare Gewissheit, dass die manuelle Triggerpunkttherapie tatsächlich zu einer Verbesserung der Mobilität des Bindegewebes und der Faszien führt.

Neueste Studien zu Eigenschaften und Verhalten von Faszien, zeigen jedoch, dass diese in komplizierter Weise in ein myofasziales Schmerzgeschehen involviert sind (Schleip, 2003). Eine manuelle Triggerpunkttherapie durch eine erfahren Fachpersone reduziert den Schmerz und hat einen positiven Einfluss auf das psychologische Stressniveau (Moraska et al., 2009).

Dry Needling

Dry Needling ist ein zunehmend beliebter Ansatz bei der Behandlung von myofaszialen Triggerpunkten. Nach der Veröffentlichung einer rückblickenden Untersuchung von Dry Needling im Jahr 1979, mit einer berichteten sofortigen Schmerzlinderung an 87 % der Nadelungsstellen (Lewit, 1979), hat die Beliebtheit der Therapie bei Ärzten, Physiotherapeuten und anderen Praktikern weltweit zugenommen.

Bei dieser Methode wird mit einer sterilen Nadel direkt in myofasziale Triggerpunkte gestochen. Im Allgemeinen wird Dry Needling mit den gleichen Nadeln wie bei der Akupunktur durchgeführt. Die Ähnlichkeit der Nadeln wirft zwangsläufig Fragen nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Akupunktur und Dry Needling auf. Im Gegensatz zur Akupunktur, die auf den Prinzipien der traditionellen chinesischen Medizin basiert, zielt das Dry Needling darauf ab, myofasziale Triggerpunkte zu behandeln. Durch das Einführen der Nadel können myofasziale Triggerpunkte gezielt stimuliert werden, um die Muskelverspannungen zu lösen und auch dadurch die Durchblutung zu verbessern.

Es ist wichtig zu beachten, dass Dry Needling von einer geschulten Fachperson durchgeführt werden sollte, da eine genaue Kenntnis der Anatomie und des Gewebes erforderlich ist, um Verletzungen zu vermeiden. Daher sollte man sich bei Interesse an dieser Therapie an eine qualifizierte Therapeutin oder einen qualifizierten Therapeuten wenden.

Praktische Tipps aus der Physiotherapie

Um das Entstehen von Triggerpunkten zu vermeiden, gibt es einige praktische Tipps aus der Physiotherapie, die helfen können. Hier sind einige davon:

Ergonomie verbessern – Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung und ergonomische Ausrichtung beim Sitzen und Stehen.

Regelmäßige Pausen einlegen – Vermeiden Sie längeres Sitzen oder das Verharren in einer Position. Stehen Sie alle 30 bis 60 Minuten auf und gehen kurz umher, idealerweise an der frischen Luft.

Ausreichend Bewegung – Regelmässige körperliche Aktivität ist wichtig. Wählen Sie Aktivitäten, die Ihnen Spass machen, und versuchen Sie, eine gute Balance zwischen Belastung und Erholung zu finden.

Richtiges Aufwärmen – Vor sportlichen Aktivitäten oder körperlicher Anstrengung ist ein Aufwärmen wichtig. Dadurch werden die zu belastenden Strukturen besser durchblutet und auf die Belastung vorbereitet.

Dehnungsübungen – Integrieren Sie regelmäßige Dehnungsübungen in Ihre Routine, um die Flexibilität und Elastizität der Muskeln zu erhalten.

Stressmanagement – Chronischer Stress kann zu Muskelverspannungen führen und das Risiko für myofasziale Triggerpunkte erhöhen. Finden Sie effektive Stressbewältigungstechniken wie Entspannungsübungen, Meditation oder Yoga, um Stress abzubauen und die Muskelspannung zu reduzieren.

Ausreichend Schlaf – Eine gute Schlafqualität und genügend Erholung sind wichtig, um die Muskeln zu regenerieren und Spannungen abzubauen.

Hydration – Trinken Sie ausreichend Wasser, um sicherzustellen, dass Ihr Körper gut hydriert ist. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr fördert die Durchblutung und hilft dabei, Stoffwechselabfälle aus den Muskeln zu spülen.

