Menschen sind in ihrer Umwelt täglich radioaktiver Strahlenbelastung ausgesetzt, sei es aus dem Weltraum, radioaktiven Stoffen aus der Luft und aus dem Boden oder durch medizinische Eingriffe. In der Schweiz herrscht eine gesamte natürliche Strahlenexposition von circa 2,7 Millisievert (mSv) im Jahr (Strahlenschutz in der Radiologie, o. J.). Diese Zahl ist in anderen Ländern deutlich höher. Natürliche Strahlenbelastung kommt vor allem aus unserer Umwelt, beispielsweise von der Sonne, von der Erde in Form von Uran und von Radon aus der Luft, aber auch zunehmend aus medizinischen Untersuchungen. Mit Letzteren sind insbesondere Röntgen und CT-Untersuchungen gemeint, die in den vergangenen Jahren deutlich an Anwendung zugenommen haben.
Strahlen werden in verschiedene Wellenlängen (Frequenzbereiche) unterteilt. Je höher die Frequenz, desto energiereicher und somit schädlicher ist die Art von Strahlung für den Menschen. Im Gegensatz zur nichtionisierenden Strahlung reicht bei der ionisierenden Strahlung die Energie der Strahlung aus, um Atome oder Moleküle in einen elektrisch geladenen Zustand zu versetzen, das heißt zu ionisieren. Es gilt im Allgemeinen, ionisierende Strahlung möglichst zu vermeiden. Ionisierende Strahlung wird zum Beispiel durch die ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) der Sonne emittiert, aber auch durch den Zerfall von radioaktiven Stoffen wie Radon und Uran. Hingegen emittieren Mobiltelefone oder Mikrowellen nur Strahlen im niedrigen Frequenzbereich.
In der Medizin kommt Strahlenexposition hauptsächlich im diagnostischen Bereich vor, zum Beispiel bei Röntgen-, CT-, und Kontrastmitteluntersuchungen. Ein Röntgenbild einer Hand oder eines Kniegelenks beinhaltet vergleichsweise die geringste Strahlendosis – vergleichbar mit 1,5 Tagen natürlicher Strahlenexposition aus der Umwelt. Ein Röntgen des Brustkorbes beinhaltet hingegen 3 Tage natürliche Strahlenexposition. Ein CT des Bauch- und Beckenraumes beinhaltet eine Strahlendosis vergleichbar mit 4,5 Jahren natürlicher Strahlenexposition. MRT und Ultraschalluntersuchungen gelten als strahlenfrei und werden somit, wenn möglich, angewendet. Wenn doch ein Röntgen oder eine CT-Untersuchung indiziert ist, werden die Vor- und Nachteile dieser Untersuchung zuerst sorgfältig erwogen. Es gilt der Grundsatz: so viel Strahlung wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Ionisierende Strahlung vermag durch ihre hohe Energie chemische Verbindungen aufzubrechen oder Atome und Moleküle zu ionisieren, was letztlich zu Zellschäden führen kann. Die DNA, also des Erbguts des Menschen, kann durch ionisierende Strahlung angegriffen werden. Eine geschädigte DNA ist nicht immer in der Lage, sich selber zu reparieren; es besteht die Gefahr, dass sie zur Entstehung von Krebs beiträgt oder diesen sogar auslöst (BAG, o. J.-c). Die Exposition durch ionisierende Strahlen erhöht somit das langfristige Krebsrisiko. Allerdings wird der Effekt von niedrigen Dosen von Strahlen, wie im Bereich der medizinischen Diagnostik und in Gebieten mit einer höheren natürlichen Strahlenexposition, kontrovers diskutiert (Strahlenschutz in der Radiologie, o. J.).
Die durchschnittliche Strahlenbelastung einer in der Schweiz lebenden Person beläuft sich auf circa 6 mSv im Jahr. Hiervon ist der Hauptteil durch Radon in Wohnräumen (ca. 3,3 mSv) und durch medizinische Bildgebung (ca. 1,5 mSv) bedingt. Der restliche Anteil kommt durch kosmische Strahlung, terrestrische Strahlung, natürliche Radioaktivität aus der Nahrung, Flugreisen, Zigaretten und der Industrie bzw. Forschung (BAG, o. J.-b) zustande.
Der Wert der durchschnittlichen Strahlenbelastung variiert jedoch von Mensch zu Mensch. Jemand, der an einem Ort mit hoher Radonkonzentration wohnt oder sich aufgrund einer Erkrankung einer CT-Untersuchung unterziehen musste, ist einer höheren Gesamtmenge an Strahlung ausgesetzt. Auch gibt es bestimmte Berufsgruppen, die deutlich stärker exponiert sind als die allgemeine Bevölkerung. Dazu gehören Berufe in der Medizin, Kerntechnik, Industrie und Gewerbe sowie im Bereich der Forschung und Entwicklung. Diese Berufsgruppen sind vermehrt künstlichen Strahlenquellen ausgesetzt. Arbeitsplätze mit hoher natürlicher Strahlung, wie z.B. terrestrische Strahlung, radioaktive Stoffe oder kosmische Strahlung, finden sich wiederum in Wasserwerken, im Bergbau und in Flugzeugen.
In der Schweiz gelten im Bezug auf Strahlenschutz die Empfehlungen der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP). Diese berufen sich auf 3 Grundprinzipien des Strahlenschutzes:
Prinzip der Rechtfertigung: Eine Tätigkeit, bei der Menschen oder die Umwelt schädlichen Strahlen ausgesetzt sind, darf nur ausgeübt werden, wenn sie sich nach Abwägen der damit verbundenen Vorteile und Gefahren rechtfertigen lässt.
Prinzip der Optimierung: Die Strahlenexposition der Bevölkerung soll so niedrig wie möglich gehalten werden. Hier kommt das ALARA-Prinzip („As Low As Reasonably Achievable“) zur Geltung. Beispielsweise bedeutet das in der Medizin, dass Untersuchungen mit Strahlenbelastung nicht in verschiedenen Spitälern wiederholt werden sollten und dass solche Untersuchungen zwingend einen diagnostischen oder therapeutischen Mehrwert haben müssen.
Dosisbegrenzung: Strahlendosen dürfen festgelegte Grenzwerte nicht überschreiten. Die Grenzwerte sind für die allgemeine Bevölkerung und für beruflich strahlenexponierte Personen unterschiedlich. In der Schweiz gilt für die allgemeine Bevölkerung ein Höchstwert von 1 mSv pro Jahr, für beruflich strahlenexponierte Personen 20 mSv pro Jahr. Bei medizinischen Untersuchungen und Eingriffen gelten allerdings individuelle Dosisgrenzen, da in der Regel der Nutzen der Strahlenexposition die Risiken überwiegt (BAG, o. J.-a).
Bild
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung-gesundheit.html
Quellen
BAG, B. für G. (o. J.-a). Grundprinzipien im Strahlenschutz. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung-gesundheit/grundprinzipien-im-strahlenschutz.html
BAG, B. für G. (o. J.-b). Strahlenexposition der Schweizer Bevölkerung. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall/strahlung-gesundheit/strahlenexposition-der-schweizer-bevoelkerung.html
BAG, B. für G. (o. J.-c). Strahlung, Radioaktivität & Schall. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/umwelt-und-gesundheit/strahlung-radioaktivitaet-schall.html
Strahlenschutz in der Radiologie. (o. J.). Kantonsspital St.Gallen. Abgerufen 30. August 2023, von https://www.kssg.ch/netzwerk-radiologie/leistungsangebot/strahlenschutz-der-radiologie
Assistenzärztin (MED4LIFE)
Dieser Artikel analysiert in einer arbeitsmedizinischen Betrachtungsweise die gesundheitsschädlichen Faktoren für medizinisches Personal. Dabei werden die verschiedenen Stakeholder rund um Therapie, Pflege und Ärzteschaft wo nötig individuell betrachtet. Auch arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen wird die nötige Beachtung geschenkt, unter anderem weil diese gerade innerhalb der Gesundheitsbranche oftmals noch stärker tabuisiert werden als ohnehin.
Der naheliegendste gesundheitsschädliche Faktor für medizinisches Personal betrifft die Umgebung. Beinahe sämtliches medizinisches Personal ist jeden Tag kranken Menschen ausgesetzt. Es liegt daher auf der Hand, dass das Personal insbesondere vor ansteckenden Krankheiten geschützt werden muss. Dabei geht nicht nur um den Schutz des medizinischen Personals selbst, sondern auch darum, weitere Patientinnen und Patienten vor einer Übertragung zu schützen. Die gängigsten Methoden, um dies im Spitalalltag zu erreichen, sind beispielsweise Isolationszimmer, spezielle Schutzausrüstung sowie hohe Hygienestandards.
Bei den Hygienestandards denkt man zweifelsohne zuerst an die Händedesinfektion. Es gibt jedoch weitere Mittel zum Schutz des Personals und der Patientinnen und Patienten. Beispielsweise kann eine Keimübertragung durch Flächendesinfektion von Untersuchungsliegen erreicht werden. Es gibt kaum Zahlen dazu, doch die alltägliche Erfahrung zeigt, dass Hygienestandards oft nicht eingehalten werden. Meist werden mangelnde Ressourcen (Zeit und Kosten) als Hauptgrund angegeben.
Das häufige Auftreten von Rückenschmerzen ist gerade bei der Pflege oft nicht nur auf physische, sondern auch auf psychische Faktoren zurückzuführen. Zudem gibt es in der Pflege viele Aufgaben, die fast nur in einer für den Rücken ungesunden Position möglich sind. Beispiele hierfür wären die Körperpflege von bettlägerigen Patientinnen und Patienten oder auch das Legen eines Katheters. Weil die Zeit in der Pflege extrem knapp ist, bleibt zudem kaum Zeit, den Rücken adäquat zu entlasten. Diese Faktoren zusammen tragen zu der überdurchschnittlichen Häufigkeit von Rückenschmerzen in der Pflege bei.
Es lohnt sich, den Rückenschmerzen vorzubeugen. Das kann durch einfachste Übungen geschehen. Es hilft beispielsweise bereits, zweimal pro Tag mit dem Rücken aufrecht gegen eine Wand zu stehen und zu versuchen, den gesamten Rücken gegen die Wand zu drücken. Das hilft dabei, die Wirbelsäule zu entlasten und auch die grossse Rückenmuskulatur in ihrer Ausrichtung zu entspannen.
Das medizinische Personal ist durch die hohe Verantwortung zudem auch einem starken Stress und psychischen Druck ausgesetzt. Die hohe Zahl von Berufsaussteigerinnen und Berufsaussteiger in der Pflege oder die Burnoutrate von Ärztinnen und Ärzten belegen dies. Dennoch wird es enorm tabuisiert. Gerade Ärztinnen und Ärzten fällt es tendenziell enorm schwer, sich Schwächen und Grenzen einzugestehen. Immer mehr Spitäler richten daher Sprechstunden oder Gruppentherapien für medizinisches Personal in psychischer Not ein. Ein Beispiel dafür wären sogenannte Balint-Gruppen. In einer Balint-Gruppe treffen sich ungefähr 10 Personen und besprechen anhand eines erlebten Falls einen möglichen emotionalen Umgang damit. Alleine das Austauschen und die Auseinandersetzung mit den Emotionen unter Gleichgesinnten hilft dabei, die Last zu verkleinern.
Abschliessend kann also festgehalten werden, dass Hygienestandards meist leider nicht genügend umgesetzt werden und der Hauptgrund für die Übertragung von Infektionskrankheiten auf medizinisches Personal sind. In der Pflege sind zudem Rückenschmerzen überdurchschnittlich häufig. Psychische Erkrankungen wurden bis anhin in allen Bereichen der Gesundheitsbranche stark tabuisiert und die Enttabuisierung erfolgt nur sehr langsam. Aber auch psychische Belastungen sollten als gleichwertige gesundheitsschädigende Faktoren für medizinisches Personal anerkannt werden.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)
Das Chronic Fatigue Syndrom (CFS) – auf Deutsch chronisches Müdigkeitssyndrom – beschreibt das Vorhandensein von exzessiver und langanhaltender Müdigkeit. Es ist ein schwer greifbares medizinisches Phänomen, das mit einem hohen Leidensdruck einhergeht. Chronische Müdigkeit an sich ist ein häufiges Symptom von vielen Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen, Stress, Tumore etc.). Das Chronische Müdigkeitssyndrom dagegen ist eher selten und daher eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass vor der Diagnose CFS andere mögliche Ursachen für die chronische Müdigkeit aktiv ausgeschlossen werden müssen.
Die Ursache für das chronische Müdigkeitssyndrom ist bis heute unbekannt. Das macht das Krankheitsbild sehr komplex und reduziert die Behandlungsmöglichkeiten. Viele Erkrankte erhalten lange keine Diagnose. Oftmals bleibt das CFS also unerkannt. Die Fallzahlen in der Schweiz werden auf etwa 20‘000 geschätzt. Frauen leiden deutlich häufiger am CFS als Männer und der Erkrankungsgipfel liegt bei 30 Jahren.
Erkrankte zeigen unterschiedliche Symptome in verschiedener Ausprägung. Die starke Erschöpfung kann physisch, psychisch oder gemischt auftreten. Die Mischform ist am häufigsten, die Symptome lassen sich jedoch kaum für alle Betroffenen generalisieren. Typisch für das CFS ist die ausbleibende Besserung der Symptome durch Erholung. Selbst ausreichend Schlaf bringt Betroffenen also keine Linderung der Müdigkeit. Je nachdem ob die Erschöpfung vor allem physisch oder psychisch ist, werden andere therapeutische Schwerpunkte gesetzt. Aktive Physiotherapie hilft beispielsweise nur, wenn eine vorwiegend physische Müdigkeit (körperliche Belastungsintoleranz) vorliegt. Paradoxerweise sind viele Patientinnen und Patienten vor dem CFS körperlich sehr aktiv. Ein plötzlicher Beginn der heftigen Müdigkeit ist also ebenfalls typisch. Nach diesem plötzlichen Beginn halten die Beschwerden oft lange an (mehr als 6 Monate).
Chronische Müdigkeit kann auch im Rahmen von psychischen Erkrankungen auftreten. Diese Müdigkeit wird jedoch vom CFS abgegrenzt. Vor allem bei Depressionen und Angststörungen, welche oft mit einer ausgeprägten Antriebslosigkeit einhergehen, tritt chronische Müdigkeit häufig auf. Die psychische Komponente erschwert die Diagnose zusätzlich. Ist ein CFS vorhanden, löst dieses in der Regel einen hohen Leidensdruck aus und kann sekundär zu einer Depression führen. Die Depression kann aber auch zuerst aufgetreten sein und eine ausgeprägte chronische Müdigkeit auslösen – das wäre dann jedoch kein CFS, weil das CFS eine strikte Ausschlussdiagnose ist und nicht nur körperliche, sondern auch psychische Ursachen für die chronische Müdigkeit ausgeschlossen werden müssen.