Vermeidung von Überlastung – Achten Sie darauf, Ihre körperlichen Grenzen zu respektieren und Überlastungen zu vermeiden. Vermeiden Sie es, schwere Gegenstände unergonomisch zu heben oder einseitige Bewegungen über längere Zeit auszuführen.

Professionelle Hilfe – Bei akuten oder chronischen Beschwerden sollten Sie eine Fachperson aufsuchen. Sie kann Ihnen individuelle Beratung, Anleitungen zu Übungen und manuelle Therapien anbieten, um myofasziale Triggerpunkte zu behandeln und ihnen vorzubeugen.

Quellen

Reilich, P., Gröbli, C. & Dommerholt, J. (2018). Myofasziale Schmerzen und Triggerpunkte: Diagnostik und evidenzbasierte Therapie. Die Top-30-Muskeln. Elsevier GmbH, Deutschland

Simons, D. S., Travell, J. & Simons, L. S. (1999). Travell & Simons’ Myofascial Pain and Dysfunction: The Trigger Point Manual. https://ci.nii.ac.jp/ncid/BA40127623

Sikdar, S., Golden, S. H., Gebreab, T., Gerber, L. H. & Shah, J. B. (2010). Understanding the vascular environment of myofascial trigger points using ultrasonic imaging and computational modeling. https://doi.org/10.1109/iembs.2010.5626326

Shah, J. B., Danoff, J., Desai, M., Parikh, S. V., Nakamura, L. Y., Phillips, T. M. & Gerber, L. H. (2008). Biochemicals Associated With Pain and Inflammation are Elevated in Sites Near to and Remote From Active Myofascial Trigger Points. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 89(1), 16–23. https://doi.org/10.1016/j.apmr.2007.10.018

Chatchawan, U., Thinkhamrop, B., Kharmwan, S., Knowles, J. & Eungpinichpong, W. (2005). Effectiveness of traditional Thai massage versus Swedish massage among patients with back pain associated with myofascial trigger points. Journal of Bodywork and Movement Therapies, 9(4), 298–309. https://doi.org/10.1016/j.jbmt.2005.02.001

Schleip, R. (2003). Fascial plasticity – a new neurobiological explanation: Part 1. Journal of Bodywork and Movement Therapies, 7(1), 11–19. https://doi.org/10.1016/s1360-8592(02)00067-0

Moraska, A. & Chandler, C. (2009). Changes in Psychological Parameters in Patients with Tension-type Headache Following Massage Therapy: A Pilot Study. Journal of Manual & Manipulative Therapy, 17(2), 86–94. https://doi.org/10.1179/106698109790824695

Lewit, K. (1979). The needle effect in the relief of myofascial pain. Pain, 6(1), 83–90. https://doi.org/10.1016/0304-3959(79)90142-8

Jonathan Müller

Physiotherapeut
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Bakterien gehören gemeinsam mit Viren zu den häufigsten Krankheitserregern. Dabei existiert eine grosse Bandbreite von Bakterien, welche verschiedene Krankheiten von unterschiedlichen Schweregraden hervorrufen können. Bakterien haben im Gegensatz zu Viren einen zellulären Aufbau. Bakterielle Zellen unterscheiden sich jedoch fundamental von Körperzellen. Sie haben keinen Zellkern und im Gegensatz zu Körperzellen nicht nur eine dünne Zellmembran, sondern eine dicke Zellwand. Weil Bakterien keinen Zellkern haben, liegt ihr genetisches Material frei im Zytoplasma vor. Oftmals bildet die DNA von Bakterien eine ringförmige Struktur, sogenannte Plasmide. Das ist ein weiterer wichtiger Unterschied, denn die DNA in Körperzellen liegt immer linear als Strang und nie zirkulär vor.

Die Genomgrösse von Bakterien umfasst ungefähr 0.1% der Genomgrösse des Menschen. Dabei haben Bakterien eine enorm hohe Generationsrate. Die Pathogenität – also die Fähigkeit, krankhafte Veränderungen in einem Organismus hervorzurufen – wird vor allem durch Toxine ausgelöst. Toxine sind vom Bakterium ausgeschiedene Moleküle, die zu Erkrankungen führen. Die verschiedenen Toxine wirken auf unterschiedliche zelluläre Zielstrukturen und rufen daher verschiedene Krankheiten hervor. Bakterien können einen ausgeklügelten Mechanismus anwenden, um sich dem Immunsystem zu entziehen. Oberflächenproteine können sich im Zuge der Immunevasion denjenigen des Wirts angleichen. Dies resultiert in einer verminderten Immunerkennung, weil dies Autoimmunität fördern würde. Die Bakterien bauen sich also gewissermassen einen tarnenden Umhang, indem sie sich gegenüber dem Immunsytem als körpereigen ausgeben. Dieser Mechanismus wird auch molekulares Mimikry genannt.