Je schneller das CFS diagnostiziert wird, desto besser die Heilungschancen. Das CFS dauert jedoch oft Jahre an und benötigt in dieser Zeit eine interdisziplinäre Beratung. Die Behandlung umfasst auch psychologische Aspekte, weil es keine ursächliche Behandlung gibt, und in der Psychosomatik insbesondere auf den Umgang mit der Krankheit eingegangen wird. Nebst der Psychotherapie ist auch die Gestaltung des Alltags sehr wichtig.
Einem ungestörten Schlaf sollte besondere Beachtung geschenkt werden. Hierbei soll nicht nur die Schlafumgebung optimiert werden, sondern auch der Schlafdruck erhöht werden. Die optimale Schlafumgebung besteht aus einem dunklen, kühlen Raum. Das Bett soll ausschliesslich zum Schlaf und nicht zum Fernsehen, Lesen oder gar Arbeiten verwendet werden. Dies bildet im Gehirn ein Engramm, dass das Bett ausschliesslich zum Schlafen da ist. Um den nächtlichen Schlafdruck zu erhöhen, sollte sowohl auf den Mittagsschlaf als auch auf koffeinhaltige Getränke verzichtet werden. Hier ist erhebliche Disziplin vonseiten der Betroffenen gefragt, da sowohl Koffein als auch kurze Schlafpausen tagsüber ein naheliegendes Mittel sind, um der Müdigkeit kurzzeitig entgegenzuwirken.
Abschliessend kann also festgehalten werden, dass das CFS ein sehr komplexes Krankheitsbild darstellt und die therapeutischen Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Psychische Komorbiditäten sind häufig, weshalb eine Psychotherapie in vielen Fällen eine zentrale Säule der Therapie darstellt. Eine Heilung des CFS ist möglich, braucht jedoch viel Geduld. Falls Sie oder Personen in Ihrem Umfeld von CFS betroffen sind, empfehlen wir eine personalisierte Immuntherapie: https://immunmed.ch/.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)
Ein schmerzhaft ziehender Nacken am Schreibtisch, Kreuzschmerzen nach der Gartenarbeit oder eine schwer anfühlende Schulter beim Schwimmen? – Es kann an myofaszialen Triggerpunkten liegen. Doch um was handelt es sich hierbei?
Unter myofaszialen Schmerzen werden nicht-entzündliche Schmerzen muskulären Ursprungs verstanden. Den wegweisenden Hinweis bei myofaszialen Schmerzen stellt der sogenannte «Triggerpunkt» dar. Es handelt sich dabei um eine häufig zu tastende «Verhärtung» mit Schmerzhaftigkeit innerhalb eines Muskels. Triggerpunkte sind nicht nur für lokale Beschwerden verantwortlich, sondern können auch übertragene Symptome fern ihres Entstehungsortes verursachen. So können Schmerzen beim Schulterblatt bis in die Hand verlaufen.
Auch nach mehr als hundert Jahren Forschung sind die Ursachen, das Wesen und die Symptome, die myofasziale Triggerpunkte charakterisieren, nicht gänzlich geklärt. Myofasziale Triggerpunkte sind von grosser Bedeutung, denn viele Patienten, die wegen Schmerzen Hilfe aufsuchen, zeigen Beschwerden am Bewegungsapparat, und bei der Mehrheit dieser Patienten werden diese Schmerzen durch myofasziale Triggerpunkte verursacht.
In der Regel werden myofasziale Triggerpunkte durch muskuläre Überlastung (z. B. durch ungewohntes, intensives Radfahren) oder Fehlbelastung (z. B. eine monotone, langanhaltende Sitzposition) hervorgerufen. Eine starke Muskelüberbelastung löst plötzliche Schmerzen aus. Dagegen führen wiederkehrende Bewegungsabläufe oder eine anhaltende Anspannung der Muskulatur zu einem schleichenden Auftreten der Schmerzen.
Wie bereits erwähnt, ist die Häufigkeit myofaszialer Schmerzen in der Bevölkerung hoch. Die Diagnose beginnt mit der Anamnese (Krankengeschichte). Nach der Erhebung der Anamnese erfolgt die Untersuchung, welche die Frage nach der anatomischen Stelle und der Art der Beschwerden beantworten sollte. Für die Diagnose eines myofaszialen Triggerpunktes wurden von Simons und Travell vor rund 30 Jahren folgende Kennzeichen angegeben (Simons et al., 1999):
Als sehr bedeutungsvolle Merkmale für den Nachweis eines myofaszialen Triggerpunktes haben sich im klinischen Alltag die beiden ersten Kriterien bewährt.
Manuelle Triggerpunkttherapie
Manuelle (mit der Hand ausgeführte) Therapietechniken sollten optimalerweise auf aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen beruhen. Eine effektive manuelle Triggerpunkttherapie hat mehrere Ziele:
Während verschiedene Publikationen die manuelle Therapie in der Behandlung von Patienten mit myofaszialen Beschwerden unterstützen (Chatchawan et al., 2005), gibt es dennoch keine klare Gewissheit, dass die manuelle Triggerpunkttherapie tatsächlich zu einer Verbesserung der Mobilität des Bindegewebes und der Faszien führt.
Neueste Studien zu Eigenschaften und Verhalten von Faszien, zeigen jedoch, dass diese in komplizierter Weise in ein myofasziales Schmerzgeschehen involviert sind (Schleip, 2003). Eine manuelle Triggerpunkttherapie durch eine erfahren Fachpersone reduziert den Schmerz und hat einen positiven Einfluss auf das psychologische Stressniveau (Moraska et al., 2009).
Dry Needling
Dry Needling ist ein zunehmend beliebter Ansatz bei der Behandlung von myofaszialen Triggerpunkten. Nach der Veröffentlichung einer rückblickenden Untersuchung von Dry Needling im Jahr 1979, mit einer berichteten sofortigen Schmerzlinderung an 87 % der Nadelungsstellen (Lewit, 1979), hat die Beliebtheit der Therapie bei Ärzten, Physiotherapeuten und anderen Praktikern weltweit zugenommen.
Bei dieser Methode wird mit einer sterilen Nadel direkt in myofasziale Triggerpunkte gestochen. Im Allgemeinen wird Dry Needling mit den gleichen Nadeln wie bei der Akupunktur durchgeführt. Die Ähnlichkeit der Nadeln wirft zwangsläufig Fragen nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Akupunktur und Dry Needling auf. Im Gegensatz zur Akupunktur, die auf den Prinzipien der traditionellen chinesischen Medizin basiert, zielt das Dry Needling darauf ab, myofasziale Triggerpunkte zu behandeln. Durch das Einführen der Nadel können myofasziale Triggerpunkte gezielt stimuliert werden, um die Muskelverspannungen zu lösen und auch dadurch die Durchblutung zu verbessern.
Es ist wichtig zu beachten, dass Dry Needling von einer geschulten Fachperson durchgeführt werden sollte, da eine genaue Kenntnis der Anatomie und des Gewebes erforderlich ist, um Verletzungen zu vermeiden. Daher sollte man sich bei Interesse an dieser Therapie an eine qualifizierte Therapeutin oder einen qualifizierten Therapeuten wenden.
Um das Entstehen von Triggerpunkten zu vermeiden, gibt es einige praktische Tipps aus der Physiotherapie, die helfen können. Hier sind einige davon:
Ergonomie verbessern – Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung und ergonomische Ausrichtung beim Sitzen und Stehen.
Regelmäßige Pausen einlegen – Vermeiden Sie längeres Sitzen oder das Verharren in einer Position. Stehen Sie alle 30 bis 60 Minuten auf und gehen kurz umher, idealerweise an der frischen Luft.
Ausreichend Bewegung – Regelmässige körperliche Aktivität ist wichtig. Wählen Sie Aktivitäten, die Ihnen Spass machen, und versuchen Sie, eine gute Balance zwischen Belastung und Erholung zu finden.
Richtiges Aufwärmen – Vor sportlichen Aktivitäten oder körperlicher Anstrengung ist ein Aufwärmen wichtig. Dadurch werden die zu belastenden Strukturen besser durchblutet und auf die Belastung vorbereitet.
Dehnungsübungen – Integrieren Sie regelmäßige Dehnungsübungen in Ihre Routine, um die Flexibilität und Elastizität der Muskeln zu erhalten.
Stressmanagement – Chronischer Stress kann zu Muskelverspannungen führen und das Risiko für myofasziale Triggerpunkte erhöhen. Finden Sie effektive Stressbewältigungstechniken wie Entspannungsübungen, Meditation oder Yoga, um Stress abzubauen und die Muskelspannung zu reduzieren.
Ausreichend Schlaf – Eine gute Schlafqualität und genügend Erholung sind wichtig, um die Muskeln zu regenerieren und Spannungen abzubauen.
Hydration – Trinken Sie ausreichend Wasser, um sicherzustellen, dass Ihr Körper gut hydriert ist. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr fördert die Durchblutung und hilft dabei, Stoffwechselabfälle aus den Muskeln zu spülen.
Vermeidung von Überlastung – Achten Sie darauf, Ihre körperlichen Grenzen zu respektieren und Überlastungen zu vermeiden. Vermeiden Sie es, schwere Gegenstände unergonomisch zu heben oder einseitige Bewegungen über längere Zeit auszuführen.
Professionelle Hilfe – Bei akuten oder chronischen Beschwerden sollten Sie eine Fachperson aufsuchen. Sie kann Ihnen individuelle Beratung, Anleitungen zu Übungen und manuelle Therapien anbieten, um myofasziale Triggerpunkte zu behandeln und ihnen vorzubeugen.
Quellen
Reilich, P., Gröbli, C. & Dommerholt, J. (2018). Myofasziale Schmerzen und Triggerpunkte: Diagnostik und evidenzbasierte Therapie. Die Top-30-Muskeln. Elsevier GmbH, Deutschland
Simons, D. S., Travell, J. & Simons, L. S. (1999). Travell & Simons’ Myofascial Pain and Dysfunction: The Trigger Point Manual. https://ci.nii.ac.jp/ncid/BA40127623
Sikdar, S., Golden, S. H., Gebreab, T., Gerber, L. H. & Shah, J. B. (2010). Understanding the vascular environment of myofascial trigger points using ultrasonic imaging and computational modeling. https://doi.org/10.1109/iembs.2010.5626326
Shah, J. B., Danoff, J., Desai, M., Parikh, S. V., Nakamura, L. Y., Phillips, T. M. & Gerber, L. H. (2008). Biochemicals Associated With Pain and Inflammation are Elevated in Sites Near to and Remote From Active Myofascial Trigger Points. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 89(1), 16–23. https://doi.org/10.1016/j.apmr.2007.10.018
Chatchawan, U., Thinkhamrop, B., Kharmwan, S., Knowles, J. & Eungpinichpong, W. (2005). Effectiveness of traditional Thai massage versus Swedish massage among patients with back pain associated with myofascial trigger points. Journal of Bodywork and Movement Therapies, 9(4), 298–309. https://doi.org/10.1016/j.jbmt.2005.02.001
Schleip, R. (2003). Fascial plasticity – a new neurobiological explanation: Part 1. Journal of Bodywork and Movement Therapies, 7(1), 11–19. https://doi.org/10.1016/s1360-8592(02)00067-0
Moraska, A. & Chandler, C. (2009). Changes in Psychological Parameters in Patients with Tension-type Headache Following Massage Therapy: A Pilot Study. Journal of Manual & Manipulative Therapy, 17(2), 86–94. https://doi.org/10.1179/106698109790824695
Lewit, K. (1979). The needle effect in the relief of myofascial pain. Pain, 6(1), 83–90. https://doi.org/10.1016/0304-3959(79)90142-8
Physiotherapeut
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)
Bakterien gehören gemeinsam mit Viren zu den häufigsten Krankheitserregern. Dabei existiert eine grosse Bandbreite von Bakterien, welche verschiedene Krankheiten von unterschiedlichen Schweregraden hervorrufen können. Bakterien haben im Gegensatz zu Viren einen zellulären Aufbau. Bakterielle Zellen unterscheiden sich jedoch fundamental von Körperzellen. Sie haben keinen Zellkern und im Gegensatz zu Körperzellen nicht nur eine dünne Zellmembran, sondern eine dicke Zellwand. Weil Bakterien keinen Zellkern haben, liegt ihr genetisches Material frei im Zytoplasma vor. Oftmals bildet die DNA von Bakterien eine ringförmige Struktur, sogenannte Plasmide. Das ist ein weiterer wichtiger Unterschied, denn die DNA in Körperzellen liegt immer linear als Strang und nie zirkulär vor.
Die Genomgrösse von Bakterien umfasst ungefähr 0.1% der Genomgrösse des Menschen. Dabei haben Bakterien eine enorm hohe Generationsrate. Die Pathogenität – also die Fähigkeit, krankhafte Veränderungen in einem Organismus hervorzurufen – wird vor allem durch Toxine ausgelöst. Toxine sind vom Bakterium ausgeschiedene Moleküle, die zu Erkrankungen führen. Die verschiedenen Toxine wirken auf unterschiedliche zelluläre Zielstrukturen und rufen daher verschiedene Krankheiten hervor. Bakterien können einen ausgeklügelten Mechanismus anwenden, um sich dem Immunsystem zu entziehen. Oberflächenproteine können sich im Zuge der Immunevasion denjenigen des Wirts angleichen. Dies resultiert in einer verminderten Immunerkennung, weil dies Autoimmunität fördern würde. Die Bakterien bauen sich also gewissermassen einen tarnenden Umhang, indem sie sich gegenüber dem Immunsytem als körpereigen ausgeben. Dieser Mechanismus wird auch molekulares Mimikry genannt.
Schwere bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika bekämpft. Die Antibiotika zielen meist gegen die Zellwandsynthese oder die Ribosomen, welche für die Translation verantwortlich sind. Heutzutage seltener werden Antibiotika eingesetzt, welche die Vermehrung der Erbgutinformation hemmen. Antibiotika haben nicht nur grosse Einsatzgebiete bei bakteriellen Infektionen zur therapeutischen Behandlung, sondern auch in der Prophylaxe bei Kontakt mit Infizierten. Zur Lebensmittelaufbereitung werden auch Antibiotika eingesetzt, insbesondere solche, welche kaum Resistenzen fördern.
Die Wirksamkeit von Antibiotika wird auf einer mit Bakterien besetzten Nährstoffplatte getestet. Auf diese Nährstoffplatte wird ein Antibiotikum gegeben und dann wird das bakterielle Wachstum in Anwesenheit des Antibiotikums geprüft. Das ergibt auf der Nährstoffplatte eine sogenannte Hemmzone. Je grösser die Hemmzone, desto empfindlicher reagiert das Bakterium auf das Antibiotikum. Denn wenn das Antibiotikum nicht nützen würde, gäbe es keine Hemmzone und die Bakterien würden sich bis zum Auftragungsort des Antibiotikums vermehren.
Da Bakterien gegenüber Antibiotika resistent werden können, ist die laufende Entwicklung neuer Antibiotika essenziell. In den letzten 30 Jahren gab es jedoch keine nennenswerten neuartigen Antibiotika, sondern lediglich neue Varianten von bereits Bekannten. Das hängt traurigerweise damit zusammen, dass Antibiotika für die Pharmaindustrie vergleichsweise wenig rentabel sind. Diese verdienen an einer Patientin oder einem Patienten mit einer chronischen Erkrankung extrem viel mehr, als an einer Person, die auf Antibiotika angewiesen ist. Dies hängt mit der Therapiedauer zusammen. Personen mit beispielsweise Diabetes oder Bluthochdruck brauchen ihr Insulin respektive die Antihypertensiva für ihr restliches Leben, wohingegen eine Antibiotikagabe durchschnittlich 10 Tage dauert.