Bakterien bekämpfen

Schwere bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika bekämpft. Die Antibiotika zielen meist gegen die Zellwandsynthese oder die Ribosomen, welche für die Translation verantwortlich sind. Heutzutage seltener werden Antibiotika eingesetzt, welche die Vermehrung der Erbgutinformation hemmen. Antibiotika haben nicht nur grosse Einsatzgebiete bei bakteriellen Infektionen zur therapeutischen Behandlung, sondern auch in der Prophylaxe bei Kontakt mit Infizierten. Zur Lebensmittelaufbereitung werden auch Antibiotika eingesetzt, insbesondere solche, welche kaum Resistenzen fördern.

Die Wirksamkeit von Antibiotika wird auf einer mit Bakterien besetzten Nährstoffplatte getestet. Auf diese Nährstoffplatte wird ein Antibiotikum gegeben und dann wird das bakterielle Wachstum in Anwesenheit des Antibiotikums geprüft. Das ergibt auf der Nährstoffplatte eine sogenannte Hemmzone. Je grösser die Hemmzone, desto empfindlicher reagiert das Bakterium auf das Antibiotikum. Denn wenn das Antibiotikum nicht nützen würde, gäbe es keine Hemmzone und die Bakterien würden sich bis zum Auftragungsort des Antibiotikums vermehren.

Antibiotikaresistenzen

Da Bakterien gegenüber Antibiotika resistent werden können, ist die laufende Entwicklung neuer Antibiotika essenziell. In den letzten 30 Jahren gab es jedoch keine nennenswerten neuartigen Antibiotika, sondern lediglich neue Varianten von bereits Bekannten. Das hängt traurigerweise damit zusammen, dass Antibiotika für die Pharmaindustrie vergleichsweise wenig rentabel sind. Diese verdienen an einer Patientin oder einem Patienten mit einer chronischen Erkrankung extrem viel mehr, als an einer Person, die auf Antibiotika angewiesen ist. Dies hängt mit der Therapiedauer zusammen. Personen mit beispielsweise Diabetes oder Bluthochdruck brauchen ihr Insulin respektive die Antihypertensiva für ihr restliches Leben, wohingegen eine Antibiotikagabe durchschnittlich 10 Tage dauert.

Hochrechnungen haben ergeben, dass dieses Problem global massive Auswirkungen haben wird. Zur Zeit sterben etwas mehr als eine Million Menschen pro Jahr an resistenten Keimen. Das WEF und die WHO schätzen die Zahl Verstorbener aufgrund von resistenten Bakterien auf 10 Millionen im Jahr 2050, wenn die Entwicklung von Antibiotika so langsam weitergeht. Das wäre eine Verzehnfachung der Todesfälle! Das kommt beim heutigen Wissensstand einer Tragödie gleich, weil die technischen Mittel vorhanden wären und lediglich mangelnde Profite die Entwicklung neuer Antibiotika hemmen.

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Schwanger und arbeitstätig – wo liegt das Problem?

Sowohl bei werdenden Müttern als auch Müttern von jungen Kindern gibt es wichtige arbeitsmedizinische Fragen und Unklarheiten. Diese Fragen sollen im Rahmen dieses Artikels aufgeklärt werden mit besonderem Fokus auf dem Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz. Als einfacher Grundsatz gilt, dass die Arbeitsbedingungen nicht nur die Gesundheit der (werdenden) Mutter, sondern auch des Kindes nicht beeinträchtigen dürfen.