Hochrechnungen haben ergeben, dass dieses Problem global massive Auswirkungen haben wird. Zur Zeit sterben etwas mehr als eine Million Menschen pro Jahr an resistenten Keimen. Das WEF und die WHO schätzen die Zahl Verstorbener aufgrund von resistenten Bakterien auf 10 Millionen im Jahr 2050, wenn die Entwicklung von Antibiotika so langsam weitergeht. Das wäre eine Verzehnfachung der Todesfälle! Das kommt beim heutigen Wissensstand einer Tragödie gleich, weil die technischen Mittel vorhanden wären und lediglich mangelnde Profite die Entwicklung neuer Antibiotika hemmen.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)
Sowohl bei werdenden Müttern als auch Müttern von jungen Kindern gibt es wichtige arbeitsmedizinische Fragen und Unklarheiten. Diese Fragen sollen im Rahmen dieses Artikels aufgeklärt werden mit besonderem Fokus auf dem Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz. Als einfacher Grundsatz gilt, dass die Arbeitsbedingungen nicht nur die Gesundheit der (werdenden) Mutter, sondern auch des Kindes nicht beeinträchtigen dürfen.
Werdende Mütter sind in gewissen Branchen gesundheitlichen Risikofaktoren ausgesetzt, welche nicht nur für die Mutter, sondern vor allem auch für den Fötus sehr gefährlich sein können. Hier sind insbesondere physikalische Einflüsse wie Hitze oder ionisierende Strahlung, aber auch Chemikalien hervorzuheben. Diese Risikofaktoren beschränken sich dabei bei Weitem nicht nur auf Laborantinnen oder ähnliche Berufsgruppen. Beispielsweise ist ionisierende Strahlung bei vielen Medizinalberufen ein Risikofaktor (Röntgen beim Zahnarzt, CT überwachen etc.), welcher zwingend gemieden werden muss. Die ionisierende Strahlung hat eine teratogene Wirkung und erhöht das Risiko von Missbildungen. Das liegt daran, dass ionisierende Strahlung Mutationen im Erbgut erzeugt.
Um die Massnahmen zum Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz bereits im Vorfeld treffen zu können, benötigt es eine gelungene Kommunikation zwischen der Arbeitgeberin und der werdenden Mutter. Optimalerweise wird jede Frau beim Stellenantritt über mögliche arbeitsplatzbezogene Risiken im Rahmen einer Schwangerschaft aufgeklärt. Dies sensibilisiert alle im Betrieb tätigen Frauen und erleichtert die Kommunikation für werdende Mütter. Die werdende Mutter ist gesetzlich nicht verpflichtet, den Kinderwunsch oder die Schwangerschaft der Arbeitgeberin mitzuteilen. Dennoch ist es im Eigeninteresse der werdenden Mutter, die Schwangerschaft so früh wie möglich zu kommunizieren, um die Massnahmen optimal einleiten zu können (bei ungeplanten und/oder unbemerkten Schwangerschaften ist dies natürlich nicht möglich).
Der Grund dafür, weshalb die Massnahmen zum optimalen Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz bereits im Vorfeld einer Schwangerschaft getroffen werden sollten, ist, dass die ersten 8 Wochen (= die Embryogenese) im Hinblick auf schädliche Auswirkungen für das heranwachsende Kind die gefährlichste Phase bilden. Das liegt daran, dass in diesen 8 Wochen die gesamte Organanlage geschieht und danach primär das Wachstum dieser Organanlagen erfolgt. Das Wachstum ist biologisch deutlich weniger komplex als die Anlage der Organe, weshalb Schädigungen nach den ersten 8 Wochen in der Regel weniger gravierend für das Kind sind. In dieser ersten Zeit müssen arbeitsmedizinischen Risikofaktoren also eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Vor der Geburt gibt es verschiedene Empfehlungen für den Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz, aber auch einige gesetzliche Vorschriften. Leider werden Schwangere ungenügend über diese Vorschriften aufgeklärt und die Vorschriften werden oftmals nicht eingehalten. Hierbei ist besonders wichtig, dass Schwangere arbeitsmedizinisch besondere Rechte besitzen, welche sie zwingend einfordern sollten.
Schwangere werden in der Regel drei Wochen vor dem Geburtstermin krankgeschrieben. Oftmals sind die Beschwerden jedoch schon früher sehr gross, weshalb eine (partielle) Krankschreibung empfohlen ist, sobald Beschwerden auftreten, welche die Arbeitsfähigkeit signifikant beeinflussen! Ein häufig angewandtes Modell zum Schutz von Schwangeren am Arbeitsplatz besagt, dass das Pensum nach dem 6. Schwangerschaftsmonat halbiert werden sollte (partielle Krankschreibung) und drei Wochen vor der Schwangerschaft eine 100% Krankschreibung erfolgen soll. Es folgt eine Auflistung mit den wichtigsten gesetzlichen Vorschriften, welche für alle Schwangeren gelten (UNIA, 2020):
Bei weitergehenden Fragen und für arbeitsmedizinische Beratung zu diesem Thema, wenden Sie sich gerne an die ARBEITSMED: https://arbeitsmed.ch/mutterschutz/.
Quellen
UNIA. (2020). Erwerbstätig und Mutter – was ich wissen muss. https://www.unia.ch/fileadmin/user_upload/Arbeitswelt-A-Z/Familie-Beruf/2020-Broschuere_Mutterschaft_dt.pdf (zuletzt am 27.04.2023 um 14:00)
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)
Die Leber spielt eine entscheidende Rolle in unserem Körper. Nährstoffe werden energiegewinnend abgebaut oder in andere Stoffe umgewandelt, die der Körper braucht. Die Leber ist unser Entgiftungsorgan und speichert zudem verschiedene Nährstoffe, wie Vitamine, Kupfer, Eisen und Zucker. Vor allem in der Regulation des Blutzuckerspiegels spielt die Leber eine wichtige Rolle, indem sie beispielsweise zur Not aus anderen Stoffen Zucker herstellen kann. Durch Fortschritte in der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln wuchs weltweit auch die Anzahl an Personen, die an Adipositas (Übergewicht) leiden. Von Adipositas spricht man ab einem Körper-BMI über 30 kg/m2. Eine häufige Folge von Adipositas, zusammen mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ II und veränderten Blutfettwerten ist die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD; engl. „non-alcoholic fatty liver disease“). Hier kommt es zu einer Verfettung der Leber mit dem Risiko einer Leberentzündung und Bildung einer Leberzirrhose. Aktuell geht man davon aus, dass 23% der Weltbevölkerung an einer Fettlebererkrankung leiden (Roeb et al., 2022).
Meist wird eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung oder eine NASH zufällig entdeckt. Erste Hinweise sind erhöhte Leberfunktionsparameter, wie AST, ALT und GGT, die während einer Routine-Laborkontrolle erhoben werden. Bei Verdacht wird als nächstes ein Ultraschall gemacht. Zur Abklärung einer fortgeschrittenen Leberfibrose kann im Ultraschall oder MRI eine Elastografie durchgeführt werden – dieses Verfahren kann einerseits den Verdacht einer Fettleber bestätigen, andererseits den Grad der Leberverhärtung quantifizieren. Selten wird eine Leberbiopsie gemacht, wenn der Befund aller nicht-invasiven Untersuchungen unklar ist („Fettleber“, USZ, o.J.).
Aktuell gibt es bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung kein empfohlenes Medikament, dass eingesetzt werden kann. Vielmehr besteht die Therapieempfehlung in der Reduktion des Körpergewichtes, einer Umstellung der Ernährung und regelmässiger sportlicher Aktivität. Alkoholkonsum sollte möglichst reduziert werden, da auch Alkohol zu einer Leberzirrhose führen kann. Bereits eine Gewichtsreduktion um 5% kann zu einer Verbesserung der Verfettung und Entzündung der Leber und einer Normalisierung der Leberwerte führen. Bei bestätigter Fibrose sollte eine Gewichtsreduktion von 10% angestrebt werden. Die mediterrane Diät sowie mindestens 3 Trainingseinheiten von moderater Intensität sind bei Adipositas empfohlen. Bei normalgewichtigen (sogenannte Lean-NAFLD) sollte körperliche Aktivität mit Ziel des Muskelaufbaus angestrebt werden.
Allerdings sollten auch die Begleiterkrankungen der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung mitbehandelt werden – so wird bei Diabetes Typ II und einer NAFLD oder NASH eine Therapie mit Metformin mit oder ohne einem SGLT2-Hemmer oder einem GLP-1 Analogon empfohlen. Bei erhöhten Blutfetten können Statine helfen. Bei Adipositas sind zudem GLP-1 Analoga, wie Liraglutid und Semaglutid, für die Gewichtsreduktion zugelassen (Roeb et al., 2022).
Mit den folgenden Tipps kann man die Entwicklung einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung sowie auch einer alkoholbedingten Fettlebererkrankung vorbeugen (Prävention – Deutsche Leberhilfe e.V.):
Quellen
Fettleber. (o. J.). USZ. Abgerufen 10. Mai 2023, von https://www.usz.ch/krankheit/fettleber/
Metabolisches Syndrom—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 10. Mai 2023, von https://next.amboss.com/de/article/4g03v2?q=nafld#Ze9faee886487272a95a96a51c5aae1f0
Prävention—Deutsche Leberhilfe e.V. (o. J.). Abgerufen 10. Mai 2023, von https://www.leberhilfe.org/themen/praevention/
Roeb, E., Canbay, A., Bantel, H., Bojunga, J., de Laffolie, J., Demir, M., Denzer, U. W., Geier, A., Hofmann, W. P., Hudert, C., Karlas, T., Krawczyk, M., Longerich, T., Luedde, T., Roden, M., Schattenberg, J., Sterneck, M., Tannapfel, A., Lorenz, P., … Collaborators: (2022). Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) – April 2022 – AWMF-Registernummer: 021–025. Zeitschrift für Gastroenterologie, 60(09), 1346–1421. https://doi.org/10.1055/a-1880-2283
Assistenzärztin (MED4LIFE)
Autoimmunerkrankungen sieht man den Betroffenen meist nicht an. Trotzdem betreffen sie einen wesentlichen Teil der Bevölkerung. Die Ursache einer Autoimmunerkrankung ist eine Fehlfunktion des Immunsystems. Folglich ist sie nicht ansteckend für das Umfeld. Durch die Fehlfunktion des Immunsystems greift der Körper sein eigenes Gewebe an. Es gibt viele unterschiedliche Autoimmunerkrankungen. Zu den bekanntesten gehören die Schilddrüsenüber- sowie -unterfunktion, Diabetes mellitus Typ 1, Rheumatoide Arthritis, Colitis ulcerosa, Schuppenflechte (Psoriasis), Lupus erythematodes und Vaskulitis. In diesem Artikel wird auf die Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse – insbesondere Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow – noch genauer eingegangen.
Unser Immunsystem ist darauf spezialisiert, Fremdstoffe wie Bakterien, Viren oder Parasiten zu erkennen und darauf zu reagieren, um den Körper gegen diese Eindringlinge zu verteidigen. Die weissen Blutkörperchen (B- und T-Zellen) sind dafür zuständig, Antikörper zu bilden, wenn sie auf einen körperfremden Stoff, ein sogenanntes Antigen, treffen. Diese Antikörper stellen einen wichtigen Immunabwehrmechanismus dar. Bei einer Autoimmunerkrankung arbeitet unser Immunsystem fehlerhaft und reagiert auf Antigene aus unserem eigenen Körper. Werden dann Antikörper gebildet, sind diese gegen körpereigenes Gewebe gerichtet und greifen dieses an. Dadurch kommt es zu Entzündungen und Gewebeschäden im Körper. Die Ursache, weshalb körpereigene Antikörper gebildet werden, ist nicht vollständig geklärt. Ein möglicher Grund dafür kann eine Fehlfunktion der B-Zellen oder der T-Zellen sein. Die Veranlagung für eine Autoimmunerkrankung ist auch vererbbar. Personen, welche diese genetische Prädisposition aufweisen, sind stärker gefährdet, durch einen Auslöser an einer Autoimmunerkrankung zu erkranken. Viele Autoimmunerkrankungen betreffen häufiger Frauen als Männer. Auch hierfür sind die Gründe nicht vollständig geklärt.
Die Symptome der Autoimmunerkrankungen können je nach Erkrankung sehr unterschiedlich sein. Die Autoimmunerkrankungen können unterschiedliche Organsysteme und unterschiedliche zelluläre Strukturen betreffen und auch unterschiedliche Ursachen aufweisen. Praktisch jedes Organ kann von einer Autoimmunerkrankung betroffen sein. Durch die Entzündungen und Schäden im Gewebe klagen die Betroffenen häufig über diffuse Schmerzen, Schwäche, Juckreiz, Atembeschwerden oder Flüssigkeitsansammlungen.
Die Schilddrüse hat die wichtige Funktion der Hormonfreisetzung. Diese Hormone beeinflussen viele Lebensfunktionen im Körper. Dazu gehört die Frequenz des Herzens, die Schnelligkeit der Kalorienverbrennung, das Wachstum des Körpers, der Zustand der Haut, die Fruchtbarkeit, die Erzeugung von Körperwärme und die Verdauung. Bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) werden von der Schilddrüse zu wenig Hormone produziert. Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse kann die Ursache dafür sein. Die Betroffenen fühlen sich oft schwach, antriebslos, müde und weisen einen tiefen Puls auf. Durch eine Unterfunktion ist der menschliche Stoffwechsel verlangsamt. Weitere mögliche Symptome können Konzentrations-, Gedächtnisstörungen, Lethargie oder Depressionen sein. Die Betroffenen können zudem an Gewicht zunehmen, an Verstopfungen leiden, sind häufig kälteempfindlich und frieren schnell.
Die Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion können eine Entzündung, die Entfernung der Schilddrüse, ein ausgeprägter Jodmangel, die Einnahme von Medikamenten oder eine angeborene Unterfunktion sein. Personen, die an einer Hashimoto-Thyreoiditis leiden, haben eine chronisch entzündete Schilddrüse. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse und die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion. Bei dieser Erkrankung hält das Immunsystem die eigene Schilddrüse irrtümlicherweise für einen Fremdkörper. Als Folge davon produziert das Immunsystem Antikörper, welche die Schilddrüse angreifen und so zu einer Entzündung führen. Durch diese chronische Entzündung kann es zu einem langsamen Abbau von Schilddrüsengewebe kommen.
Um eine Hashimoto-Thyreoiditis zu diagnostizieren, muss man eine Blutuntersuchung durchführen und die Schilddrüsenhormone T3 und T4, sowie den TSH-Wert messen. Das TSH-Hormon wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet und regt die Hormonproduktion von T3 und T4 in der Schilddrüse an. Diese Unterproduktion der Hormone kann glücklicherweise durch eine Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie gut behandelt werden. Dazu müssen betroffene Personen lebenslang Hormon-Tabletten einnehmen, um die Funktion ihrer Schilddrüse zu ersetzen.