Werdende Mütter sind in gewissen Branchen gesundheitlichen Risikofaktoren ausgesetzt, welche nicht nur für die Mutter, sondern vor allem auch für den Fötus sehr gefährlich sein können. Hier sind insbesondere physikalische Einflüsse wie Hitze oder ionisierende Strahlung, aber auch Chemikalien hervorzuheben. Diese Risikofaktoren beschränken sich dabei bei Weitem nicht nur auf Laborantinnen oder ähnliche Berufsgruppen. Beispielsweise ist ionisierende Strahlung bei vielen Medizinalberufen ein Risikofaktor (Röntgen beim Zahnarzt, CT überwachen etc.), welcher zwingend gemieden werden muss. Die ionisierende Strahlung hat eine teratogene Wirkung und erhöht das Risiko von Missbildungen. Das liegt daran, dass ionisierende Strahlung Mutationen im Erbgut erzeugt.

Warum ist die frühe Kommunikation mit der Arbeitgeberin und der besondere Schutz in den ersten 8 Wochen wichtig?

Um die Massnahmen zum Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz bereits im Vorfeld treffen zu können, benötigt es eine gelungene Kommunikation zwischen der Arbeitgeberin und der werdenden Mutter. Optimalerweise wird jede Frau beim Stellenantritt über mögliche arbeitsplatzbezogene Risiken im Rahmen einer Schwangerschaft aufgeklärt. Dies sensibilisiert alle im Betrieb tätigen Frauen und erleichtert die Kommunikation für werdende Mütter. Die werdende Mutter ist gesetzlich nicht verpflichtet, den Kinderwunsch oder die Schwangerschaft der Arbeitgeberin mitzuteilen. Dennoch ist es im Eigeninteresse der werdenden Mutter, die Schwangerschaft so früh wie möglich zu kommunizieren, um die Massnahmen optimal einleiten zu können (bei ungeplanten und/oder unbemerkten Schwangerschaften ist dies natürlich nicht möglich).

Der Grund dafür, weshalb die Massnahmen zum optimalen Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz bereits im Vorfeld einer Schwangerschaft getroffen werden sollten, ist, dass die ersten 8 Wochen (= die Embryogenese) im Hinblick auf schädliche Auswirkungen für das heranwachsende Kind die gefährlichste Phase bilden. Das liegt daran, dass in diesen 8 Wochen die gesamte Organanlage geschieht und danach primär das Wachstum dieser Organanlagen erfolgt. Das Wachstum ist biologisch deutlich weniger komplex als die Anlage der Organe, weshalb Schädigungen nach den ersten 8 Wochen in der Regel weniger gravierend für das Kind sind. In dieser ersten Zeit müssen arbeitsmedizinischen Risikofaktoren also eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Wann wird welches Pensum empfohlen und wie lauten die gesetzlichen Vorschriften?

Vor der Geburt gibt es verschiedene Empfehlungen für den Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz, aber auch einige gesetzliche Vorschriften. Leider werden Schwangere ungenügend über diese Vorschriften aufgeklärt und die Vorschriften werden oftmals nicht eingehalten. Hierbei ist besonders wichtig, dass Schwangere arbeitsmedizinisch besondere Rechte besitzen, welche sie zwingend einfordern sollten.

Schwangere werden in der Regel drei Wochen vor dem Geburtstermin krankgeschrieben. Oftmals sind die Beschwerden jedoch schon früher sehr gross, weshalb eine (partielle) Krankschreibung empfohlen ist, sobald Beschwerden auftreten, welche die Arbeitsfähigkeit signifikant beeinflussen! Ein häufig angewandtes Modell zum Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz besagt, dass das Pensum nach dem 6. Schwangerschaftsmonat halbiert werden sollte (partielle Krankschreibung) und drei Wochen vor der Schwangerschaft eine 100% Krankschreibung erfolgen soll. Es folgt eine Auflistung mit den wichtigsten gesetzlichen Vorschriften, welche für alle Schwangeren gelten (UNIA, 2020):