Das Gegenstück zur Hypothyreose ist die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfuktion), welche als Ursachen einen Morbus Basedow, eine Struma (= krankhaft vergrösserte Schilddrüse) oder eine Entzündung der Schilddrüse haben kann. Durch die Überfunktion der Schilddrüse kommt es zu einer Überproduktion der Hormone. Die Betroffenen zeigen als Symptome oftmals eine erhöhte Herzfrequenz, Gewichtsverlust, Ruhelosigkeit, Nervosität und unwillkürliches Zittern auf.
Der Morbus Basedow ist – wie auch die Hashimoto-Thyreoiditis – ebenfalls eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Er zeichnet sich durch eine Antikörper-Produktion gegen das TSH-Hormon aus. Um die Diagnose zu stellen, muss der Patient die oben genannten Symptome aufweisen. Zudem kann man in der Blutuntersuchung eine verminderte TSH-Hormon-Konzentration sowie eine erhöhte T4- und teilweise auch T3-Konzentration feststellen. Auch die TSH-Rezeptor-Antikörper können gemessen werden, um einen Morbus Basedow zu diagnostizieren. Die Ursachen einer Hyperthyreose können sehr vielfältig sein, weshalb auch die Therapie je nach Ursache angepasst werden muss und somit komplizierter ist als bei einer Hypothyreose. Die Behandlung einer Hyperthyreose ist zwingend notwendig, da es bei Nichttherapie zu einer thyreotoxischen Krise mit Fieber, Verwirrung, Übelkeit, Erbrechen oder schlimmstenfalls Koma kommen kann, was einen lebensbedrohlichen Notfall darstellt.
Falls Sie oder Personen in Ihrem Umfeld von einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse betroffen sind, weisen wir Sie auf die Immuntherapie der IMMUNOMED hin: https://immunmed.ch/.
Studentin Humanmedizin
Medizinische Content-Providerin (MED4LIFE)
Die Schilddrüse ist eine ca. 5cm grosse, schmetterlingsförmige hormon-produzierende Drüse unterhalb des Adamapfels. Hormone sind Botenstoffe. Das heisst, sie übermitteln wichtige Informationen von einem Organ des Körpers zu einem anderen. Dazu gehört zum Beispiel Insulin, das den Blutzucker senkt, oder Adrenalin, das in einem Stressmoment die Herzfrequenz und den Blutdruck steigert. Die Schilddrüse ist Produzent der wichtigen Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie Calcitonin. Calcitonin beeinflusst hauptsächlich den Calcium Stoffwechsel. Bestimmte Schilddrüsenerkrankungen führen zu einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Das Vorkommen von Schilddrüsenerkrankungen liegt in der Allgemeinbevölkerung bei 5,5%, wobei Frauen fünfmal häufiger betroffen sind als Männer (Melchert et al., 2002).
Schilddrüsenhormone beeinflussen viele Stoffwechselprozesse im ganzen Körper. Die Symptome sind daher auch vielfältig. Folgende Symptome können auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweisen (Schilddrüse – AMBOSS):
Bei folgenden Merkmalen sollte man wiederum eine Schilddrüsenunterfunktion in Erwägung ziehen:
An erster Stelle wird bei Verdacht auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung beim Arzt Blut abgenommen und daraus die Hormone TSH, T3 und T4 bestimmt. TSH, auch als „Thyroidea-stimulierendes Hormon“ bekannt, ist Teil eines Rückkopplungsmechanismus des Körpers zwischen Hirn, Schilddrüse und Blut. Gibt es zu viel T3 und T4 im Blut, bekommt die Schilddrüse den Befehl vom Gehirn mittels TSH, weniger T3 und T4 zu produzieren. Daher ist bei einer Schilddrüsenüberfunktion das TSH zu niedrig, bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist hingegen das TSH zu hoch. In der Regel sieht man zuerst eine Änderung des TSH Wertes. Bei einer „manifesten“ Schilddrüsenfunktionsstörung sind auch die T3 und T4 Werte auffällig. Erst dann treten in der Regel die oben genannten Symptome auf.
Es ist jedoch Vorsicht geboten – ein einmalig auffälliger TSH Wert schliesst nicht automatisch auf eine Schilddrüsenerkrankung. Diesen sollte man in der Regel bei fehlenden Symptomen ein paar Wochen später nochmals kontrollieren. Im nächsten Schritt kann man im Blut weitere Schilddrüsenhormone, wie Anti-TPO, TG-AK und TRAK untersuchen. Diese können auf autoimmun-bedingte Schilddrüsenerkrankungen hinweisen. Ebenfalls kommt eine Schilddrüsensonografie in Frage – hier wird die Schilddrüse mittels Ultraschall dargestellt, um Gewebe und Blutfluss genauer anzusehen (Schübel et al., 2017).
Hashimoto-Thyreoditis: Diese Autoimmunerkrankung ist die häufigste Ursache einer Unterfunktion. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis wird das Schilddrüsengewebe durch den eigenen Körper angegriffen und mit der Zeit zerstört. Die Erkrankung betrifft mehrheitlich Frauen und ist häufig genetisch vererbt. Sie wird durch lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen behandelt. Eine personalisierte Immuntherapie kann zusätzlich Abhilfe schaffen.
Medikamente: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann ebenfalls durch bestimmte Medikamente ausgelöst werden. Zum Beispiel durch Amiodaron, ein Herzrhythmusmedikament oder Lithium, das zur Behandlung von bipolaren Störungen eingesetzt wird. Die Behandlung erfolgt in diesen Fällen, wenn möglich, durch Absetzen der Medikamente und einer Schilddrüsensubstitution (Haverkamp et al., 2017).
Iod- oder Selenmangel: In westlichen Industrieländern ist dieser heutzutage grundsätzlich unwahrscheinlich, da unser Kochsalz mit Iod versehen ist. In Entwicklungsländern tritt dieses Erkrankungsbild hingegen gelegentlich auf.
Morbus Basedow: Bei dieser Autoimmunerkrankung kommt es zur Schilddrüsenhormonüberproduktion durch Stimulation durch einen Antikörper (TRAK). Dieser Wert ist in der Regel auch in der Blutabnahme erhöht. Besonders bei dieser Erkrankung kann es auch zur Bildung eines Kropfes, Glubschaugen und einer erhöhten Herzfrequenz kommen. Die Therapie besteht aus Thyreostatika. Thyreostatika blockieren die Bildung von Schilddrüsenhormonen. Vertreter dieser Gruppe sind Thiamazol, Carbimazol und Propylthiouracil (Hyperthyreose – AMBOSS).
Funktionelle Schilddrüsenautonomie: Hier gibt es verschieden Formen, die zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen führen. Diagnostizieren kann man diese oft durch einen Ultraschall der Schilddrüse. Hier kommt eine Radioiodtherapie in Frage; Bei diesem Eingriff nimmt die Schilddrüse radioaktives Iod auf, dieses zerstört über Betastrahlung das Schilddrüsengewebe, sodass kein Schilddrüsenhormon mehr nachgebildet werden kann.
Seltener sind Medikamente, wie Amiodaron und Iod, beziehungsweise ein iodhaltiges Kontrastmittel für eine Schilddrüsenüberfunktion zu verantworten. Auch Schilddrüsenkrebs kann eine mögliche Ursache sein. Hier gibt es verschiedene Formen. Die Therapie liegt in der Regel in der vollständigen operativen Entfernung der Schilddrüse sowie dem lebenslangen Ersatz von Schilddrüsenhormonen.