  • Schwangere Frauen dürfen nicht länger als 9 Stunden pro Tag arbeiten
  • Schwangere Frauen haben ab dem 4. Monat das Anrecht auf eine zusätzliche bezahlte Pause von 10 Minuten alle zwei Stunden.
  • Schwangere dürfen ab dem 6. Monat nicht länger als 4 Stunden pro Tag einer stehenden Tätigkeit nachgehen! Der Arbeitgeber ist dabei verpflichtet, für das restliche Pensum eine adäquate Arbeit bereitzustellen. Ist dies nicht möglich, muss die werdende Mutter für diese Zeit freigestellt werden. Sie erhält weiterhin 80% des Lohns für diesen Zeitraum.
  • Schwangere Frauen dürfen ab 8 Wochen vor dem Geburtstermin keine Nachtarbeit (20:00 – 06:00) mehr leisten
  • Jegliche Arbeit ist in den ersten 8 Wochen nach der Geburt verboten, selbst wenn die Mutter dies will. Der Mutterschaftsurlaub beträgt 14 Wochen. Entscheidet sich die Mutter, früher zu arbeiten, verfällt der Anspruch auf den bezahlten Mutterschaftsurlaub mit dem ersten Arbeitstag nach der Geburt.
  • Schwangere stehen während der gesamten Schwangerschaft und bis 16 Wochen nach Geburt des Kindes unter Kündigungsschutz. Von einer Kündigung vor der Geburt ist abzuraten, weil so der Anspruch auf Mutterschaftsurlaub verfällt. Auch Mütter, die nach der Geburt für eine unbestimmte Zeit nicht mehr arbeiten möchten, sollen erst nach dem Mutterschaftsurlaub kündigen.
  • Ist das eigene Kind krank, so ist der Arbeitgebende nach Vorlage eines ärztlichen Zeugnisses verpflichtet, die Mutter und/oder den Vater bis zu drei Tage am Stück (bei voller Lohnzahlung, wie wenn die Person selbst krank wäre) für die Betreuung des Kindes freizustellen.

Bei weitergehenden Fragen und für arbeitsmedizinische Beratung zu diesem Thema, wenden Sie sich gerne an die ARBEITSMED: https://arbeitsmed.ch/mutterschutz/.

Quellen

UNIA. (2020). Erwerbstätig und Mutter – was ich wissen muss.  https://www.unia.ch/fileadmin/user_upload/Arbeitswelt-A-Z/Familie-Beruf/2020-Broschuere_Mutterschaft_dt.pdf (zuletzt am 27.04.2023 um 14:00)

Jil Toman

Jil Toman

Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)

Die Leber spielt eine entscheidende Rolle in unserem Körper. Nährstoffe werden energiegewinnend abgebaut oder in andere Stoffe umgewandelt, die der Körper braucht. Die Leber ist unser Entgiftungsorgan und speichert zudem verschiedene Nährstoffe, wie Vitamine, Kupfer, Eisen und Zucker. Vor allem in der Regulation des Blutzuckerspiegels spielt die Leber eine wichtige Rolle, indem sie beispielsweise zur Not aus anderen Stoffen Zucker herstellen kann. Durch Fortschritte in der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln wuchs weltweit auch die Anzahl an Personen, die an Adipositas (Übergewicht) leiden. Von Adipositas spricht man ab einem Körper-BMI über 30 kg/m2. Eine häufige Folge von Adipositas, zusammen mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ II und veränderten Blutfettwerten ist die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD; engl. „non-alcoholic fatty liver disease“). Hier kommt es zu einer Verfettung der Leber mit dem Risiko einer Leberentzündung und Bildung einer Leberzirrhose. Aktuell geht man davon aus, dass 23% der Weltbevölkerung an einer Fettlebererkrankung leiden (Roeb et al., 2022).

Stadien der Fettleber - NAFLD, NASH, Zirrhose

  1. NAFLD – Die nicht-alkoholische Fettleber ist das erste Stadium der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung. Dieses Stadium verläuft meist ohne erkennbare Symptome. Manchmal kommt es zu Oberbauchschmerzen.
  2. NASH – Im Stadium der nicht-alkoholischen Steatohepatitis findet bereits eine Entzündung in der Leber statt. Hier beschweren sich circa 50% der Betroffenen über Oberbauchschmerzen und einen Leistungseinbruch. (Metabolisches Syndrom – AMBOSS, o.J.)
  3. Leberzirrhose – Selten entwickelt sich aus der NAFLD und NASH eine Leberzirrhose. Die Zirrhose ist das Endstadium einer chronischen Lebererkrankung und ist gekennzeichnet durch eine Verhärtung und Fibrosierung der Leber. Hier leiden die Betroffenen an vielfältigen Symptomen, wie Völlegefühl im Bauch, Juckreiz, Gelbsucht und einer Leistungsminderung. Gefährlich sind vor allem die Folgen – Blutungen in der Speiseröhre, Bauchwassersucht bis hin zu Spätkomplikationen wie Leberkrebs.

Diagnostik

Meist wird eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung oder eine NASH zufällig entdeckt. Erste Hinweise sind erhöhte Leberfunktionsparameter, wie AST, ALT und GGT, die während einer Routine-Laborkontrolle erhoben werden. Bei Verdacht wird als nächstes ein Ultraschall gemacht. Zur Abklärung einer fortgeschrittenen Leberfibrose kann im Ultraschall oder MRI eine Elastografie durchgeführt werden – dieses Verfahren kann einerseits den Verdacht einer Fettleber bestätigen, andererseits den Grad der Leberverhärtung quantifizieren. Selten wird eine Leberbiopsie gemacht, wenn der Befund aller nicht-invasiven Untersuchungen unklar ist („Fettleber“, USZ, o.J.).

Therapieempfehlungen

Aktuell gibt es bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung kein empfohlenes Medikament, dass eingesetzt werden kann. Vielmehr besteht die Therapieempfehlung in der Reduktion des Körpergewichtes, einer Umstellung der Ernährung und regelmässiger sportlicher Aktivität. Alkoholkonsum sollte möglichst reduziert werden, da auch Alkohol zu einer Leberzirrhose führen kann. Bereits eine Gewichtsreduktion um 5% kann zu einer Verbesserung der Verfettung und Entzündung der Leber und einer Normalisierung der Leberwerte führen. Bei bestätigter Fibrose sollte eine Gewichtsreduktion von 10% angestrebt werden. Die mediterrane Diät sowie mindestens 3 Trainingseinheiten von moderater Intensität sind bei Adipositas empfohlen. Bei normalgewichtigen (sogenannte Lean-NAFLD) sollte körperliche Aktivität mit Ziel des Muskelaufbaus angestrebt werden.

Allerdings sollten auch die Begleiterkrankungen der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung mitbehandelt werden – so wird bei Diabetes Typ II und einer NAFLD oder NASH eine Therapie mit Metformin mit oder ohne einem SGLT2-Hemmer oder einem GLP-1 Analogon empfohlen. Bei erhöhten Blutfetten können Statine helfen. Bei Adipositas sind zudem GLP-1 Analoga, wie Liraglutid und Semaglutid, für die Gewichtsreduktion zugelassen (Roeb et al., 2022).

Vorbeugung

Mit den folgenden Tipps kann man die Entwicklung einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung sowie auch einer alkoholbedingten Fettlebererkrankung vorbeugen (Prävention – Deutsche Leberhilfe e.V.):

  • Vermeiden von Fruktose-haltigen Lebensmitteln (Fruchtsäfte, Softdrinks, Süssigkeiten)
  • Vermeiden von gesättigten Fettsäuren (fettiges Fleisch, Wurst, Butter, Kokosöl, Kokosfett)
  • Alkoholverzicht beziehungsweise moderater Alkoholkonsum
  • Rauchverzicht
  • Regelmässige sportliche Aktivität
  • Hepatitis-Schutzimpfungen
  • Gut eingestellter Blutzucker bei Diabetes mellitus Typ II

Quellen

Fettleber. (o. J.). USZ. Abgerufen 10. Mai 2023, von https://www.usz.ch/krankheit/fettleber/ 

Metabolisches Syndrom—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 10. Mai 2023, von https://next.amboss.com/de/article/4g03v2?q=nafld#Ze9faee886487272a95a96a51c5aae1f0

Prävention—Deutsche Leberhilfe e.V. (o. J.). Abgerufen 10. Mai 2023, von https://www.leberhilfe.org/themen/praevention/

Roeb, E., Canbay, A., Bantel, H., Bojunga, J., de Laffolie, J., Demir, M., Denzer, U. W., Geier, A., Hofmann, W. P., Hudert, C., Karlas, T., Krawczyk, M., Longerich, T., Luedde, T., Roden, M., Schattenberg, J., Sterneck, M., Tannapfel, A., Lorenz, P., … Collaborators: (2022). Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) – April 2022 – AWMF-Registernummer: 021–025. Zeitschrift für Gastroenterologie, 60(09), 1346–1421. https://doi.org/10.1055/a-1880-2283

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Dr. med. univ. Anemone Rutter

Assistenzärztin (MED4LIFE)