Neugeborene werden in der Regel auf angeborene Schilddrüsenfunktionsstörungen mittels eines TSH-Tests geprüft, bei auffälligem Ergebnis werden die Hormone T3 und T4 überprüft. Gegebenenfalls folgt eine geeignete Therapie. Um Schilddrüsenprobleme vorzubeugen, gilt es, auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten. Dazu gehört der Konsum von jodiertem Speisesalz, aber auch Milch und Meeresfrüchte enthalten natürlicherweise Jod (Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)).
In den meisten Fällen einer manifesten Schilddrüsenfunktionsstörung liegt eine Autoimmunerkrankung vor. Glücklicherweise schwinden die unangenehmen Symptome der Über- oder Unterfunktion grösstenteils oder auch komplett durch die Substitution des Hormons in Form von Tabletten, beziehungsweise durch die Reduktion der Hormone durch die sogenannten Thyreostatika. Insbesondere wenn andere Personen in der Familie an einer Schilddrüsenfunktionsstörung leiden, sollte man bei entsprechender Symptomatik daran denken, die Schilddrüsenwerte beim Arzt kontrollieren zu lassen.
Quellen
Haverkamp, W., Israel, C., & Parwani, A. (2017). Klinische Besonderheiten der Therapie mit Amiodaron. Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie, 28(3), 307–316. https://doi.org/10.1007/s00399-017-0516-0
Hyperthyreose—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 24. März 2023, von https://next.amboss.com/de/article/bg0HF2?q=schilddr%C3%BCsen%C3%BCberfunktion#Zb0518dd7f4d676782f525f793c42451a
Melchert, H.-U., Görsch, B., & Thierfelder, W. (2002). Schilddrüsenhormone und Schilddrüsenmedikamente bei Probanden in den Nationalen Gesundheitssurveys. Robert Koch-Institut.
Schilddrüse—AMBOSS. (o. J.). Abgerufen 24. März 2023, von https://next.amboss.com/de/article/bK0HUS?q=schilddr%C3%BCse#Za9308078fa5e6bd0d79f7c6695126789
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). (o. J.). gesundheitsinformation.de. Abgerufen 24. März 2023, von https://www.gesundheitsinformation.de/schilddruesenunterfunktion-hypothyreose.html
Schübel, J., Feldkamp, J., Bergmann, A., Drossard, W., & Voigt, K. (2017). Latent Hypothyroidism in Adults. Deutsches Ärzteblatt international. https://doi.org/10.3238/arztebl.2017.430
Assistenzärztin (MED4LIFE)
Die Schuppenflechte, fachsprachlich Psoriasis, ist eine chronisch verlaufende, autoimmune Hauterkrankung. Die Schuppenflechte ist jedoch, weil sie autoimmunvermittelt ist, im Gegensatz zu vielen anderen Hauterkrankungen nicht ansteckend. Sehr lange wurde angenommen, dass sich die Erkrankung auf die Haut begrenzt. Dieser Artikel zeigt jedoch nebst der Krankheitsentstehung auch auf, dass es weitere Manifestationen der Psoriasis gibt.
Die eigentliche Ursache ist eine Autoimmunreaktion der Haut. Der Grund für diese fehlgeleitete Immunantwort ist jedoch unklar. Man kann also den wirklichen Entstehungsprozess der Psoriasis noch nicht final nachvollziehen. Es wird angenommen, dass Stress, virale Infektionen und eine genetische Komponente mitverantwortlich sind für die Ausbildung dieser für die Psoriasis verantwortlichen autoimmunen Prozesse. Die Autoimmunität ist insbesondere gegen die hornbildenden Zellen (= Keratinozyten) der Haut gerichtet. Die Schuppenflechte verläuft chronisch und man kann sie therapeutisch (noch) nicht heilen. Der chronische Verlauf zeigt sich in Schüben. Therapeutisch werden vor allem die Schübe abgefedert und die extrakutanen Manifestationen – also die Symptome, die nicht die Haut betreffen – behandelt.
Die Schuppenflechte ist die häufigste chronische Erkrankung der Haut. In der Schweiz leiden etwa 2% der Bevölkerung an Schuppenflechte. Das bedeutet, dass eine aus 50 Personen an Schuppenflechte leidet. Die meisten erkranken vor dem 40. Lebensjahr und es gibt keine signifikante Geschlechterverteilung (d.h. es erkranken ungefähr gleich viele Männer wie Frauen).
Weil die fehlgeleitete Immunantwort gegen die Keratinozyten eine lokale Entzündung auslöst, vermehren sich die Keratinozyten viel schneller als normal, was zu einer deutlich verstärkten Bildung der Hautzellen führt. Dadurch wird die Haut an den betroffenen Stellen dick und schuppig. Die am häufigsten betroffenen Stellen sind Ellbogen, Knie und der Kopf. Die schuppigen Flecken sind gerötet und grenzen sich scharf von der umliegenden gesunden Haut ab. Zudem jucken die geröteten Areale meist sehr stark, weil die freien Nervenendigungen in der Haut durch die Entzündung gereizt werden.
Ungefähr ein Drittel aller Patientinnen und Patienten mit Schuppenflechte leidet nicht nur an den Hautsymptomen, sondern auch an der sogenannten Psoriasis-Arthritis. Dabei weitet sich die Entzündung auf die Gelenke aus (siehe auch Rheumatoide Arthritis); die Entzündung beschränkt sich also nicht nur auf die Haut. Bei der Psoriasis-Arthritis sind insbesondere die Fingergelenke betroffen – sie schmerzen und schwellen an. Eine weitere häufige extrakutane Manifestation der Schuppenflechte ist die Vaskulitis (= Gefässentzündung). Die Vaskulitis geht mit einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko einher. Fazit: Die Schuppenflechte ist nach dem heutigen Wissensstand eine systemische Entzündung und nicht eine Entzündung, welche sich nur auf die Haut beschränkt. Daher ist ein Therapieschema, welches nur die Haut adressiert, falsch.
Die Therapie adressiert einerseits die Hautentzündung, aber andererseits auch die systemische Komponente der Schuppenflechte. Für die kutanen Symtome werden topische Medikamente (=Salben) verwendet, welche in der Regel cortisonhaltig sind. Die systemische Komponente der Entzündung wird mit einer Immunsuppression behandelt. Hierbei wird vor allem das Methotrexat verwendet. Neuerdings sind auch sogenannte Biologika auf dem Vormarsch. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass das Medikament gentechnisch hergestellt wird und daher viel spezifischer wirkt als das Methotrexat. Weil die Biologikatherapie jedoch noch sehr teuer ist, findet sie noch keine breite klinische Anwendung.
Nebst der medikamentösen Therapie, gibt es einige hilfreiche Alltagsmassnahmen für Betroffene. Insbesondere eine gute Hautpflege ist bei der Psoriasis entscheidend. Nach jedem Duschgang sollen die entzündeten Areale mit einer rückfettenden Salbe eingecremt werden. Dies reduziert die Häufigkeit von Schüben und spendet der durch die Entzündung gereizten Haut Feuchtigkeit. Zudem sollen pH-neutrale und nicht parfümierte Duschmittel verwendet werden, um so einem unnötigen Hautreiz vorzubeugen. Auch die Kleiderwahl kann den Hautreiz beeinflussen. Es sollten insbesondere nicht-enganliegende Wollkleider getragen werden, weil diese den geringsten Hautreiz auslösen. Enganliegende Kleider lösen gerade in den Sommermonaten durch den Schweiss einen starken Hautreiz aus.
Falls Sie selbst oder Menschen in Ihrem Umfeld von der Schuppenflechte betroffen sind, empfehlen wir eine personalisierte Immuntherapie: https://immunmed.ch/.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)